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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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Darüber gestickt war ein roter Pfeil mit drei weißen Federn. Der Hosenbund war ebenfalls aus rotem Stoff genäht, ähnlich einer Schärpe, die restliche Hose war vom selben Grün wie die Jacke.
    Groohi streckte den rechten Arm aus. »Hier schau. Das Rot der Streifen bedeutet die Farbe des Herzens, der Leidenschaft. Der erste Ring steht für die Lebewesen, die Tiere und Pflanzen. Der andere Ring bedeutet die Gemeinschaft, in der wir leben. Beides gehört unzertrennlich zusammen.«
    »Und der Pfeil?«
    »Der zeigt, dass ich ein Ehrenwächter bin. Er sagt, ich beschütze die Schatztruhe und bin bereit, dafür mit meinem Leben zu kämpfen. Im Rang bin ich der dritte Wächter.« Er schmunzelte. »Stell dir vor, sie erhob mich direkt in den dritten Rang. Nur die Ränge eins und zwei sind über mir.«
    Sie schritten auf das Osttor zu, fünf Wachleute hatten Dienst. Je zwei standen rechts und links des Tores, ein weiterer kontrollierte die Besucher.
    »Warum stehen dort so viele Wachen?«, fragte Elwin. Bei seinem ersten Besuch in Longor hatten jeweils drei Leute ein Tor bewacht. Sie hatten sich gelangweilt und den Passierenden kaum Aufmerksamkeit geschenkt.
    Groohi winkte mit einer Hand ab. »Du glaubst nicht, was hier los ist. Der Rat hält bereits seit den frühen Abendstunden eine Sitzung. Alle wichtigen Leute sind gekommen. Sie reden und reden. Und immer wieder beschuldigen sie uns, die Ehrenwächter, geschlafen zu haben. Ich fühle mich für meine Kollegen so beschämt.«
    Elwin blieb stehen und griff Groohi am Arm. Sie standen außerhalb der Hörweite der Torwachen. »Was glaubst du?«, fragte er. »Ist es denkbar, dass deine Kollegen nicht aufgepasst haben, vielleicht doch eingeschlafen sind und überfallen wurden?«
    Groohi sah ihm fest in die Augen. »Einer meiner Freunde, ein Ehrenwächter, wurde getötet, ein anderer ist zusammen mit der Truhe spurlos verschwunden. Was genau geschah, kann ich dir nicht sagen. Aber die Ehrenwächter haben, wie ich auch, einen Eid geleistet und wussten um die Verantwortung.« Er machte eine Gedankenpause. »Unser Motto lautet ›Jeder für die Feen!‹ Elwin, wir kennen uns lange genug. Lies die Antwort auf deine Frage in meinem Gesicht. Diese – Männer – schliefen – nicht!«
    Groohi wollte weitergehen, aber Elwin hielt ihn abermals am Arm fest.
    »Bevor wir ins Dorf gehen, möchte ich von dir wissen, ob gewöhnliche Diebe die Schatztruhe geraubt haben können?«
    Groohi musste nicht überlegen. »Du wirst manche Leute hören, die das vermuten. Ich meine, es ist vollkommener Unfug.« Er machte mit der Hand eine ausholende Bewegung. »In den umliegenden Wäldern halten sich keine Räuber auf. Sie müssten unerkannt von weither gekommen sein. Und nicht zuletzt: Wären sie dennoch zufällig in die Höhle eingedrungen, hätten wir sie hinausgeworfen, ohne dass sie auch nur eine Fingerspitze an den Schatz gelegt hätten.«
    Sie gingen auf das Osttor zu. Ein Wachmann stellte sich mit verschränkten Armen in den Zugang und wartete. Trotz der kalten Witterung trugen die Wachleute dünne Sommerkleidung, dunkelgraue Hosen und Jacken und einen hellen Filzhut, den sie in die Stirn gezogen hatten. Ihre Bärte waren ebenso lang und gepflegt wie bei Elwins erstem Besuch im Winter.
    »Stehen bleiben!«, befahl der Wachmann, löste seine Arme und ging langsam auf Elwin zu. Er betrachtete ihn aufmerksam von Kopf bis Fuß, schüttelte sachte den Kopf, aber so deutlich, dass die beiden seine Abneigung spürten. »Wen bringst du da nach Longor, Groohi?«
    »Einen guten Freund. Elwin!«
    »Hab deinen Namen schon mal gehört. Hast wohl in Groohi einen guten Kontakt hier, würde dich sonst nicht ins Dorf lassen.« Er machte eine Pause, als wollte er das Gesagte noch einmal in Ruhe überdenken.
    »Kümmere dich um deine Angelegenheit, Koltin, und lass uns gehen«, rügte Groohi verstimmt.
    »Sollst wohl deinen verschlafenen Kameraden helfen? Hätten die besser aufgepasst, wären wir nicht in Schwierigkeiten.« Er wandte sich an seine vier Kollegen und befahl: »Passieren lassen!«
    Groohi errötete vor Zorn, zog es jedoch vor, zu dieser Anschuldigung zu schweigen. »Komm«, sagte er zu Elwin und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Gehen wir zur Versammlung.«

Vier Verdammte
    Groohi führte Elwin durch die engen Gassen. Im Winter hatten verlockende Düfte die Luft erfüllt - der rauchig herbe Geruch brennenden Holzes in den Kaminen oder der süße Duft heißer Schokolade aus einer

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