Elton John - Bego, M: Elton John
Orchesterbegleitung. Zudem erzählte Bernie dieses Mal in seinen Texten bewegende Geschichten. „Tiny Dancer“ war zweifelsohne der gelungenste Song, den John/Taupin bis dahin abgeliefert hatten. Es war ein berührendes Liebeslied, das zwar rockig, aber gleichzeitig doch sensibel wirkte, und es handelte von Maxine, in die sich Bernie Hals über Kopf verliebt hatte. Damals war sie nicht nur Bernies ganz persönliche Muse, sie fungierte gelegentlich, wie im Text angedeutet wird, als „seamstress for the band“, also als Näherin. „Levon“ war ein wunderbar verrückter Song über einen frustrierten Ballonverkäufer, bei dem Elton mit seinem leidenschaftlichen Vortrag dafür sorgte, dass man dem Text einfach zuhören musste. In „Madman Across The Water“ setzten sich Bernie und Elton damit auseinander, wie sie ihrer Meinung nach vom amerikanischen Publikum wahrgenommen wurden.
Zu den besonders packenden Titeln dieses Albums zählt das oft übersehene „All The Nasties“. Darin setzten sich Bernie und Elton mit ihren Kritikern auseinander, beschrieben, wie es sich anfühlte, in den Zeitungen und Zeitschriften auseinander genommen zu werden und erklärten, wie der plötzliche Ruhm sie nun schnell erwachsen werden ließ. Der gospelartige Gesang des Ecclesia-Chors, der beim lang ausklingenden Ende Eltons Gesang unterlegte, ist gleichermaßen brillant und dramatisch.
Später verriet Elton, dass es zudem der erste Song gewesen war, in dem er und Bernie sich dem Thema Homosexualität widmeten, denn schließlich war es genau das, was die meisten Journalisten wissen wollten – ob Elton schwul war oder nicht. Bernie erklärte: „Es gab einmal einen solchen Song, ‚All The Nasties‘ auf Madman Across The Water, aber das ist niemandem aufgefallen. Es war ein Song für Elton aus der Zeit, als die Presse uns wirklich sehr auf den Pelz rückte. Die Aussage ist so ungefähr: ‚Wenn mich jemand fragt, würde ich es vielleicht verraten, und dann würden sie es verstehen.‘“ (46)
Dass Elton hinsichtlich seiner Sexualität und seinem Privatleben so wenig verriet, machte ihn nur noch geheimnisvoller. Zur damaligen Zeit war er völlig damit zufrieden, seine Geheimnisse zu hüten – in Hot Pants und Plateauschuhen.
Die Kritiken, die Madman Across The Water bei seinem Erscheinen bekam, waren recht uneinheitlich. Im tendenziell snobistischen Rolling Stone verkündete Alex Dubro: „ Madman wird die Fans von Elton John kaum umwerfen, denn er singt mit genau der Kraft und Brillanz, die man von ihm seit seinem großen Durchbruch gewöhnt ist. Aber das wird ihm wahrscheinlich keine neuen Fans einbringen. Madman ist eine schwierige, teilweise sehr vielschichtige Platte. Amerika hat eine bessere Story verdient als diese, und Elton John braucht eine bessere Geschichte, um sie zu singen.“ (47)
Allerdings war Elton John zu dieser Zeit in den USA bereits nicht mehr abhängig von den Kritikern. Seine Alben waren ideal für die Musikredakteure der Radiosender, die sich auf Rock spezialisiert hatten, und seine Singles boten perfektes Futter für die Popwellen.
Gus Dudgeon war in den vergangenen Monaten mit einem schier endlos erscheinenden Strom neuer Projekte beschäftigt gewesen. Selbst er musste zugeben, dass es ihn überraschte, wie produktiv Elton war: „Damals machte es den Anschein, als ob Elton alle zwei Monate ein neues Album veröffentlichte, und das war ja verrückt. Daher beschloss ich, dass wir bei Madman wieder auf die Formel zurückgreifen sollten, die wir beim ersten Album angewendet hatten. Ich wollte den Fans vermitteln, dass einige der Dinge, die es zwischenzeitlich gegeben hatte, wie beispielsweise Friends und 17-11-70 , nicht zum Reigen der normalen Studioalben gehörten. Madman hat mir immer gut gefallen, und ich verstehe die Leute nicht, die daran herummeckern, weil es wirklich eine gute Platte ist. Na gut, ein paar Titel waren vielleicht ein bisschen konstruiert. Ursprünglich nahm ich den Titeltrack mit Mick Ronson an der Gitarre auf, aber das klang, als würden Led Zeppelin Songs von Elton John spielen, ein bisschen schizophren und langweilig. Aber es gab ein oder zwei Dinge in dem Song, die sich gut bewährt hatten, deswegen probierten wir es dann noch einmal mit Orchester. Es gefällt mir nicht alles an der Platte, aber doch sehr viel davon.“ (48)
Bereits in dieser frühen Phase seiner Karriere zeigte sich, dass Elton in den USA und in seiner britischen Heimat völlig unterschiedlich aufgenommen
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