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Elton John - Bego, M: Elton John

Elton John - Bego, M: Elton John

Titel: Elton John - Bego, M: Elton John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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Ruhestand. Ich will es nur eine Zeitlang lockerer angehen.“ (21)
    Auch wenn man ihm in England nach wie vor mit einer gewissen Reserviertheit begegnete, in den USA war es eine völlig andere Sache. In den Augen der Amerikaner war Elton John zu der Zeit der größte Musiker auf der Welt. In den vierziger Jahren gab es Frank Sinatra, Elvis Presley war DAS Phänomen der Fünfziger, und die Sechziger standen unter dem Zeichen der Beatles. Jetzt, in den siebziger Jahren, drehte sich alles um Elton John.
    Die aktuelle Tour war Elton Johns zehnte US-Tour, und man schätzte, dass er nach den 31 Auftritten, für die er unter anderem den Madison Square Garden in New York eine ganze Woche gebucht hatte, allein in diesem Sommer vor 750.000 Menschen gespielt haben würde. Die Show und die Bühnenaufbauten waren so aufwändig, dass ein Team von 75 Helfern mit ihm reiste, die den Auf- und Abbau übernahmen und dafür sorgten, dass die Show jeden Abend perfekt über die Bühne lief. Elton reiste mit seinem eigenen, auf den Namen The Starship getauften Privatjet.
    Bernie war bei dieser Tour ebenfalls dabei und genoss vom Mischpult aus einen perfekten Blick auf die Shows. „Ich komme mir vor wie ein Mitglied der Roadcrew“, sagte er damals. „Aber ich stehe darauf, auf Tour zu gehen, und diese Band ist wie eine große Familie. Ich will nichts von dem, was hier abgeht, verpassen. Ich weiß, das klingt jetzt abgedroschen, aber es macht mich echt high, die Texte zu hören und Elton zu sehen.“ (22)
    In den sieben Jahren seit Beginn seiner Karriere hatte Elton zu diesem Zeitpunkt sechzehn Alben und unzählige Singles herausgebracht. „Nicht schlecht für einen pummeligen, zur Glatze neigenden und furchtbar kurzsichtigen Typen, der eigentlich nie wirklich singen wollte, oder?“, wie einmal Elton sagte. (23)
    Charles Charlesworth vom britischen Musikmagazin Melody Maker flog in die Staaten, um einen Teil von Eltons ’76er-Tour zu begleiten – und konnte kaum fassen, was er dort erlebte. Die amerikanischen Massen schienen auf Star-Modus umgeschaltet zu haben, und zwar bis zum Anschlag. Fassungslos schaute Charlesworth einer komplett vom Starrummel hingerissenen Familie – Vater, Mutter und zwei kleine Mädchen – zu, da erspähte der Mann Bernie Taupin, der in der Bar der Lobby gerade eine Dose Coors-Bier trank. Er spurtete zu dem Liedtexter hinüber und fragte ihn, ob er die leere Dose als Souvenir haben könnte.
    „Was willst du machen?“, fragte Bernie Charlesworth, nachdem er dem Elton-verrückten Vater die leere Bierdose gegeben hatte. „Manchmal möchtest du laut loslachen, aber eigentlich ist es peinlich. Ich verstehe es ja, wenn es ein Kid ist, aber das hier war ein erwachsener Mann. Er hat gesagt, sie alle seien Elton-Fans. Die ganze Familie hocke daheim zusammen und höre sich Elton-Platten an. Und er habe einen Song geschrieben, den er uns schicken will. Wir sollen ihn aufnehmen. Also, ich weiß nicht …“ (24)
    Die Stadien und die Menschenmassen in Amerika schienen von Auftritt zu Auftritt größer zu werden. Im Pontiac Silverdome von Detroit spielten Elton und Band vor einem gewaltigen Publikum von mehr als 80.000 Zuschauern. Die ganze Sache geriet irgendwie zu groß. „Auf dieser Tour“, gestand Elton, „deprimiert es mich manchmal, wenn ich in großen Arenen spiele. Vor allem im Pontiac-Stadion war das so. Wenn du hinaus ins Publikum schaust, ist es, als würdest du Tiere in einem Käfig sehen. Mein Gott, das muss wirklich aufhören.“ (25)
    Auch auf dieser Tour blieb Elton seinem Hang zu verrückten Kostümen treu. Seine amerikanischen Fans erwarteten von ihm inzwischen schon geradezu irgendeine Unerhörtheit, und Elton tat sein Bestes, sie nicht zu enttäuschen. Zu seinen Outfits in diesem Sommer zählten ein mit schwarzen und weißen Klaviertasten verziertes Stierkämpferjackett, ein Uncle Sam-Kostüm in den Farben der US-Fahne samt Zylinder sowie sein berüchtigtes Plüschgemüse-Outfit.
    Am 4. Juli 1976 feierten die USA den 200. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit, und Elton John trat im ausverkauften Schaeffer Stadion von Foxborough, Massachusetts als größte Frauenfigur Amerikas vor die Fans – verkleidet als Freiheitsstatue. Der Auftritt entbehrte nicht einer gewissen Ironie: An dem Tag, an dem die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit vom englischen König feierten, jubelten zehntausende Amerikaner und Amerikanerinnen einer singenden, in einen Freiheitsstatuenfummel gekleideten englischen

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