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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Schiff zweifellos unbeschädigt in die Hände bekommen.
    »Grome! Du hast mit Sterblichen keinen Streit!« rief Elric von neuem. »Laß uns zufrieden. Äußere deinen Wunsch, wenn du einen hast, aber tu' uns dafür diesen Gefallen!«
    Elric brüllte Worte, wie sie ihm in den Sinn kamen. Im Grunde rechnete er nicht damit, daß der Erdgott ihn anhörte - oder gar reagierte, wenn er es doch tat. Aber er wußte nicht, was er sonst hätte tun sollen.
    »Grome! Grome! Grome! Hör mich an!«
    Zur Antwort wurde das Lachen noch lauter, ein Lachen, das jeden Nerv in seinem Körper zum Vibrieren brachte. Die Erde wogte höher und senkte sich tiefer, und das Schiff wirbelte im Kreis, bis Elric schon glaubte, seine Sinne würden ihn vollends im Stich lassen.
    »König Grome! König Grome! Ist es fair, jemanden umzubringen, der dir nichts zuleide getan hat?«
    Und tatsächlich: Langsam beruhigte sich die bewegte Erde, und das Schiff lag still, und eine riesige braune Gestalt stand daneben und blickte auf die Männer herab. Die Gestalt war erdfarben und sah aus wie eine mächtige alte Eiche. Haar und Bart hatten die Farbe von Blättern, und die Augen schimmerten wie Golderz, die Zähne waren wie Granit und die Füße wie Wurzeln, die Haut schien anstelle von Haar von winzigen grünen Schößlingen bedeckt zu sein, und er roch scharf und muffig und doch herzhaft, wie aufgebrochene Erde riecht, und es war König Grome von den Erdgeistern. Er schnaufte und runzelte die Stirn und sagte mit einer leisen, durchdringenden Stimme, die heiser und mürrisch klang:
    »Ich will mein Schiff!«
    »Wir können dir das Schiff nicht geben, König Grome«, sagte Elric.
    Gromes Verdrießlichkeit nahm zu. »Ich will mein Schiff«, sagte er trotzig. »Ich will das Ding haben. Es gehört mir.«
    »Was kann es dir denn nützen, König Grome?«
    »Nützen? Es gehört mir!«
    Grome stampfte auf, und Wellen liefen über die Ebene.
    Elric sagte in verzweifeltem Ton:
    »Das Schiff gehört deinem Bruder König Straasha. Er überließ dir einen Teil seines Reiches, und du gabst ihm dafür das Schiff. So lautete die Abmachung.«
    »Ich weiß nichts von einer Abmachung. Das Schiff gehört mir!«
    »Wenn du das Schiff nimmst, muß König Straasha auch das Land zurücknehmen, das er dir gab.«
    »Ich will mein Schiff!« Die riesige Gestalt veränderte ihre Position, und Erdbrocken lösten sich von ihr und landeten laut polternd auf dem Boden und auf dem Schiffsdeck.
    »Dann mußt du uns erst töten«, sagte Elric.
    »Töten? Grome tötet keine Sterblichen. Er tötet nicht. Grome erschafft. Grome läßt Leben entstehen.«
    »Du hast bereits drei Besatzungsmitglieder getötet«, erklärte Elric. »Drei sind tot, König Grome, durch deinen schrecklichen Landsturm.«
    Grome zog die Brauen zusammen und kratzte sich raschelnd den mächtigen Kopf. »Grome tötet nicht«, wiederholte er mürrisch.
    »O doch, König Grome hat bereits getötet«, sagte Elric leise. »Drei Menschenleben sind verloren.«
    Grome knurrte vor sich hin: »Aber ich will mein Schiff.«
    »Das Schiff wurde uns von deinem Bruder geliehen. Wir können es dir nicht geben. Außerdem hat unsere Reise einen Zweck - einen, der sich sehen lassen kann, finde ich. Wir.«
    »Ich habe mit solchen Sachen nichts im Sinn -und ihr seid mir gleichgültig. Ich will mein Schiff. Mein Bruder hätte es euch nicht leihen dürfen. Ich hatte es fast vergessen. Aber wo ich mich jetzt daran erinnere, will ich es wiederhaben.«
    »Würdest du dich nicht anstelle des Schiffes mit etwas anderem zufriedengeben, König Grome?« warf Dyvim Tvar ein. »Mit einem anderen Geschenk?«
    Grome schüttelte den Riesenkopf. »Wie könnte ein Sterblicher mir etwas schenken? Schließlich nehmen mir die Sterblichen andauernd etwas fort. Sie stehlen meine Knochen und mein Blut und mein Fleisch. Könntest du alles zurückgeben, was deine Artgenossen mir geraubt haben?«
    »Gibt es denn gar nichts?« fragte Elric.
    Grome schloß die Augen.
    »Edelmetalle? Juwelen?« fragte Dyvim Tvar. »Davon haben wir viel in Melnibone.«
    »Ich habe selbst genug«, sagte König Grome.
    Elric zuckte verzweifelt die Achseln. »Wie kann man mit einem Gott handeln, Dyvim Tvar?« Er setzte ein bitteres Lächeln auf. »Was kann sich der Lord des Bodens schon wünschen? Mehr Sonne, mehr Regen? Solche Geschenke können wir nicht verteilen.«
    »Ich bin ein ziemlich barscher Gott«, sagte Grome, »falls ich wirklich ein Gott bin. Aber eure Kameraden wollte ich nicht

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