Elwin - Rosenwasser (German Edition)
ließ das Holz fallen, der Schlächter kauerte sich nieder, das Messer in der rechten Hand, bereit, sich auf einen Angreifer zu stürzen. Die drei Trolle sahen einander alarmiert an.
»Siehst du jemanden?«, fragten Tezra und Schlächter gleichzeitig.
Goied bewegte die flache Hand hin und her. Sie verstanden: Auch er hatte nichts gesehen. Bewegungslos verharrten sie.
Hinter dem Baum raschelte Laub. Goied hob die Hand und deutete mit zwei ausgestreckten Fingern voraus.
Schlächter sprang lautlos zum Baum, stellte sich mit dem Rücken dagegen, das Messer fest in der Hand.
Tezra war nicht so schnell und befahl: »Komm raus, wenn dir dein lausiges Leben etwas wert ist!« Seine Stimme trug weit durch den Wald. Lauter und viel kräftiger, als er gesprochen hatte, wiederholte ein Echo seine Worte.
Schlächter drückte sich fester an den Baum, Goied duckte sich vor Schreck. Tezra hingegen war zufrieden, klang seine Stimme doch endlich so stark und entschlossen, wie er es sich immer gewünscht hatte. Dann kehrte Ruhe ein. Die Trolle hörten einander atmen.
»Tut mir nichts«, flehte plötzlich eine weinerliche Stimme.
Tezra, nun mutig, trat um den Baum, sah eine junge Frau auf dem Boden hocken und packte sie grob am Arm. »Steh auf!«, befahl er. Eine Frau mit einem schwarzen knöchellangen Kleid kniete schluchzend vor ihm. Der Schlächter sprang vor. Schief grinsend warf er das Messer von Hand zu Hand, die Messerspitze auf die Unbekannte gerichtet. Er sah sofort, dass die Frau einem Trollstamm angehörte. Sie hatte die übliche dicke Kartoffelnase, ein rundes Gesicht mit vollen Lippen. Nur ihr dunkles Haar war ungewöhnlich seidig und lockig.
Auch Tezra glotzte sie an, aber seine Augen leuchteten vor Freude, als hätte er gerade die Schatzkiste gefunden.
Nur Goied blieb vorsichtig und suchte mit schnellen Blicken die nähere Umgebung ab. »Wo hattest du dich versteckt?«, fragte er misstrauisch. »Ich habe dich nicht gesehen.«
»Meine Freunde haben mich verlassen«, schluchzte die Frau und erhob sich.
»Niemand bei Verstand geht in den verwunschenen Wald«, bemerkte Goied.
»Und erst recht nicht zu dieser alten Hexe, die hier leben soll«, ergänzte Schlächter und grinste noch mehr.
Die Frau blickte ihn kurz an, schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Dann atmete sie tief ein, öffnete die Hände wieder und sah die Männer mit verweinten Augen an.
»Was habt ihr hier gemacht?«, fragte Goied.
»Wir suchten eine gestohlene Schatzkiste«, hauchte sie. »Es gibt eine satte Belohnung. Dafür seid ihr doch auch hier, oder? Warum solltet ihr sonst so dumm sein, in diesen Wald zu gehen?«
»Wir sind auf der Jagd«, antwortete Goied schnell, bevor Tezra ein Wort sagen konnte.
Die Frau hob die Hände, spreizte die Finger, strich durch ihr volles Haar und schaute dabei unauffällig auf einen kräftigen Ast, der über dem Troll hing. Sie blickte dann auf den Boden, erfreut, dass er auf abgebrochenen Zweigen stand, ihren Zweigen, und sagte: »In diesem Wald leben nur kleine Tiere, Hasen, Wiesel, Füchse und ein paar andere, die ihr nicht kennt. Jeder sieht, ihr jagt gerne großes Wild, Jäger auf Elchjagd oder«, sie lächelte die drei an, »oder Männer auf Schatzsuche, wie wir auch.«
Schlächter grinste nun unverschämt, steckte das Messer weg und trat näher an die Frau. Sein Geruch war widerlich. Fofenda hielt den Atem an, blickte an ihm herab und sah das Messer an seinem Gürtel in einer Lederscheide hängen. Die Spitze zeigte auf seinen rechten Fuß.
Charmant lächelte sie ihn an, wandte sich zu Tezra und sagte: »Du siehst gescheit aus. Meine Freunde sagten, die Schatzkiste eines Viehzüchters wurde gestohlen. Stimmt das?«
»Blödsinn! Etwas viel Wertvolleres wurde geraubt«, antwortete Schlächter vorlaut.
»Halts Maul!«, fuhr Goied ihn grob an.
»Sie weiß es doch sowieso«, erwiderte Schlächter. »Jeder hier weiß, dass das Rosenwasser der Feen gestohlen wurde.«
Die Frau sah ihn verblüfft an, hob die Stimme und fragte: »Wer hat denn die Schatzkiste gestohlen?« Den Männern entging nicht die Schärfe in ihrem Ton.
Goied sagte: »Wir haben zu tun. Verschwinden wir von hier.«
Die Frau hob unauffällig die rechte Hand. Zweige auf dem Boden umkrochen Goieds Füße, tasteten sich sachte auf seinem Rücken entlang nach oben. Er trug eine Jacke und spürte nicht die Gefahr, die sich weiter und weiter in die Höhe schob. Fofenda stellte sich rasch vor den Troll, damit die anderen ihre
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