Elton John - Bego, M: Elton John
bekannt, äußerst extreme Stimmungsumschwünge herbeizuführen. Da Reid und Elton beide ohnehin schon recht launische Persönlichkeiten waren, kam es nun zu noch mehr Wutausbrüchen und Streitereien beim berühmtesten schwulen Paar der Rockszene, das heimlich zusammenlebte.
Wenn er in Interviews nach seinem Drogenkonsum gefragt wurde, tat Elton völlig ahnungslos. „Was ist denn ein Joint?“, fragte er wenig überzeugend. „Ach, eins von diesen Dingern. Ich rauche überhaupt nicht. Ich habe mal versucht, zur Erheiterung meiner Band an einer Zigarette zu ziehen und bin beinahe erstickt. Ich habe nie irgendwelche Drogen angefasst, weder Haschisch noch LSD, obwohl viele Leute glauben, dass ich Kokain nehme.“ (38)
John Reid sagte später über diese Zeit: „Als ich ins Schallplattengeschäft einstieg, bekam ich einen Schreibtisch und ein Schränkchen für die Flaschen mit den harten Sachen. Später nahm ich zwei oder drei Gramm Kokain am Tag. Es war ständig verfügbar. Auf die ganzen Streitereien und Schlägereien damals bin ich nicht stolz. Aber in Schottland, wo ich herkomme, haben wir eine sehr aggressive Lebenseinstellung. Ich dachte allerdings, ich hätte begriffen, dass man mit wohlgesetzten Worten mehr bewegen kann als mit Gewalt.“ (39)
Mary Wilson von den Supremes erinnerte sich daran, dass man Anfang der Siebziger oft Kokain angeboten bekam, wenn man in Hollywood zum Showgeschäft gehörte. „Die besten Partys veranstalteten die Filmproduzenten, und dann wurde meist eine Gruppe ausgesuchter Partygänger eingeladen, sich zu bedienen. Koks wurde serviert wie Champagner, stilgerecht in Sektkühlern. Die ersten Male, die ich auf solchen Partys war, bekam ich gar nicht mit, was sich hinter den verschlossenen Türen abspielte. Es gab sozusagen die allgemeine Party und dann noch die Exklusiv-Veranstaltung, die in einem anderen Zimmer stattfand. Hier gaben die ganz großen Hollywood-Stars ihren Gelüsten nach, und die meisten von uns waren sich nicht darüber im Klaren, welche Gefahren das barg, weil die ganze Szenerie so glamourös war.“ (40)
Im Oktober 1974 begann Elton eine 44 Konzerte umfassende Tournee durch Nordamerika. Zwar machte es äußerlich den Eindruck, dass rund um ihn und die Band alles ruhig und friedlich war, aber es schwelten damals bereits einige Konflikte, von denen die Öffentlichkeit nichts mitbekam. Durch den wachsenden Kokainkonsum und die daraus folgenden Launen von Elton und John Reid kam es immer wieder zu Krach und Ärger.
Auf dieser Tournee erzählte Elton in einem Interview mit der Chicago Tribune von seinen damaligen Hobbys. „Rod Stewart und ich gehen oft zum Fußball, oder wir gehen essen, in einen Club oder ins Kino. Bernie steht mehr auf Filme als ich, aber ich mochte Der wilde wilde Westen und Tod in Venedig. Das einzige, was ich wirklich nicht ausstehen kann, sind Musicals. Die Vorstellung, dass mitten in einem Film jemand aufspringt und tanzt, ist doch ätzend.“ (41) So, so, er mochte also keine Musicals? Und was war dann der Film, in dem er gerade mitgespielt hatte, Tommy ? Ein Stück von Tennessee Williams? Aber so war Elton nun einmal – stets voller Widersprüche.
Während er der Presse unschuldige Geschichten über Filmabende mit Bernie oder Fußballnachmittage mit Rod erzählte, pflegte er durchaus auch andere Hobbys, beispielsweise das Wegschnupfen kleiner Kokainberge in der Gesellschaft seiner Rockstarkumpels. Elton berichtete, dass er sich einmal zusammen mit John Lennon in einer Suite des Sherry Neatherland-Hotels in New York völlig zugedröhnt habe. Als Andy Warhol an die Tür geklopft habe, seien die beiden Briten völlig ausgerastet: „Wir waren komplett zugekokst und völlig paranoid.“ Warhol hämmerte ausdauernd an die Tür, wie Elton sich erinnerte: „John zischte immer wieder: ‚Scheiße! Lass den bloß nicht rein!‘“ (42)
Rund um die vier Auftritte im 18.000 Zuschauer fassenden Forum im kalifornischen Inglewood hatte sich Elton das Strandhaus von Olivia Newton-John gemietet. Beim ersten dieser vier Konzerte wimmelte es im Publikum nur so vor Stars wie Barbra Streisand, Elizabeth Taylor, Ringo Starr, David Cassidy und Harry Nilsson. Als die Sicherheitskräfte am Ende der Show die begeisterten Fans daran hinderten, beim Finale die Bühne zu stürmen, bekam Elton einen Wutanfall, zählte die Bodyguards aus und brüllte sie an, sie sollten sich „verpissen“.
In jener Woche, als Eltons Truppe noch in der Stadt war, feierte Clive
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