Elton John - Bego, M: Elton John

eine halbe Minute das Radio. Uns sagte man: ‚Sie müssen zwei Songs von zwanzig beziehungsweise dreißig Sekunden schreiben, die kommen dann aufs Album.‘ Das hielt ich für totalen Quatsch. Bernie und ich sagten: ‚Das kommt nicht in Frage‘, und daraufhin kam die Anweisung: ‚Wir brauchen drei Musikstücke und den Titelsong.‘ Der Film sollte zunächst The Intimate Game heißen, und Bernie und ich sagten: ‚Nein, wir schreiben keine Songs mit einem Filmnamen als Titel.‘ Stattdessen schlugen wir Friends vor, und darauf einigten wir uns dann auch. Wir schrieben ‚Michelle’s Song‘ und noch einen weiteren Titel von einer Minute und zehn Sekunden. Beim Film ist es nun mal so, wenn sie einen Song von einer Minute zehn wollen, dann muss man denen was schreiben, was genau so lang ist. Man muss genau die Zeit stoppen, es ist völliger Blödsinn.“ (4)
    Sie standen unter großem Druck, einerseits die Anforderungen des Filmstudios zu erfüllen, andererseits aber auch dafür zu sorgen, dass das Album aus musikalischer Sicht eine gewisse Qualität hatte. „Wir sagten also, schön, wir machen diese komischen Songs von zwanzig oder dreißig Sekunden, werden aber zwei vollständige Titel schreiben und das ganze Album neu einspielen. Also nahmen wir die Platte einmal für den Film auf, dann gingen wir in unser eigenes Studio, das wir immer verwendeten, und nahmen den Soundtrack neu auf – damit die Leute zumindest ein bisschen was für ihr Geld bekamen. So gab es fünf Songs anstelle von dreien mit ein paar zusätzlichen Geräuschtracks, galoppierende Pferde und so, die man mit Gewalt auf LP-Länge gestreckt hatte. Die Plattenfirma bewirbt sie als neue Platte von Elton John, und die Kids werden es wahrscheinlich auch für eine halten.“ (5) Genau so wurde Friends schließlich vermarktet und dementsprechend auch wahrgenommen.
    Eltons Leidenschaft für bizarre Kleidung wurde schnell Teil seines Images. Bereits im Vorfeld seiner Konzerte diskutierte die Presse über seine Kostümauswahl. Ray Williams berichtete im Melody Maker vom 26. September 1970: „Trotz der Melancholie, die viele seiner Aufnahmen umgibt, ist Elton auf der Bühne ein Wilder. Für den 2. Oktober hat er zusammen mit der Rockband Fotheringay ein Konzert in der Royal Albert Hall geplant, und er will dort einen Frack aus Goldlamé tragen, den man ihm in den USA geschenkt hat.“ (6)
    Der ehemals so schüchterne Reggie Dwight behauptete: „Der Frack stammt aus einem Busby Berkley-Musical aus den Dreißigern. Vielleicht nähe ich mir für den großen Tag noch ein paar Würstchen dran.“ (7) Die Zeiten des linkischen Jungen aus Pinner waren vorbei, er stürzte sich begeistert auf grelle Kostüme und ausgefallene Outfits. Verglichen mit dem, was in Bälde noch kommen sollte, mutete ein Frack aus Goldlamé allerdings direkt konservativ an.
    Elton war stets ein großer Fan des Tamla Motown-Sounds gewesen, und John Reid nutzte die Gelegenheit, während er noch bei dem Label arbeitete, seinen neuen „Kumpel“ und festen Freund einigen der Stars vorzustellen, die dort unter Vertrag standen. Reid erinnerte sich: „Ich erzählte Elton, dass Stevie Wonder und Martha & The Vandellas für eine Tournee nach Großbritannien kämen, und ich fragte ihn, ob ich mir sein Auto leihen könnte, um sie abzuholen, weil mein eigenes damals gerade nicht zugelassen war. Elton kam schließlich mit zum Flughafen, als Stevies Maschine landete. Als ich sie einander vorstellte, fragte Stevie: ‚Bist du der Elton John, der dieses ‚It’s a little bit funny …‘ singt?‘ Und dann begann er, ‚Your Song‘ zu singen. Sie konnten sich gleich gut leiden.“ (8)
    Die Supremes waren ein weiterer Motown-Act, der 1970 riesige Erfolge feierte. Auf beiden Seiten des Atlantiks hatten die drei Sängerinnen große Hits verzeichnet, beispielsweise mit „Up The Ladder To The Roof“, „Stoned Love“ oder „River Deep, Mountain High“, einer Gemeinschaftsproduktion mit den Four Tops. Als 1971 mit Touch ihr nächstes Album erschien, prangte hinten auf dem Cover ein von Elton John verfasster Begleittext. Als echter Plattensammler und Supremes-Fan schrieb er: „Wenn ihr es komisch findet, dass ich die Liner Notes für ein Album der Supremes schreibe, dann kann ich nur eins sagen – ich war vermutlich ihr erster Fan in Großbritannien. Ich kaufte bereits 1964 ihre erste Single ‚Where Did Our Love Go‘. Seitdem habe ich mir jede Platte geholt, die sie gemacht haben, kaum dass sie