Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Rosenwasser.«
»Wie heißt du?«
»Elwin!«
»Groohi hat uns von dir erzählt. Als ich dich eben festhielt, merkte ich, dass du kein Troll bist, sondern irgendein anderer Kerl. Welchen Rang hat Groohi als Ehrenwächter?«, fragte der Bohabe.
»Den dritten!«
»Gut, ich vertraue dir für den Moment. Wie viele Leute sind mit dir, um das Rosenwasser zu den Feen zu bringen?«
»Ich bin allein«, antwortete Elwin leise.
»Wer hat sich denn so etwas Dummes ausgedacht«, schimpfte der Mann. »Es ist bald Mitternacht und hier wartet eine zehnköpfige Bande nur darauf, uns zu erledigen. Und du sagst, du bist allein?«
Elwin berichtete mit knappen Worten von der gefälschten Schatzkiste, vom Kampf in der Höhle und wie er in die Burg gelangt war.
»Hermolo sollte mich begleiten und Hilfe holen, aber er kam nicht«, schloss Elwin und fragte: »Wie seid ihr in die Burg gekommen?«
»Die Kerle haben Sahn und mich gefasst, verhört und in den Keller geworfen«, begann Blacky. »Sie haben uns gefesselt, wie den Ehrenwächter zuvor. Sahn konnte sich befreien und half uns. Am Nachmittag hörten wir, wie die meisten Männer die Burg verließen. Wir nutzten die Gelegenheit und wollten aus dem Keller fliehen, aber am Tor stand ein Mann und bewachte den Hof. Als die anderen mit der zweiten Schatzkiste zurückkehrten, waren alle im Turm. Wir nutzten die Gelegenheit, hoben die Falltür an und rannten hier hinein. Da kamst du und wir wurden eingeschlossen.«
»Hat jemand eine Idee, wie wir wieder herauskommen?«, fragte Elwin.
»Wir hatten überlegt, in einem günstigen Moment zum Tor zu laufen, es zu öffnen, von außen zu verriegeln und nach Longor zu flüchten.«
»Die Tür ist abgeschlossen. Kommen wir sonst irgendwie heraus?«
»Nein. Soweit wir wissen, ist diese Kammer ohne Fenster. Eine zweite Tür oder eine Klappe im Boden gibt es auch nicht.«
»Liegen hier irgendwo Seile?«
»Nein. Weiß nicht«, antwortete Sahn. »Vor mir steht ein Sack Mehl, in einem anderen sind Kartoffeln drin. Daneben steht eine schwere Karre, an der Wand Eimer, Schaufeln und Besen.«
Elwin trat zur Tür und schaute durch das Schlüsselloch nach draußen.
»Wo hängt der Schlüssel zum Tor?«, fragte er.
»Jeder Mann trägt einen mit sich. Wir müssen einen überwältigen und ihm den Schlüssel abnehmen«, antwortete der Bohabe kühl.
»Diese Männer sind trainiert und entschlossen, die überwältigt man nicht so einfach. Du solltest das am besten wissen«, widersprach Elwin.
»Sie sind geschwächt. Du hast erzählt, dass sie zwei Leute am Brunnen verloren haben. Rago hat gerade zwei weitere auf die Mauer und Dächer geschickt. Einer ist im Waschraum, der andere bewacht das Tor. Rago selbst steht auf dem Hof. Das heißt, von den zehn bleiben noch drei. Und die sind bestimmt im Turm, beim Prinzen oder so. Wir müssen jetzt handeln, dann haben wir eine Chance.«
»Und wie sollen wir hier herauskommen? Mit Mehl und Kartoffeln können wir sie nicht angreifen.«
»Wir haben, was wir brauchen. Und nun hört mir gut zu«, erwiderte der Bohabe. »Übrigens, ich heiße Dagor.«
Ausgetrickst
Rago beobachtete ungeduldig die zwei Männer, die Mauer und Dächer der Burg absuchten. Der Kerl hatte sich in der Kiste versteckt, war leicht und flink, aber so schnell konnte er nicht über die Mauer klettern. Dennoch musste Rago sicher sein, dass nicht noch andere hier waren, kräftige unerschrockene Bohaben, kampferprobt, die an der Außenseite der Burg hochstiegen. So hätte er es gemacht: Den Feind mit einem gewitzten Dieb abgelenkt, alle in Aufruhr gebracht, um dann mit den richtigen Leuten anzugreifen. Er schaute zu Jerri, der wie befohlen am verschlossenen Tor stand. Keiner kam hinein oder hinaus.
Rago sah zur Tür, die zu den Kammern im Turm führte, wo die beiden Schatzkisten standen. Er hatte von Beginn an geahnt, dass es eine Falle, ein Täuschungsversuch war, aber dass sie ein seltsames Wesen darin versteckt hatten, überraschte ihn doch.
Nallan kam gerade aus dem Waschraum und wollte etwas sagen, doch Rago unterbrach ihn, bevor er den Mund öffnete. »Geh rauf und sieh dir die Kisten an. Ich muss wissen, was der Kerl gemacht hat.«
Nallan nickte knapp und lief zur Tür, die in den Turm führte, als Rago ihm nachrief: »Nimm dir Thorwald und Higur und bringt die zweite Schatzkiste in den Hof. Nicht, dass das Ding noch explodiert oder brennt.«
Nallan verließ den Hof. Kaum waren die Schritte verklungen, schlug jemand von innen gegen die
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