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Elton John - Bego, M: Elton John

Elton John - Bego, M: Elton John

Titel: Elton John - Bego, M: Elton John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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    Leider war Bernies Stimmung definitiv im Eimer, als sie die Sessions für Blue Moves aufnahmen. „Snow Queen“, den Song, den sie für die B-Seite von „Don’t Go Breaking My Heart“ auswählten, war Bernie Taupins Art, über Cher zu schreiben.
    Eigentlich ist „Snow Queen“ eine schöne, von Gitarre und Konga getragene Ballade in mäßigem Tempo, ein liebenswertes Lied, und die Kombination von Eltons Leadstimme und Kikis klarer und schöner Harmoniestimme macht den Song zu einem vergessenen Juwel. Im Text lebt Cher, die „Schneekönigin“, in einem perfekten Haus „in den Hügeln“, also den Hollywood Hills. Sie residiert hinter „kalten schwarzen Toren“ und ist zugleich schlagfest wie Knochenporzellan. Aber dann wirft Bernie ihr in seinem Text vor, ihre Zeit mit „Männern ohne Geschmack“ zu verschwenden – wohl ein Seitenhieb gegen Chers damaligen Freund, den Rockstar Gregg Allman.
    Natürlich wurde auch die für den Text des Songs nicht unwichtige, in dem Wörtchen „Snow“ enthaltene Anspielung von etlichen Rock-Journalisten aufgegriffen. Cher war im September 1974 nach einem Konzert der Average White Band im Club Troubadour zu einer Hollywood-Party des millionenschweren Börsenhändlers Ken Moss eingeladen worden. Als sie dort eintraf, zog irgendjemand ein mit weißem Pulver gefülltes Fläschchen hervor, von dem alle annahmen, es sei Kokain. Tatsächlich aber war es eine Mischung aus Heroin und Morphium. Einige Leute zogen eine Line des Stoffes, doch statt der erwarteten Kokain-Euphorie verloren sie das Bewusstsein, darunter auch der Schlagzeuger der Band, Robbie McIntosh. Er wurde in sein Motelzimmer in North Hollywood verfrachtet, um dort seinen Rausch auszuschlafen. Neun Stunden später war er tot. Ein anderes von der Mixtur schwer angeschlagenes Band-Mitglied, der Bassist Alan Gorrie, wurde von Cher gerettet. Sie rief ihren Arzt – genauer gesagt: ihren Gynäkologen – an, der ihr riet, mit ihm herumzulaufen, damit er das Bewusstsein nicht verlor, und ihn dazu zu bringen, sich zu übergeben. Cher befolgte die Anweisungen und rettete damit das Leben des Bassisten. Als die Boulevardpresse Wind von der Story bekam, prangte natürlich Chers Name in allen Schlagzeilen – was Bernie dazu brachte, sie in seinem Songtext wenig schmeichelhaft als „Snow Queen“ zu verewigen.
    „Die B-Seite von ,Don’t Go Breaking My Heart‘ war wirklich abscheulich“, gab Elton zu. „Sie heißt ,Snow Queen‘ und handelt von einer bestimmten Person, aber von wem, ging mir erst auf, als ich die Stimme aufnahm. ,’allo, ’allo‘, dachte ich, ,das ist doch Cher!‘ Der Song war so bissig, dass ich sie anrief, um mich vorab dafür zu entschuldigen. Aber sie fand ihn gar nicht so schlimm.“ (13) Nun, Cher hatte schon schlimmere Stürme als diesen überlebt und wurde gut damit fertig.
    Während der Aufnahmen zu Blue Moves suchte der Sänger einmal mehr verzweifelt nach einer neuen Liebe in seinem Leben. Leider an den falschen Orten. „Ich habe mich so oft in die falschen Leute verliebt“, meinte Elton. „Ich gehe in einen Club und sehe Leute an der Bar stehen, und bis ich so weit bin, sie anzusprechen, habe ich schon unser gesamtes gemeinsames Leben durchgeplant.“ (14)
    Um ihn herum befand sich alles in rasender Bewegung, und er selbst litt immer mehr unter Selbstzweifeln und Depressionen. Die Kritiker ließen kein gutes Haar an seinem letzten Album, seine Fans verlangten immer mehr von ihm, und er griff immer häufiger zu Drogen, um mit allem fertig zu werden. Außerdem wünschte sich die Presse, und insbesondere der Rolling Stone, dass er endlich sein Versteckspiel aufgab und sich outete. Ein Großteil von Eltons Traurigkeit und Frustration schien von dem Umstand herzurühren, dass er in Wahrheit schwul war und das niemandem erzählen konnte. Und so geriet die Abwärtsspirale seiner Depressionen immer stärker außer Kontrolle.
    Zu Eltons Konzert am 8. Mai 1976 im Grand Theater im englischen Leeds schickte die Musikzeitschrift Sounds die Journalistin Vivien Goldman, die den Sänger als angestrengt erlebte und zu sehr darum bemüht, die Leute zu beeindrucken. England beäugte „Reg of Watford“ immer noch mit Skepsis, und „Elton John wirkte“, schrieb Vivian, „auf ungute Weise nervös. Es war sein erster Live-Auftritt in Großbritannien seit dem Fiasko von Wembley im vergangenen Jahr und sein (wie ich vermute) letztes Konzert in einer Halle vor dem Wechsel in Stadien. Obwohl er der

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