Elwin - Goldrausch (German Edition)
Moment, stieß sein Messer vor, traf Elwin am Unterarm und verletzte ihn mit der Klinge. Elwin schlug dem Wächter die Fackel auf den Oberarm. Das Feuer loderte heiß auf. Der Wachmann schrie, warf sich auf den Boden und drückte die Jacke in die feuchte Erde. Sein Kollege kniete sich neben ihn, warf mit den Händen nasse Erde auf die Jacke und gab so unwillkürlich den Weg zum Damm frei.
Elwin verlor keine Sekunde. Er rannte in einem Bogen um Naplus, weiter hinab zu den Freunden und verschwand im dichten Nebel.
Die Nacht der Haromos
Der erste Orlande, den Sina sah, war ein Arbeiter, der gebeugt die Stufe zur Wachhütte hinaufstieg und durch die offene Tür eintrat. Sina blieb abrupt stehen. Sie hörte sich schwer atmen, ihre linke Pfote schmerzte von dem Schlag mit dem brennenden Ast auf den Schattenmann. Am Lagerfeuer hörte sie Elwin mit einem Wachmann kämpfen. Ein Mann lag dort auf dem Boden und schrie.
Sie fühlte sich zerrissen. Gerne wäre sie Elwin zu Hilfe gekommen, aber sie durfte Batto nicht seinem Schicksal überlassen. Naplus hatte hohe Belohnungen für die Ergreifung der Haromos ausgesetzt. Wer weiß, was er sich in seiner Wut noch alles ausdachte?
Sina huschte auf die Rückseite des Schuppens. Sollte ein Stark sie entdecken, konnte sie rasch hinter die Hecke neben der Wachhütte fliehen und in der Dunkelheit des Waldes verschwinden. Sie musste sehr vorsichtig sein. Wenn die Starks auch sie gefangen nahmen, dann war das Schicksal ihres Volkes besiegelt. Sie war die Anführerin, ihr Volk achtete sie, auch wenn Palbur noch der Chef war.
Sina lehnte den Kopf an die hölzerne Wand der Hütte und lauschte. Der Arbeiter schimpfte vor sich hin. Es schien, als suche er vergeblich nach einem bestimmten Werkzeug. Er war wütend. Sie hörte Batto dumpf stöhnen.
Sina blickte sich rasch um, sie war allein. Der Nebel schien zu beben, wurde mit einem Atemzug dichter, beim nächsten löste er sich wieder. Erneut hörte sie Batto stöhnen. Sie musste alles riskieren, bevor es zu spät war! Sie spürte nicht mehr ihre Pfote, sie dachte nur an Batto, hörte ihn leiden und rannte los.
Die Bank vor der Hütte lag umgestürzt auf der Erde. Sina sprang darüber hinweg und war mit einem Satz in der Hütte. Sie roch den Schweiß des Orlanden, sah ihn schemenhaft im Raum stehen, den rechten Fuß erhoben, bereit, den auf dem Boden liegenden Batto zu treten. Der Orlande hörte sie und fuhr herum. Völlig überrascht, sie zu sehen, verharrte er auf einem Bein stehend.
Sina reagierte blitzschnell und gab dem Mann einen kräftigen Stoß in die Seite. Er hob die Arme, versuchte vergeblich, sein Gleichgewicht zu halten und fiel polternd in das Werkzeug, das an der Wand angelehnt stand. Sina bückte sich, packte Batto an den Füßen und zog ihn rasch von dem Orlanden weg in den Raum. Batto war an Händen und Füßen gefesselt, um seinen Mund war ein Tuch gebunden. Sina zog ihr Messer, zerschnitt Battos Fesseln und das Tuch.
»Kannst du laufen?«, fragte sie nur.
»Ja«, sagte er knapp, sah zu dem Orlanden, der zwischen dem Werkzeug lag und gerade wieder aufstehen wollte. Batto wollte ihm einen Schubs geben, aber Sina griff seine Pfote und sagte: »Lass ihn in Ruhe. Naplus wird den Mann bestrafen, weil er dich hat entkommen lassen. Das ist für ihn schlimmer, als alles, was du ihm antun kannst. Komm! Elwin kämpft am Lagerfeuer mit zwei Wachen und will zum Damm laufen.«
Die nächsten Orlanden, die Sina und Batto sahen, waren die Arbeiter am Wehr. Kalter dichter Nebel umwehte die Arme, Beine und Gesichter der Männer. Ihre nassen Haare klebten auf der Stirn.
Sina war Naplus und den beiden Wächtern entwischt, hatte Batto unverletzt aus der Wachhütte befreit, aber an diesen Männern konnten sie nicht so einfach vorbeikommen. Die Arbeiter waren nicht nur kräftig, sie standen auch zu dicht nebeneinander und bildeten eine Mauer, die nicht einfach zu umlaufen war. Die Männer hörten Naplus, die Rufe der Starks und starrten verwirrt zum Lagerfeuer hinüber. Sie hatten Sina und Batto noch nicht gesehen.
Sina legte eine Pfote auf Battos Schulter und drückte ihn sachte nach unten. So hatten sie es immer getan, wenn sie in großer Gefahr waren oder selbst geflüsterte Worte sie verraten konnten. Beide gingen in die Hocke, bewegten sich nicht und lauschten. Aus dem Lager der Starks hörten sie die Tritte vieler Stiefel, die selbst der weiche Waldboden nicht mehr dämpfte.
Aber da war noch ein anderer, schneller Schritt zu
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