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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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an ihre Schläfe.
    »Elloran«, sagte Karas dringlich. »Wir müssen jetzt bald miteinander über deinen weiteren Weg sprechen. Es ist höchste Zeit, Kind.«
    »Aber nicht hier und heute«, unterbrach ihn Veelora gereizt. »Du wirst dich jetzt nämlich hinlegen. Jemaina schaut gleich nach dir, und Galen schickt uns ebenfalls seinen Heiler vorbei.«
    »O bitte, nein!« protestierte Karas, während sie ihn unnachgiebig mit sich zerrte. »Erspare mir wenigstens diesen ungehobelten Menschen, Vee, bitte! Ich verspreche dir auch, daß ich brav im Bett bleibe ...« Sein Jammern verklang, als die Tür hinter ihnen zufiel.
    Ich setzte mich auf den niedrigen Diwan. Das spiel stand auf dem Tisch, und ich betrachtete die Aufstellung der Figuren. Der Narr war verschwunden, und in der Gruppe der Fremden tauchte nun eine neue Figur auf: eine Gestalt, die seltsam gespalten erschien. Ich nahm sie in die Hand und betrachtete sie genauer. Mein Blick versenkte sich in ihre gemalten Augen und wanderte über ihr Gesicht. Der Ausdruck des Figürchens war voller Spannung, alles an ihr deutete eine Gespaltenheit an, die sie schier von innen zu zerreißen drohte. Sogar ihre Kleider zeigten diese Bedrohung, wie ich jetzt erkannte. Sie trug Kleidungsstücke, die nicht zueinanderpaßten: eine schmale, strenge Jacke von fremdartigem Zuschnitt über einer bequemen Hose, wie ich sie mochte; darunter an einem Fuß einen Stiefel und am anderen einen niedrigen Schuh, und in ihren ausgebreiteten Händen hielt sie eine Sonne und einen Mond. Die Welt versank um mich herum, während ich die Spielfigur in meinen Händen hielt und zu ergründen versuchte, warum ich das Gefühl hatte, daß sie mir etwas sehr Wichtiges mitzuteilen versuchte.
    Leonies Stimme riß mich aus meiner Betrachtung. Ich eilte zu ihr und kniete neben ihrem Sitz nieder. Galen umklammerte immer noch mit geschlossenen Augen ihr Handgelenk. Sein leichenhaft schimmerndes Gesicht war von einem dünnen Schweißfilm überzogen. Magramanir, die bewegungslos auf Leonies Schulter saß, richtete ihre Knopfaugen auf mich, und Leonie lächelte sacht. Sie wirkte kräftiger als noch eine Stunde zuvor.
    »Elloran«, wiederholte sie. »Du mußt in Kürze eine sehr wichtige Entscheidung treffen, Kind. Der Botschafter und dein Vater werden dir erklären, worum es geht, und ich rate dir, sehr gründlich über das nachzudenken, was sie dir vorschlagen werden. Laß dich bitte nicht drängen, weder von ihnen noch von deinen Großeltern. Triff deine Entscheidung nicht übereilt, Elloran, das bitte ich dich inständig. Es hängt sehr viel davon ab.«
    »Worum g-geht es denn dabei?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du wirst es bald erfahren«, sagte sie. Magramanir wandte den Kopf. »Galen, ich danke dir. Schone lieber deine Kräfte, mein Freund.«
    Er nickte schwach und ließ sie los. Seine Arme fielen schlaff an seine Seiten, und er schwankte leicht. Ich griff zu und stützte ihn.
    »Möchtest du in dein Quartier?« fragte ich besorgt. »Ich kann versuchen, Akim aufzutreiben ...«
    Er schüttelte den Kopf. »Es geht gleich wieder«, sagte er matt. »Bring mich zu Nikal.«
    Ich rief Leonie einen Gruß zu und half Galen zur Tür hinaus. Nikal schlief fest, als wir eintraten, aber er erwachte sofort, als hätte ihn jemand gerufen, als Galen neben dem Bett stand. Er öffnete die Augen und sah den Botschafter verwirrt an.
    »Ach du meine Güte«, sagte er und setzte sich hastig auf. Galen ließ sich auf die Bettkante sinken, und Nikal griff nach seiner Hand. »Lieber Himmel. Galen, du hast Fieber!« Er legte seinen Arm um den anderen und zog ihn an sich. Der Botschafter ließ es stumm geschehen, schloß nur ermattet die Augen. Nikal strich ihm über den haarlosen Schädel und murmelte: »Du bist wirklich unvernünftig, Jihhan. Wie lange hast du den Wechsel verzögert?«
    Galens Lippen zuckten. »Fast ein Standardjahr«, antwortete er schleppend.
    »Du gehörst wahrhaftig geprügelt«, schimpfte Nikal. Im Gegensatz zu seinem harschen Ton liebkoste seine Hand immer noch den Kopf des anderen Mannes. »Wie hast du das Akim verkaufen können?«
    »Er hat eingesehen, daß der Zeitpunkt nicht günstig gewesen wäre. Die Verhandlungen mit den T'jana ...« Galens Stimme wurde kräftiger, und er richtete sich etwas auf. Nikal ließ seine Hand sinken und legte sie über die schmalen Finger Galens. Die beiden hatten mich vollständig vergessen. »Der maior ist tödlich verunglückt«, erklärte der Botschafter.
    Nikal verzog

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