Elton John - Bego, M: Elton John
Schluss des Konzerts in Tränen ausbrach, schrieb ein Journalist, der Grund dafür sei gewesen, dass Sheila sich im Publikum befand, aber Elton zufolge hatte es überhaupt nichts damit zu tun.
„Das ist doch albern“, widersprach er. „Ich war so total überwältigt davon, zusammen mit Lennon aufzutreten – wir standen doch alle wie vom Donner gerührt da. Als ich halb durch ‚Don’t Let The Sun Go Down On Me‘ war, das ich immer mit geschlossenen Augen singe, riskierte ich zwischendurch einen kurzen Blick ins Publikum und sah überall die leuchtenden Feuerzeuge. Normalerweise tun die Zuschauer das ja am Ende, wenn man für eine Zugabe auf die Bühne kommt, aber diesmal passierte es einfach mitten in einem Song. Und da fing ich an zu weinen. Mit meiner Mutter hatte das überhaupt nichts zu tun, das ist doch Quatsch. Die Gefühle, die mich überwältigten, gingen vom Publikum aus – und von Lennon, der mir wirklich die Show stahl. Es war phantastisch.“ (48)
Aber der Abend war nicht nur reine Magie und ein Meilenstein für Elton John, er ging auch in die Rockannalen ein – als der letzte Auftritt, den John Lennon jemals gab.
Im Anschluss an den Gig fand im großen Saal des Hotel Pierre eine riesige Party für Elton und seine ausgewählten Gäste statt, zu denen Plattenfirmen-Mitarbeiter und Journalisten zählten, aber auch John Lennon und May Pang, Elliott Gould, Angela Lansbury, Neil Sedaka, Andy Warhol und die drei Sängerinnen, die inzwischen als LaBelle bekannt waren: Sarah Dash, Nona Hendryx und Patti LaBelle. Während die Gäste tranken, feierten und sich amüsierten, sorgte das Larry Elgart Orchestra für die musikalische Untermalung in dem luxuriös ausgestatteten Raum, der in Blau und Weiß gehalten und mit goldenen, fliegenden Engelchen dekoriert worden war.
Ein Reporter des New Yorker berichtete aus erster Hand über diese Veranstaltung: „Auf allen Tischen, auch an Elton Johns Tisch, standen Anemonen und Gläser voller Zigaretten. Elton saß an einem Tisch, und die Gäste sahen ihm beim Essen zu. Er war ganz in Weiß gekleidet und hatte kurzes, blondes Haar. John Lennon versuchte, sich den Weg durch die Menge bis zu diesem Tisch zu bahnen, und das stand überhaupt nicht in Einklang mit unserer Vorstellung von Realität. Demnach hätte es vielmehr so sein müssen, dass sich Elton John bis zu John Lennons Tisch hätte durchdrängeln wollen.“ (49)
Während Elton derart Hof hielt, bahnte sich an anderer Stelle ein kleines Drama an, als Yoko Ono ihren Auftritt auf der Party hatte. „John sah sie“, berichtete May Pang, „wie wir alle, auf dieser Party im Hotel Pierre, und sie sagte ‚Hallo‘ und das war’s.“ (50) Aber es war nicht die einzige kitzlige Situation, die es auf diesem Fest gab.
Zu Eltons Entourage gehörte damals ein gut aussehender, muskulöser, schwarzer Bodybuilder mit Bart, der gerade den Titel „Mr. America“ trug und dafür bekannt war, Dinge gern auf die Spitze zu treiben. Er hieß Jim Morris und war für diese Tournee offiziell als Eltons Bodyguard angeheuert worden. Beim Konzert im Madison Square Garden war Elton für die Zugabe auf Morris‘ Schultern sitzend auf die Bühne gekommen – es war einer der vielen Augenblicke, in denen Elton öffentlich mit seiner Homosexualität kokettierte.
Die Party war zunächst ein voller Erfolg, und alle schienen sich zu amüsieren. Dann schlug die Stimmung plötzlich um. Die Frau eines New Yorker Diskjockeys nannte Elton vor allen Leuten eine Schwuchtel. Reid war sofort zur Stelle, um seinen Lebenspartner zu verteidigen, und brüllte: „Das ist meine verdammte Party, und du und deine Schlampe von Ehefrau, ihr solltet euch sofort verpissen!“
Elton schrie aus Leibeskräften: „Ich will euch nie wieder sehen – weder dich noch deine Scheiß-Schlampe! Ihr könnt von Glück sagen, wenn ihr hier ohne einen Kratzer rauskommt!“ (51)
Der Journalist Ed McCormack berichtete später im Rolling Stone : „Der DJ packte seine tobende Frau am Arm und führte sie zur Tür. John Reid folgte ihnen, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich gingen, und alle möglichen anderen Leute strömten hinter ihnen in den Flur, weil sie offenbar darauf hofften, auf dieser ansonsten eher ereignislosen Party noch Zeuge einer schönen Schlägerei zu werden. Schließlich erschien Elton am Rand der Menge und bewegte den Zeigefinger hin und her, als wollte Truman Capote einen ganz süßen Don Corleone darstellen.“ (52)
Bevor die beiden
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