Elton John - Bego, M: Elton John
die waren bei uns nur aus Aluminium, deswegen tat das nicht weh. Oder es schlich sich jemand an ihn heran und zog die Kabel aus seinen Verstärkern. Ich glaube, es wurden auch mal ein paar Liter Bier ins Klavier gekippt.“
Dennoch trat Reggie die nächsten anderthalb Jahre einmal in der Woche dort auf und wurde sogar dafür bezahlt. „Ich bekam ein Pfund pro Abend“, erzählte Elton, „aber ich hatte auch noch eine kleine Kiste, die ich am Ende meines Auftritts herumgehen ließ. Als ich in dem Laden anfing, kam kaum jemand in die Bar, aber später war es jedes Wochenende gerammelt voll. Mit dem Trinkgeld, das ich einsammelte, verdiente ich etwa 25 Pfund pro Woche. Das war super, wenn man bedenkt, dass ich ja damals noch zur Schule ging.“ (10)
Reginald Dwight wurde bald als eine Art Wunderkind bekannt. Dass er eine regelmäßige Auftrittsmöglichkeit hatte, für die er auch noch bezahlt wurde, war eine reife Leistung. „Jeden Freitag, Samstag und Sonntag spielte und sang ich in der Bar des Northwood Hills Hotel“, berichtete er, „und zwar ein ganzes Jahr lang. Ich glaube nicht, dass ich je einen Termin ausgelassen habe. Ich sang Songs von Jim Reeves, Cliff Richard, alles, was gerade angesagt war. Aber auch Sachen wie ‚Roll Out The Barrel‘ oder Cockney-Songs wie ‚When Irish Eyes Are Smiling‘. Das musste man spielen, sonst wurde man mit Bier begossen. Al Jolson-Songs waren auch sehr beliebt.“ (11)
Das waren noch Zeiten: 2009 waren Elton Johns Fans bereit, Tausende von Dollars zu zahlen, um die letzten Shows seiner Auftrittsreihe im Caesar’s Palace in Las Vegas zu sehen, und 1962 ging man einfach in die Bar in der Joel Street 66 in Northwood Hills und konnte der aufstrebenden Legende umsonst zuhören, wenn man sich ein Glas Bier bestellte. Niemand hätte sich damals vorstellen können, dass der bebrillte Junge am Klavier eines Tages eine Rocklegende sein würde.
Die Gigs im Hotel gaben Reggie Selbstvertrauen und erweckten in ihm den Wunsch, den nächsten Schritt zu wagen. In dieser Zeit trat er seiner ersten Band bei. Sie nannten sich The Corvettes, nach dem Sportwagen, der damals bei Teenagern hoch im Kurs stand. Reggie spielte Klavier, Stewart Brown übernahm die Leadgitarre und Geoff Dyson den Bass. Am Schlagzeug saß der Sohn des örtlichen Pub-Besitzers. Trotz ihres coolen Namens hielten die Corvettes nicht lange durch. Als der Schlagzeuger sich plötzlich verabschiedete, standen Reggie und seine Freunde ziemlich verloren da und lösten die Band in aller Stille auf.
Wenig später tat sich Reggie mit ein paar Freunden zusammen und gründete die Gruppe Bluesology. Wenn er nicht zur Schule ging, die Royal Academy Of Music besuchte oder im Hotel auftrat, dann probte er mit ihnen. Inzwischen hatte sich die Musikszene um ihn herum gewandelt, und England war plötzlich zu einer echten Größe auf der Rock-Landkarte geworden. Der ansteckende Sound der Beatles hatte das Musikgeschäft entscheidend verändert. 1963 eroberten sie England, und im Februar 1964, nachdem die vier Liverpooler in der amerikanischen Fernsehsendung The Ed Sullivan Show aufgetreten waren, fraß ihnen auch Amerika aus der Hand. Nur Wochen später hatte es den Anschein, als ob die Beatles mit ihrem frischen Look und ihrem radikal neuen Sound auch den Rest des Planeten für sich eingenommen hatten. Aber es war nicht nur ein neuer Look und ein neuer Sound – die Beatles produzierten ein unglaubliches Multimedia-Phänomen. Die Beatlemania war in vollem Gange.
Reginald entdeckte durch die Beatles ganz neue Ziele und Ideen. Er erlebte mit, wie direkt vor seinen Augen unbekannte britische Jungs praktisch über Nacht zu großen Stars wurden.
Zwar hatte Reggie, wie er behauptete, nicht viele Freunde, aber einer seiner besten Kumpel, mit dem er viel Zeit verbrachte, war sein Cousin Paul Robinson, der Sohn von Tante Win, der ein paar Jahre jünger war als Reggie.
Wenn sie sich trafen, gingen sie meist zu Reggie, der Paul seine wachsende Plattensammlung zeigte. Paul erinnert sich, dass Reggie vor allem von den Beatles begeistert war. „Er sagte, sie seien das Größte, was je passiert sei. Wir saßen mit den Plattencovern da und er zeigte mir, wer John, Paul, George und Ringo war.“ (12)
Reggie war so fasziniert von den Beatles, dass er seinen Cousin Paul einmal zu einem Konzert der Fab Four mitschleppte. „Wir waren wegen einer Schulausstellung nach London gefahren. Dort war es aber total langweilig, und Reg fragte: ‚Hast
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