Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Tür der Vorratskammer.
»Aufmachen!«, rief eine kräftige Stimme. »Rago, ich muss mit dir sprechen. Sofort!«
Rago gab Jerri am Tor einen Wink, ihm zu folgen und ging langsam auf die Tür zu. Ihm missfiel der Befehlston des Fremden. Es konnte nur der Kerl aus der Schatzkiste sein, denn die Stimmen der anderen kannte er. Außerdem waren sie im Keller eingesperrt.
»Ich weiß nicht, was ich mit dir zu besprechen hätte«, antwortete er so laut, dass auch die Männer auf der Mauer ihn hörten und hinabblickten. Rago gab auch ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Die Männer verstanden und kehrten zur Leiter zurück, die an der Mauer stand.
»Oh doch, Rago, du kannst es gar nicht erwarten, mit mir zu sprechen, denn ich habe etwas, das dich bestimmt interessiert.«
»Du sitzt hinter der Tür und bist eingeschlossen. Und da bleibst du bis Mitternacht. Und sag mir nicht, mit wem ich sprechen will!«
»Ich habe die Schatzkiste aufgeschlossen und das Rosenwasser entnommen. Na, interessiert? Was meinst du, welche Macht ich jetzt habe. Lässt du mich hier sitzen, trinke ich das Elixier und wir werden sehen, wer ab Mitternacht in Maledonia bestimmt. Glaub mir, ich verliere nicht.«
»Quatsch«, entgegnete Rago, »du brauchst fünf Schlüssel, um die Schatzkiste zu öffnen. Einen habe ich immer in meiner Tasche. Das Rosenwasser ist in der Kiste.«
»Rago, ich dachte, du bist ein Ehrenmann und kein lausiger Lügner«, spottete die Stimme hinter der Tür. »Du selbst hast den fünften Schlüssel Prinz Taron in die Jackentasche gesteckt. Er war so nett, ihn mir zu überlassen.«
Rago schaute zur Mauer, die zwei Männer stiegen gerade die Leiter hinab. Er gab Jerri ein Zeichen, die Tür zu öffnen. Der drehte den Schlüssel um, packte die Klinke und stieß die Tür schwungvoll auf. Rago hatte schnell einen Stock gegriffen und hielt ihn mit beiden Händen fest. Er und Jerri spähten in die dunkle Vorratskammer, sahen aber nichts.
Plötzlich ertönte von innen wildes Geschrei, zwei Gestalten stürzten mit vollen Eimern in den Händen aus dem Dunkel heraus, rannten auf Rago und Jerri zu und schleuderten ihnen den Inhalt ins Gesicht. Die beiden machten kehrt und liefen in den Raum zurück. Ein weißer Nebel aus Mehl hüllte die Männer ein. Rago und Jerri sahen für einen Moment nichts, rieben sich die Augen und waren viel zu überrascht, dass mehrere Leute aus dem Raum kamen. Hatten sie doch nur den Dieb dort vermutet. Rago fluchte.
In diesem Moment rannten wieder zwei Gestalten aus dem Raum, diesmal mit der Karre, die sie mit Schaufeln und Kartoffeln beladen hatten, zielten auf Ragos Beine, der sie zwar bemerkte, aber zu spät. Er hatte noch Mehl in den Augen. Die Karre brachte Rago zu Fall; er schlug mit dem Kopf auf den Boden.
Gleichzeitig rannte der Bohabe aus dem Raum, packte Jerri von hinten um den Hals, griff ihn geschwind mit der anderen Hand in die Jackentasche und nahm den Schlüssel zum Tor heraus. Dann zog er Jerri in die Vorratskammer und stieß ihn in die Kartoffelsäcke.
Der Bohabo pfiff und Elwin rannte aus dem Raum. Rasch verschloss Dagor die Tür. Rago lag auf der Erde und hielt sich den Kopf. Seine beiden Kumpane waren die Leiter hinabgestiegen und liefen auf sie zu. Sahn und Blacky griffen nach den Kartoffeln auf dem Karren und bewarfen die Männer. Sie konnten die beiden nicht wirklich aufhalten, aber ein wenig langsamer wurden sie schon und hielten die Arme als Schutz vor die Gesichter.
»Komm!«, rief Dagor und lief mit Elwin zum Tor. Die Männer erkannten die Situation und folgten ihnen. Blacky packte den Stock, den Rago hatte fallen lassen, Sahn griff eine Schaufel und nahmen die Verfolgung auf. Elwin und der Bohabe waren bereits am Tor und steckten nun den Schlüssel ins Schloss, als einer von Ragos Männern sich auf den Ehrenwächter warf und beide zu Boden gingen.
Elwin schloss das Tor auf und wollte es aufziehen, doch die beiden kämpfenden Männer lagen davor und blockierten es. In dem Augenblick hörte er Sahn schreien. Der hatte einen Mann mit der Schaufel angegriffen, doch der war dem Schlag ausgewichen und hatte sich Sahn gepackt. Nur auf Blacky hatte niemand geachtet. Der schlich sich an die kämpfenden Männer am Tor heran.
Dagor lag auf dem Boden. Der Angreifer hob die Faust und wollte seinem Gegner einen Hieb versetzen, als Blacky mit dem Stock ausholte und mit voller Wucht die Faust traf. Der Mann erstarrte vor Schmerz. Der Bohabe stieß ihn von sich weg, der Mann stürzte und Elwin
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