Elton John - Bego, M: Elton John
allerdings angesichts der großartigen Erlebnisse, die noch folgten, schnell vergessen.
In New York City übernachteten Elton und seine Truppe in einem Hotel auf der Eighth Avenue, das Loew’s Midtown hieß. Elton und Bernie wollten nach Harlem zum berühmten Apollo Theater in der 125th Street fahren, um den legendären Tempel amerikanischer Soulmusik zumindest einmal von außen gesehen zu haben. Sie mussten drei Taxifahrer anhalten, bis einer überhaupt bereit war, nach Harlem hineinzufahren. Dort standen die beiden ehrfürchtig vor dem Gebäude und kehrten dann in ihre etwas abgerissene Unterkunft in der Nähe des Times Square zurück. Sie hatten gehört, dass New York eine gefährliche Stadt war, und bekamen das prompt bestätigt, als am Abend eine Schießerei am Times Square ausbrach.
Die nächste Station dieser entscheidenden Tour war Philadelphia, wo Elton als Headliner in der Electric Factory spielte. Zwar bescherte ihm diese Tour tatsächlich den großen Durchbruch als Star, aber UNI Records musste dafür auch ziemlich tief in die Tasche greifen. Russ Regan erinnerte sich an zahlreiche Diskussionen mit dem Label über die Kosten. „Ich musste mich wegen vieler Dinge rechtfertigen“, sagte er, „und man sagte mir, dass ich nicht so viel hätte ausgeben sollen, dass ich viel zu viel Geld für den Künstler bereitstellte, und ehrlich gesagt, mir ging das ganz schön auf die Nerven. In Philadelphia bekam ich dann einen Anruf vom Controller der Firma. Er sagte mir, dass man im Unternehmen schon von ‚Regans Privatvergnügen‘ sprach, weil ich so viel aus dem Promotionetat für einen Künstler aufwendete, der nichts verkaufte. Und das stimmte ja auch, noch verkaufte er keine Millionen Singles oder Alben. Wenn ich je kurz vor einem Herzinfarkt gestanden habe, dann war das damals im Holiday Inn in Philadelphia – es gibt Zeugen dafür, wie ich den Typen am Telefon anbrüllte, er könne mich mal. Ich hatte das Gefühl, einen Superstar am Start zu haben, und ich hatte nicht die Absicht, meine Pläne mit ihm aufzugeben.“ (54) Es war Glück für Elton, dass Russ Regan für das kämpfte, woran er glaubte – an Eltons Talent und an die große Karriere, die ihm bevorstand.
Als Elton wieder nach England zurückkehrte, musste er zunächst sein kommendes Album fertig stellen und den Soundtrack zu einem Film einspielen. Wie er damals sagte, war er sehr enthusiastisch, was die neue Platte betraf: „Sie ist so ganz anders als die letzte. Ich wollte weg von den Orchestersachen. Ein Titel besteht nur aus Gesang und Klavier, live eingespielt. Ein Song von Leslie Duncan ist dabei, den ich immer schon aufnehmen wollte, und dann noch einer von uns, der ‚Burn Down The Mission‘ heißt und für mich das Beste ist, was wir bisher gemacht haben. Es ist insgesamt alles etwas schlichter und geht mehr in Richtung Funk.“ (55)
Die Tour in den USA hatte unter anderem auch den inneren Kreis der „Elton John Band“ eng zusammengeschweißt. Elton, Nigel Olsen und Dee Murry waren nicht mehr nur Bandkollegen, sie waren auch Freunde geworden. „Wir sind jetzt eine richtige Band“, sagte Elton damals, „und die Jungs haben mir unheimlich geholfen. Zwischen uns gibt es jetzt schon einen enormen Zusammenhalt, auch musikalisch, aber nächstes Jahr werden wir unglaublich sein. Amerika hat uns sehr viel Selbstbewusstsein gegeben, und ich muss ihnen überhaupt nicht mehr sagen, was sie tun sollen, weil wir alle wissen, was anliegt. Es gibt ein paar Songs mit komplizierten, gebrochenen Rhythmen, aber sie spielen sie einfach, ohne dass ich irgendwas erklären muss.“ (56)
Nach den triumphalen Wochen in den USA kehrte Elton John selbstbewusst und erfolgreich nach England zurück. Seine Karriere hatte in Amerika einen enormen Schub bekommen. Er war von Danny Hutton herumgeführt worden, hatte Brian Wilson getroffen und ihm seine Songs vorgespielt, und sein Idol Leon Russell hatte seine Musik gelobt. Und davon abgesehen hatte er plötzlich auch einen Freund. Um all das gebührend zu feiern, zog er in eine neue, luxuriöse Wohnung – zusammen mit John Reid. Als er sein Heimatland verlassen hatte, hatte er unsicher in die Zukunft geblickt – nun kam er als anerkannter Star zurück.
David Furnish, Stiefvater Fred Farebrother, Elton und seine Mutter Sheila am 3. Juli 2002, nachdem Elton gerade die Ehrendoktorwürde der Royal Academy Of Music verliehen wurde.
(Retna Photos/Theodore Wood/Camera Press)
Ohne den Texter Bernie Taupin hätte
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