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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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Backstube, vermischt mit dem Dampf würziger heißer Getränke in Kesseln und Kannen. Heute war die Luft feucht und kalt. Der Nebel auf den Feldern war langsam ins Dorf hinübergeschlichen, lautlos und hinterhältig, bis er die gesamte Umgebung in dichtes Weiß gehüllt hatte.
    Die Gassen waren verwaist. Die meisten Bewohner waren wohl zur Versammlung gegangen oder zu Hause geblieben. Nur zwei führten schnell ihre Hunde aus, aber selbst die Tiere spürten die Unbehaglichkeit und beeilten sich, wieder ins Haus zu kommen.
    Gelegentlich waren Schritte zu hören. Manchmal konnte Elwin sie einem Schatten zuordnen. Wieder hörte er Schritte, diesmal direkt hinter sich. Er blieb stehen und sah sich um. So sehr er sich auch anstrengte, niemand war zu sehen, die Schritte verstummten. Hörte er sich selbst? Er konnte es nicht sagen.
    Am Ende der Straße, am Marktplatz, lag das einzige Gasthaus des Dorfes. Die wenigen Geräusche drangen aus dem Lokal heraus. Stimmen, die heftige Wortgefechte erahnen ließen, untermalt von höhnischem Gelächter und manchmal auch von klopfenden Lauten. Öffnete jemand die Tür, wurde es für einen Moment lauter, dann aber verstummten die Geräusche wieder bis auf ein Gemurmel.
    Groohi stieg eine Stufe hinauf, blickte kurz die Straße entlang und zog dann die Tür auf.
    Das Gasthaus war zum Bersten voll. Zwei Gäste schauten flüchtig herüber, erkannten Groohi, wandten sich von ihm ab und taten so, als hätten sie ihn nicht gesehen. Dem Freund folgte Elwin. Er sah ungewöhnlich aus, selbst für Longor, und zog schnell Blicke auf sich. Einer der Gäste an der Tür tippte dem Vordermann auf die Schulter und deutete auf ihn.
    Die meisten Leute jedoch schauten zu einem Tisch, an dem drei Männer erhöht auf einem Podium saßen. Elwin war zu klein und vermochte die Männer zwischen den Besuchern nicht zu sehen, Noels Stimme jedoch erkannte er sofort.
    »Den Bohaben ist nicht zu trauen«, ereiferte sich gerade ein Mann. »Sie haben die Wache verschlafen! Und ihr seid so dumm und wollt denen noch die Suche der Schatzkiste anvertrauen. Ist denn niemand mit Verstand in diesem Raum?«, schimpfte er.
    Groohi bahnte sich einen Weg durch die Leute zu seinen Freunden, den anderen Ehrenwächtern, die links neben dem Podium an einem Tisch saßen. Einer war wutentbrannt aufgesprungen.
    »Ich verbiete dir, diese Lügen über uns zu verbreiten! Bist du so starrköpfig oder verstehst du wirklich nicht, dass wir überfallen wurden und dass ein Mann getötet wurde? Die Mauern Longors sind stark. Die Bewohner können mit Hilfe der Wachleute in den Toren das Dorf selbst verteidigen. Wir haben nur noch wenige Tage Zeit bis Mittsommer. Wir müssen die Zeit nutzen und noch mehr Suchmannschaften bilden. Wir müssen die Diebe aufspüren und nicht untätig warten!«
    »Und wo sollen wir suchen?«, rief jemand aus dem hinteren Teil des Raumes. »Wir wissen nichts, haben keine Spuren. So eine Suche dauert ja Monate. Falls wir überhaupt etwas finden!«
    Groohi trat an den Tisch, zog zwei freie Stühle zurück, bot Elwin einen Platz an und setzte sich neben ihn. Seine Kollegen sahen ihn verdutzt an. »Elwin, ein guter Freund«, beantwortete er die nicht gestellte Frage. »Er hat mein volles Vertrauen.«
    »Lasst mich durch!«, rief ein kräftiger Mann und stieg auf das Podium. Die Ratsmitglieder sahen ihn missmutig an; dieser Platz war ihnen vorbehalten, aber sie schwiegen und ließen den Mann zu Wort kommen.
    Es war der Dorfschmied. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Die kräftigen Oberarme spannten den Stoff des Hemdes. Sein Gesicht war von der Hitze und den sprühenden Funken des Feuers vernarbt. Er stemmte die Arme in die Hüften. »Ihr wisst nicht, wo ihr suchen sollt?«, stieß er hervor. »Ha, das ist doch wohl ein schlechter Scherz! Fragt Königin Mala oder die anderen Feen, wen sie verdammt haben. Dann habt ihr eine Spur. Und ich bin mir sicher, diese Spur wird in den verwunschenen Wald führen. Wo sonst sollten sich die Diebe aufhalten? Sucht dort zuerst!«
    »Du glaubst doch nicht, dass wir freiwillig in diesen Wald gehen?«, schrie ein Mann entrüstet. »Geh doch selbst hinein, Schmied«, ereiferte sich ein anderer. »Jeder der dort hingeht, ist so gut wie tot.«
    Noel ließ sich die Leitung des Treffens nicht länger aus den Händen nehmen. »Ruhe!«, brüllte er, schlug mehrmals zornig mit der flachen Hand auf den Tisch und stand auf. Dem Schmied gefiel die Unruhe, die er ausgelöst hatte. Zufrieden grinsend

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