Elwin - Rosenwasser (German Edition)
für die Feen vorhanden. Sie mussten es nur sicher nach Longor bringen, und alle wären gerettet! Er riss den Kopf herum und schaute zu seinem Freund, der gerade einen neuen Gegenstand in die Hände nahm. »Groohi!«, brüllte er. »Du glaubst nicht, was ich eben entdeckt habe! Wir sind gerettet!«
Groohi hätte beinahe die edle Vase fallen gelassen. »Ich komme«, brummte er, stellte das Gefäß sorgfältig auf den Tisch und eilte zu Elwin.
»Rosenwasser!«, rief der ihm begeistert entgegen. »Hier schau, Pletomuk hat noch einen Rest in diesem Fässchen. Ist das nicht großartig? Wir füllen es in einen Flakon und nehmen es mit. Die Feen, ach, ganz Maledonia ist gerettet!«
Groohi verlangsamte den Schritt, als hätte Elwin ihm von einem Teufelswasser berichtet. Auch Pletomuk teilte nicht seine Begeisterung, nahm das Fässchen an sich und schüttelte den Kopf. »Das Wasser ist über die Zeit. Es muss genau an dem Tag, der Winter und Sommer trennt, abgefüllt und von den Ehrenwächtern übernommen werden. Das restliche Wasser lasse ich im Fass. Ihm ist keine andere Verwendung beigemessen, als das Holz feucht und das Böse fernzuhalten.«
Groohi äußerte sich genauso zurückhaltend. »Wir verstoßen gegen den Brauch, der seit langer Zeit gepflegt wird.«
Elwin ließ diese Einwände nicht gelten. »Aber so versteht doch.« Er hob beschwörend die Pfoten. »Bleibt die Schatztruhe verschollen, müssen die Feen nicht verloren sein. Wir reichen es ihnen im letzten Augenblick, dann, wenn alle anderen Bemühungen vergeblich waren. Wir können ihnen helfen!«
»Verstehst du unsere Sprache nicht oder willst du bloß nicht zuhören?«, brummte Groohi und stemmte die Hände in die Hüften. »Dieses Wasser ist wertlos«, sagte er laut und machte nach jedem Wort eine kleine Pause. Er sah zu Pletomuk. »Du hast das Wasser geschaffen, sag du es ihm.«
Pletomuk betrachtete nachdenklich das kleine Fass, hob es an das linke Ohr, schloss die Augen und schüttelte es bedächtig. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Schließlich öffnete er die Augen, ging zu einem Regal und entnahm einen Flakon.
»Siehst du, er gibt mir recht«, juchzte Elwin und gab Groohi einen freundschaftlichen Knuff in die Seite. Der Freund blickte ihn missmutig an und wollte zu einer Antwort ansetzen, aber Pletomuk ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Hört mir gut zu. So etwas ist zwar noch nie geschehen, aber ich bin einverstanden, wenn ihr mir versprecht, alles, hört ihr, alles in eurer Macht Stehende zu tun, die Schatzkiste zu finden. Erst, wenn euch trotz aller Mühsal der Erfolg versagt bleibt, dürft ihr den Feen dieses Rosenwasser reichen.« Er sah die beiden eindringlich an. »Habt ihr mich verstanden! Gebt Königin Mala diesen Flakon erst im letzten Augenblick.«
»Klar, machen wir«, jubelte Elwin. Sein Freund nickte leicht und schwieg.
»Ich weiß nicht, wie dieses überalterte Wasser wirkt, falls es überhaupt noch wirkt«, erklärte Pletomuk und reichte Elwin den gläsernen Flakon. »Wir müssen es versuchen. Die Feen müssen überleben. Ihr trauriges Schicksal, als Rosenholz zu verdorren, darf sich nicht wiederholen.«
Elwin strahlte und Groohis grimmiges Gesicht hellte sich auf. Er hatte zwar Bedenken, zog es aber vor, seine Gedanken für sich zu behalten.
Erwartungsvoll hielt Elwin die kleine schlanke Flasche in beiden Pfoten. Es war ein Schatz, den Pletomuk ihm anvertraute, wertvoller und edler als alle Gaben auf Pletomuks Tisch.
»Schweigt nun«, forderte Pletomuk, »bis das Rosenwasser eingefüllt und verschlossen ist.« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da verschwand sein Mund, er hatte nur noch Augen, Nase und Ohren. Er zog einen kleinen Korken aus dem Fässchen und hob es vorsichtig an. Langsam tropfte das Elixier heraus. Wie edles Öl, das rosa schimmerte, rann es die Innenseite des Flakons hinab und füllte dessen Boden.
Elwin wagte kaum zu atmen, seine Gedanken überstürzten sich. Die Macht der Feen, das Schicksal Maledonias hielt er in diesem kleinen Flakon in seinen Pfoten. War er dessen würdig? Konnten er und Groohi diese Aufgabe, das Rosenwasser sicher nach Longor zu bringen, erfüllen?
Pletomuk hob das Fass weiter an, die letzten Tropfen liefen in den Flakon, der bis zur Hälfte gefüllt war. Er verschloss das Fässchen, stellte es an seinen Platz im Regal zurück und steckte den runden gläsernen Verschluss, dessen Ende ein übergroßer Tropfen bildete, in den Flakon. Sein Mund war wieder da.
»Kläre uns über den
Weitere Kostenlose Bücher