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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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das Gesicht. »Hat jemand nachgeholfen?« fragte er trocken.
    Galen schloß die Augen und öffnete sie wieder. »Sagen wir, ich habe mich dem minor nicht in den Weg gestellt«, erwiderte er vorsichtig.
    Nikal lachte kurz und humorlos auf. »Und sagen wir weiter, du hast dem minor den einen oder anderen zarten Wink gegeben, daß die Allianz es nicht ungerne sähe, wenn dem maior etwas zustieße?« Galen hob nur eine seiner Brauen.
    »Wer ist neuer minor?« fragte Nikal.
    »Der älteste Sohn des neuen maior«, sagte Galen. »Ein ganz vernünftiger Junge, glaube ich. Wie sein Vater. Ich hätte es zwar vorgezogen, wenn der neue maior seine Schwester ernannt hätte – eine beeindruckende Frau, sehr klug und besonnen – aber du kennst die S'aavara. Deshalb konnte ich auch meinen Wechsel nicht riskieren. Sie hätten sich danach auf keine Verhandlungen mehr eingelassen, Kolja.«
    »Aber jetzt solltest du dich schleunigst an Bord begeben, mein Herz. Ich komme mit dir – diesmal mußt du es nicht alleine durchstehen! Schlimm genug, daß ich bei deinem letzten Wechsel nicht dabeisein konnte.« Nikal erhob sich und half dem Botschafter auf. Sein Blick traf mich, die ich geduldig und unauffällig in der Ecke saß. Überraschung und leises Schuldbewußtsein malte sich in seinen Zügen. »Ach, Ell! Dich hatte ich vollkommen vergessen! Ich habe euch einander noch gar nicht richtig vorgestellt. Aber ihr kennt euch inzwischen ja recht gut, glaube ich.« Galen blickte mit seinem unsichtbaren Lächeln in meine Augen. »Elloran, Galen und ich sind Jihhan, Lebenspartner. Ihr würdet es wohl eine Ehe nennen, was wir führen.« Er räusperte sich unbehaglich, als er meinen starren Blick sah. Galen berührte sacht meine Hand.
    – Stieftochter , erklang sein amüsierter Kommentar in meinem Geist.
    Nikal musterte uns mißtrauisch. »Was habt ihr miteinander zu bereden?« fragte er verschnupft.
    Galen ließ die Hand sinken, und ich bildete mir gewiß nur ein, er hätte mir zugezwinkert. »Geht dich nichts an«, sagte er fast unhöflich. »Bring mich jetzt zurück, Kolja, bitte.« Seine Stimme vibrierte gespenstisch. Alles im Raum schien leise mitzuschwingen, obwohl er nicht laut gesprochen hatte. Ein unangenehmes Schwirren bohrte sich durch meinen Kopf und schmerzte in meinen Augen. Ich preßte die Hände gegen die Ohren, aber der Schmerz wurde stärker.
    Nikal schien es auch zu spüren, denn seine Lippen wurden weiß. »Galen«, sagte er mühsam. »Reiß dich doch ein bißchen zusammen, mein Herz!« Der Botschafter sackte zusammen und legte wie in einem Schwächeanfall seinen Kopf gegen Nikals Brust. Der unangenehme Schmerz ließ nach und verflog endlich ganz.
    »Wunderbar«, sagte Nikal leise. »Komm, laß uns gehen. Ell, ich melde mich bei dir. Galen braucht mich jetzt dringender.«
    Ich sah beiden nach, wie sie den Raum verließen und schloß stöhnend meine Augen. Nikals Worte tanzten wie Irrwische durch mein Gehirn. Jede seiner kargen Erklärungen schien weitere Fragen in sich zu bergen, wie Puppen in einer Puppe. Und dann auch noch dieses Bild: zwei Männer, die miteinander verheiratet waren und nicht einmal der gleichen Art angehörten – das ging über alles hinaus, was ich kannte. Wie unverständlich und beängstigend mußte die Umgebung sein, aus der sie stammten. Welten über Welten mit fremdartigen Lebewesen, die sich so gut zu tarnen verstanden, daß sie zwischen uns leben konnten, ohne Mißtrauen zu erwecken, und die dennoch so anders dachten und fühlten als mein Volk! Ich merkte, daß ich entsetzlich fror und legte mir eine Decke um die Schultern. Zusammengekauert hockte ich am geöffneten Fenster, durch das eine laue, süß duftende Brise strich und starrte in die Dämmerung hinaus. Die ersten Sterne blinzelten am noch hellen Abendhimmel, und mir war, als sähe ich sie zum ersten Mal. Reglos sah ich zu, wie es dunkelte und immer mehr Sterne auftauchten. Da, dort war Galens Heimatstern – zum Greifen nah hing er über meinem Kopf.
    So fand mich Jenka. Sie kam zu mir und legte ihren Arm um meine Hüften. Aneinandergeschmiegt sahen wir in den Nachthimmel, und mein Herz war schwer, weil ich mit ihr nicht über das sprechen konnte, was mir an diesem Tag widerfahren war.
    »Du bist ganz kalt und steif«, schalt sie nach einer Weile liebevoll und massierte meine verkrampften Schultern. »Wie lange sitzt du denn schon hier?« Sie drückte einen Kuß in meinen Nacken. »Komm, ich wärme dich wieder auf.« Sie zog mich hoch und

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