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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gefürchtet. So wurden Elric und seine Männer zumindest äußerlich sehr respektvoll behandelt und bekamen in den von ihnen frequentierten Gasthäusern einigermaßen gutes Essen und Wein vorgesetzt.
    In der größten Hafenschänke, einem Lokal mit dem Namen Reisebeginn und Gesunde Heimkehr, stieß Elric auf einen gesprächigen Wirt, der früher erfolgreich als Fischer gearbeitet hatte und die südliche Küste einigermaßen kannte. Jedenfalls kannte er Oin und Yu, hatte aber keine hohe Meinung davon.
    »Man könnte meinen, die Leute rüsten für einen Krieg, mein Lord.« Er blickte Elric mit hochgezogenen Augenbrauen an und versteckte sein Gesicht wieder im Weinkrug. Dann wischte er sich über die Lippen und schüttelte den Rotschopf. »Da würdet Ihr aber gegen Spatzen ins Feld ziehen. Oin und Yu sind praktisch gar keine selbständigen Länder. Die einzige einigermaßen ordentliche Stadt ist Dhoz-Kam - und die müssen sie sich teilen, liegt sie doch halb an einem Ufer des Ar-Flusses und halb am anderen. Was das restliche Oin und Yu angeht - dort leben Bauern, die meistens so wenig gebildet sind, daß die Armut überwiegt. Dort sind schwer gute Soldaten zu finden.«
    »Von einem melniboneischen Renegaten, der Oin und Yu angeblich erobert hat und die Bauern jetzt für den Krieg ausbildet, hast du nichts gehört?« Dyvim Tvar stützte sich neben Elric auf die Bar. Er trank vorsichtig aus einem breiten Weinkelch. »Prinz Yyrkoon heißt der Verräter.«
    »Sucht Ihr den?« Der Wirt begann sich für das Gespräch zu interessieren. »Ein Streit zwischen Drachenprinzen, wie?«
    »Das ist unsere Sache«, sagte Elric hochmütig.
    »Natürlich, meine Lords. Sie sei Euch unbenommen.«
    »Du weißt nichts von einem großen Spiegel, der das Gedächtnis der Menschen stiehlt?« wollte Dyvim Tvar wissen.
    »Ein Zauberspiegel?« Der Wirt legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. »Ich wette, in Oin und Yu gibt es nicht einmal einen einzigen anständigen normalen Spiegel! Nein, mein Lord. Ich glaube, Ihr irrt Euch, wenn Ihr von jenen Ländern Gefahr erwartet!«
    »Da hast du zweifellos recht«, sagte Elric und starrte in seinen Wein, den er noch nicht angerührt hatte. »Aber es wäre ratsam, wenn wir uns selbst davon überzeugten - und es läge auch in Lormyrs Interesse, rechtzeitig gewarnt zu sein, sollten wir finden, was wir suchen.«
    »Macht Euch um Lormyr keine Sorgen. Sollte aus jener Ecke der wahnwitzige Versuch gemacht werden, uns anzugreifen, werden wir mühelos damit fertig. Aber wenn Ihr Euch selbst überzeugen wollt, müßt Ihr der Küste drei Tage lang folgen, bis Ihr eine große Bucht erreicht. Der Ar mündet in diese Bucht, und an den Ufern dieses Flusses liegt Dhoz-Kam - ein ziemlich heruntergekommenes Nest, besonders für eins, das zwei Ländern als Hauptstadt dient. Die Einwohner sind korrupt, verdreckt und krank, doch zum Glück sind sie auch faul und machen daher wenig Ärger, besonders wenn man das Schwert zur Hand hat. Schon nach einer Stunde in Dhoz-Kam werdet Ihr erkennen, wie absurd der Gedanke ist, daß diese Leute für andere eine Gefahr darstellen könnten -es sei denn, sie kämen dicht genug an Euch heran, um Euch mit einer der dort umlaufenden Krankheiten anzustecken!« Wieder lachte der Wirt schallend über seinen Humor, und als er wieder zu Atem gekommen war, fügte er hinzu: »Oder es sei denn, Ihr fürchtetet die Flotte der beiden Länder. Sie besteht aus etwa einem Dutzend stinkender Fischerboote, von denen die meisten so seeuntüchtig sind, daß sich die Leute nur ins flache Wasser der Flußmündung wagen.«
    Elric schob seinen Weinkelch zur Seite. »Wir danken dir, Wirt.« Er legte ein melniboneisches Silberstück auf den Tresen.
    »Darauf kann ich kaum herausgeben«, sagte der Wirt hastig.
    »Du brauchst uns nichts herauszugeben«, sagte Elric.
    »Vielen Dank, Ihr Herren. Möchtet Ihr die Nacht in meinem Haus verbringen? Ich kann Euch die besten Betten von Ramasaz bieten.«
    »Das geht leider nicht«, sagte Elric. »Wir schlafen heute an Bord unseres Schiffes, damit wir im ersten Morgengrauen Anker lichten können.«
    Der Wirt blickte den Melniboneern nach. Instinktiv biß er auf die Silbermünze, zog sie aber sofort wieder aus dem Mund, als er einen seltsamen Geschmack wahrzunehmen glaubte. Er drehte die Münze hin und her und starrte sie mißtrauisch an. Könnte melniboneisches Silber für einen gewöhnlichen Sterblichen tödlich sein? Am besten ging er kein Risiko ein. Er steckte die

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