Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
Vom Netzwerk:
stockte er. Hatte er sich getäuscht? Er ging langsam weiter, sah noch einmal hin und hätte am liebsten vor Freude geschrien. Vor ihm hing an einem Ast der Stofffetzen, der einem Mann der Prinzengarde beim Queren des Waldes aus dem Mantel gerissen worden war. Kein Zweifel, der Weg stimmte. Elwin vergaß die Mücken und rannte so schnell er konnte. Jetzt dachte er nur noch an die Feen und daran, dass er es wirklich schaffen konnte, ihnen bis Mitternacht das Rosenwasser zu geben.
    Verflixt. Jetzt teilte sich der Weg, eine Gabelung. Beide Pfade sahen gleich aus. Wo sollte er hin? Longor müsste irgendwo rechts sein, dachte er und lief in diese Richtung weiter. Sah der Pfad an der Gabelung noch so aus wie der andere, bemerkte er jetzt mit jedem Schritt eine Änderung. Die Stechmücken waren ganz verschwunden und der Pfad wurde allmählich schmaler und schmaler. Zwei Mann der Prinzengarde konnten hier niemals nebeneinander mit einer Schatzkiste, die sie zwischen sich trugen, hergelaufen sein. Elwin blieb schlagartig stehen.
    Aus dem Wald hörte er jetzt ein Knurren. Mit schnellen Blicken suchte er das Gebüsch ab. Ein Tier stand dort reglos und sah ihn an. Groß wie eine Wildkatze, hatte es ein graues Fell, einen buschigen grau-braunen Schwanz und ein gelbes Horn auf der Nase. Nein, das Horn war die Nase. Elwin machte langsam einen Schritt zurück. Groohi hatte ihm erzählt, dass man solchen Tieren niemals in die Augen blicken dürfe, dann wären sie erst recht gefährlich.
    Elwin senkte den Blick. Er kannte ähnliche Tiere aus einem anderen Wald. Groohi nannte sie Feuerhörner, auch wenn das Feuerhorn, das sein Freund ihm gezeigt hatte, ein rotes Horn hatte und kleiner war. Diesen Feuerhörnern durfte man niemals zu nahe kommen, ihr Speichel war giftig. Diese Biester lebten in Rudeln, das machte sie erst recht gefährlich. Er lauschte, doch er musste sich nicht bemühen, er hörte bereits, dass hinter ihm noch ein Feuerhorn stand. Rasch drehte er sich um. Wie eine Katze, bevor sie auf die Beute springt, bewegte sich das Tier geduckt den Pfad entlang, den Blick fest auf ihn gerichtet, jeden Augenblick bereit zum Sprung.
    »Haut ab!«, brüllte Elwin so laut er konnte und rannte schreiend auf das Feuerhorn zu. Er wollte ihm einen Tritt versetzen, doch das Tier sprang vom Pfad in das dichte Unterholz. Das Feuerhorn drehte sich rasend schnell um, schlug mit der Pfote nach ihm, kreischte und rannte zusammen mit anderen hinter ihm her. Elwin hörte, wie weitere Tiere aus dem Wald stießen. Er hatte inmitten eines Rudels gestanden, ohne es zu bemerken. Wie konnte er nur so unvorsichtig sein!
    Elwin rannte weiter, war zutiefst erleichtert, gleich darauf die Weggabelung zu sehen, als er hinter sich wieder ein Feuerhorn hörte. Es musste sehr nah sein, stieß jetzt einen schrillen Schrei aus, machte einen Satz, sprang in seinen Umhang und hielt sich mit den Pfoten darin fest. Elwin spürte einen Schlag im Rücken und lief vor Angst weiter. Die Krallen des Feuerhorns waren scharf, es zerschnitt den Umhang, konnte sich nicht halten und fiel auf den Boden.
    Elwin erreichte die Gabelung, nahm den Weg nach rechts und rannte mit letzter Kraft weiter. Als er sicher war, dass die Gefahr vorbei war, blieb er völlig außer Atem stehen. Er konnte dieses mörderische Tempo nicht mehr halten und benötigte eine Verschnaufpause. Er schaute sich keuchend um. Die Feuerhörner waren verschwunden, zumindest im Augenblick schien die Gefahr vorbei. Der Umhang war zerrissen und hing in Fetzen herab, aber er hatte ihn einmal mehr vor einer schrecklichen Gefahr bewahrt.
    Elwin fühlte sich bald besser und hastete weiter. Der Wald wurde lichter, die Baumkronen machten den ersten Sonnenstrahlen Platz, dann endlich erreichte er den breiten Ost-Westweg, der auch an Longor vorbeiführte.
    An diese Stelle konnte er sich gut erinnern, als er in der Kiste gelegen hatte. Hier waren die Männer nach links abgebogen; also musste er auf dem Rückweg nach rechts. Er lief und spürte wieder, dass er nicht allein war. Schon wieder ein Tier! Er sah sich im Laufen um und entdeckte einen schwarzen Vogel, der über ihm schwebte. Der bemerkte Elwins Blick und stieß hinab. Rasch sprang Elwin vom Weg und hockte sich unter einen Busch. Wer weiß, was das für einer war! Neben sich sah er einen losen Ast, griff zu, bereit, sich zu verteidigen. Der Vogel erkannte seine Absicht, landete in sicherer Entfernung auf dem Weg und krächzte: »Keine Angst, Elwin. Ich bin es,

Weitere Kostenlose Bücher