Elton John - Bego, M: Elton John
d’Herouville zum ersten Mal in Augenschein nahmen, von Haus und Studio sofort sehr beeindruckt. Es bot tatsächlich eine ideale Umgebung, um zu schreiben, zu komponieren und aufzunehmen. Während der Arbeit an Honky Château bezogen Bernie und Maxine ein Quartier im ersten Stock, und dort schrieb Bernie auch seine Texte, die Maxine, kaum dass die Tinte trocken war, eine Treppe tiefer zu Elton trug, der sich gleich daran machte, sie musikalisch umzusetzen. Dann konnten die Sessions beginnen.
Es war, als hätte man sich in eine Kreativklausur begeben: Alle Arbeiten an dem Album fanden rund um das Château statt. Niemand musste morgens erst anreisen, weil ohnehin alle im Gebäude übernachteten. Wenn eine Session gerade gut lief, dann konnte man bis spät in die Nacht weitermachen. Davon abgesehen verfügte das Château d’Herouville über einen Swimmingpool und einen Tennisplatz, damit die Musiker sich zwischendurch entspannen konnten. Auch zum Essen musste man nirgendwo anders hinfahren. Für das leibliche Wohl wurde gesorgt, und da zum Schlösschen ein eigener Weinberg gehörte, gab es auch eine erlesene Getränkeauswahl. Elton und die Grateful Dead waren nicht die ersten Musiker, die hier abstiegen; im 19. Jahrhundert hatte hier einst der Komponist Frédéric Chopin gelebt, gemeinsam mit seiner Geliebten, der Schriftstellerin George Sand. Die beiden separaten Studios, die den Strawberry-Komplex ausmachen, trugen daher die Bezeichnungen „Chopin“ und „Sand“.
Das Album, das nun entstand, fiel deutlich rockiger aus als alles, was Elton bis dahin abgeliefert hatte. Vor allem der Gitarrist Davey Johnstone brachte zusätzlichen Schwung in die Sessions. Schon der erste Titel, „Honkey Cat“, bot einen frischeren, eckigeren Sound, der zudem ein leichtes New Orleans-Feeling mitbrachte, da Elton in die Tasten griff, als spielte er in einer Tanzdiele auf der Bourbon Street. Dass Bernie Taupin gerade eine Phase großer Zufriedenheit durchlebte, zeigte sich an „Mellow“, das von der klaren und bestechenden Elektro-Geige Jean-Luc Pontys geprägt war.
„I Think I’m Gonna Kill Myself“ war vielleicht Eltons bis dahin humorvollster Song. Er machte sich nicht nur über seinen Versuch mit dem Kopf im Gasherd lustig, der ja nun schon einige Jahre zurücklag, er versuchte auch, etwas frecher als sonst rüberzukommen. Eine zusätzlich amüsante Note erhielt der Titel durch die klackernden Absätze von Larry Smith, genannt Legs, der einen Steptanz hinlegte. Elton hatte Smith, der eigentlich Schlagzeug bei der Bonzo Dog Doo-Dah Band spielte, über Gus Dudgeon kennen gelernt, der mehrere Alben der Bonzos produziert hatte. „Legs und Elton verstanden sich auf Anhieb“, berichtete Gus damals. „Sie hatten auf der letzten Tour schon viel Spaß und werden vielleicht auch in Zukunft weiter miteinander arbeiten.“ (1)
Zu den dynamischsten und herausragendsten Songs auf Honky Château zählten das völlig abgehobene „Rocket Man“ und die Charakterstudie „Mona Lisa And Mad Hatters“, ein Song, in dem Bernie seine Visionen von New York verarbeitet hatte. Was den „Rocket Man“ betraf, so waren Elton und Bernie große Fans von David Bowies „Space Oddity“, das Dudgeon produziert hatte, und nun hatten sie eine Antwort darauf geschrieben.
„Die ersten zwei Zeilen von ‚Rocket Man‘ fielen mir ein, als ich mit dem Auto unterwegs war“, berichtete Bernie. „Und als ich zuhause ankam, hatte ich den ganzen Song fertig im Kopf. Ich war kaum in der Tür, als ich schon eilig alles aufschrieb, weil ich Angst hatte, etwas zu vergessen.“ (2)
In einer Zeile war davon die Rede, „high as a kite“ zu sein – was war damit gemeint? Ging es tatsächlich um Drogen, oder war das High-sein nur eine Metapher? „Das war wieder typisch Elton“, grinste Taupin. „Niemand außer ihm hätte diese Zeile singen können, ohne dass die Radiosender den Song sofort verboten hätten. Natürlich ging es um Drogen!“ (3)
Elton war mit Honky Château , als die Platte fertig war, sehr zufrieden, und auch die Aufnahmesessions hatten ihm viel Spaß gemacht. „Wir waren musikalisch richtig voll drauf, und für mich ist das Musikalische immer am Wichtigsten – die Musik kann, wenn man es zulässt, tatsächlich Dinge ausdrücken, die man eigentlich nicht ausdrücken kann“, behauptete er. (4)
Gus Dudgeon meinte: „Wir haben sehr viel riskiert, und ich konnte erst gar nicht glauben, was am Schluss dabei herauskam. Es war das erste
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