Elton John - Bego, M: Elton John
das ganz schön verletzte – aber heute ist mir klar, dass Muff völlig Recht hatte. Rod Stewarts Version ist viel natürlicher und gelassener. Aber sowas merkt man immer erst im Nachhinein.“ (13)
Tumbleweed Connection war für Elton ein ganz neues Konzept. Es war nicht nur das am stärksten country-beeinflusste Album seiner ganzen Karriere, es war auch das erste und einzige, aus dem keine Singles ausgekoppelt wurden. Das hatte er so festgelegt; der Grund dafür lag wohl in dem damals verbreiteten Phänomen, dass ernsthafte Rockmusiker als „Albumkünstler“ wahrgenommen werden wollten, nicht als hochkommerzielle Hitfabrikanten, die Singles in die Charts schickten. Allerdings enthielt dieses stark an einem Thema ausgerichtete und etwas düstere Album einige Songs, die lange Jahre einen festen Platz in seinem Live-Programm behielten, beispielsweise das empfindsame „Come Down In Time“ oder das stürmische „Burn Down The Mission“.
Bei den Sessions entstanden auch verschiedene Alternativversionen dieser Titel, die lange Jahre verschollen blieben und erst 2008 als Bonustracks der 1995 erschienenen CD-Version hinzugefügt wurden. Ein Song, der damals entstand, aber auch hier nicht enthalten war, war die Originalversion von „Madman Across The Water“, die satte acht Minuten lang war, bei der Mick Ronson die Gitarre übernahm, und die sich stark von der Fassung unterschied, die schließlich zum Titelsong des 1971 veröffentlichten, gleichnamigen Albums wurde. Ronson kam wenige Monate später als Mitglied von David Bowies Begleitband, den Spiders From Mars, zu Ruhm und Ehren.
Zu den bestechendsten Songs auf dem Album zählt Eltons Version von Lesley Duncans „Love Song“, bei dem die Sängerin selbst den Begleitgesang beisteuerte. Sie war auch bei den Chorstimmen verschiedener anderer Tracks zu hören. In dieser Zeit veröffentlichte sie zudem einige Soloalben.
Auf zwei weiteren Titeln – „Ballad Of A Well-Known Gun“ und „My Father’s Gun“ – war zudem der Gesang jener Popdiva zu hören, die Elton als Jugendlicher so sehr verehrt hatte: Dusty Springfield. Die beiden hatten sich bei ihrer Begegnung im Studio von Top Of The Pops einige Wochen zuvor miteinander angefreundet, und sie hatte seine Einladung, als Gast auf seinem Album zu singen, nur zu gern angenommen.
Dusty Springfield war schon in den Sechzigern zur Königinmutter der britischen Popszene aufgestiegen. Sie wurde glühend verehrt, und alle wollten die Luft atmen, durch die ihre hochtoupierte Bienenstock-Frisur geschwebt war. Sie war stets bereit, anderen Künstlern auf ihren Platten auszuhelfen und wurde allgemein sehr respektiert.
Der Dusty Springfield-Experte Jack Donaghy erklärt: „Sie war mit dem Musikgeschäft aufgewachsen, und sie nahm sich viel Zeit für andere Sänger und Musiker, die sie mochte. Dusty und Elton freundeten sich miteinander an, als seine Karriere gerade begann. Dusty war als Backgroundsängerin bei vielen Aufnahmen dabei, beispielsweise von Madeline Bell oder Kiki Dee, und von daher war es beinahe zwangsläufig, dass sie mit Elton zusammenarbeitete. Sie hatten außerdem einen ähnlichen schrägen Humor: Dusty nannte sich, wenn sie solche Jobs übernahm, gern Gladys Thong, statt ihren echten Bühnennamen zu verwenden. Bei ihren Gastauftritten auf Eltons Alben ließ sie es jedoch zu, dass sie als Dusty Springfield genannt wurde, und Elton war deswegen völlig aus dem Häuschen.“ (14)
Angela Bowie zufolge war Dusty in der Schwulenszene äußerst beliebt: „Die ganzen Schwuppen fanden sie großartig und wollten ihr helfen. Sie wollten ihr sagen, wie großartig sie war, und sie bewunderten sie, weil sie ja auch homosexuell war.“ (15)
Die Hülle von Tumbleweed Connection war für die damalige Zeit sehr ausgefallen. Das Klappcover der LP (und später auch der CD) zeigte im Innern auf ganzer Breite die Fotografie einer alten Westernstadt; auf der Vorderseite saß Elton an eine Hauswand gelehnt auf dem Boden, während Bernie auf der Rückseite etwas weiter im Hintergrund stand, und es wirkte so, als warteten sie auf einen von einer Dampflok gezogenen Passagierzug, der sie nach Tombstone oder in irgendeine andere Stadt im Wilden Westen bringen würde. Zusätzlich lag ein zwölfseitiges Booklet mit den Texten bei, das mit Zeichnungen von Zügen um 1800, Waffen, Raddampfern und verschiedenen Motiven aus dem amerikanischen Bürgerkrieg illustriert war. Ein ähnliches Country/Wildwest-Layout bemühten in den
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