Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Fluch im Rosenwasser auf«, sprach Groohi in die feierliche Stille. Die Frage platzte aus ihm heraus, als habe er nur auf diesem Moment gewartet. »Königin Mala sprach ihn viermal aus. Besteht er ewig oder wird der Verdammte zu neuer Kraft erwachen, wenn die Feen nicht mehr da sind?«
Elwin war im ersten Augenblick enttäuscht. Hatte sein Freund so wenig Vertrauen in das neue Elixier? Pletomuk hingegen hatte offenbar nur auf diese Frage gewartet.
»Ein sehr guter Gedanke, mein Freund. Darüber hinaus ein sehr schwieriger.« Entschuldigend hob er beide Schultern. »Sei bitte nicht enttäuscht. Ich hatte noch nie Gelegenheit, einen solchen Fluch zu untersuchen.« In seinen Augen wirbelte das Wasser, er grinste und murmelte ganz leise: »Aber endlich ist wieder ein Troll in mein Reich gekommen.«
Fofenda und die Garde
Die fünf Männer standen wie die Spitze eines Speers im Wald, Rago vorne, die anderen zu beiden Seiten schräg hinter ihm. Sie trugen weite schwarze Mäntel, die ebenso makellos waren wie ihre glänzenden schwarzen Stiefel. Rago verschränkte die Arme vor der Brust und starrte in den Wald. Die Männer nahmen automatisch seine Haltung an. Sie waren von ihm, dem besten Ausbilder, trainiert und mussten nicht für Kleinigkeiten befehligt werden.
Rago missfiel diese Zusammenkunft mit Fofenda. Der Gedanke, die baldige Herrschaft über Maledonia mit einer Fee teilen zu müssen, stieß ihm übel auf. Noch schlimmer wog, dass sie ebenso gnadenlos war wie er, und alles tun würde, um diesen Wald zu verlassen und ihre neu gewonnene Macht zu festigen. Noch eine Nacht lag vor ihnen. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Er kannte die Legenden um Fofenda, kannte ihre Unberechenbarkeit. Das ungeschriebene Gesetz, an das sie beide glaubten, lautete: Nur einer übt die Macht aus, Prinz Taron oder Fofenda.
Seit zwei Nächten hatte Rago nicht mehr geschlafen. Er überließ die Nacht den Schwächlingen, von denen es unzählige in Maledonia gab. Für Rago waren sie Versager, die er verachtete, aber er und Prinz Taron würden sie erziehen, ihnen neue, höhere Werte geben.
Jetzt stand er hier, er, Rago, der den Prinzen aus seiner Verdammnis führen würde, und musste Fofenda abermals um Hilfe bitten. Lieber hätte er den Kundschaftern Jerri und Nallan beim Überbringen der schlechten Nachricht die Zunge herausgeschnitten als hierher zu kommen. Doch die Nachricht war zu brisant, da mussten die eigenen Interessen im Augenblick zurückstehen. Hatte er seine Gegner denn unterschätzt? Waren sie wirklich so dreist, neues Rosenwasser zu holen? Er seufzte leise. Dieser Kampf war nicht allein zu gewinnen. Er musste Fofenda ein Angebot machen.
»Rago, du und deine Männer seid immer wieder ein schöner Anblick«, sagte die Fee, hinter einem Baum hervortretend. »Diese Ausdruck von Kraft und Entschlossenheit in euren Gesichtern. In jungen Jahren hätte ich mich bestimmt vor euch gefürchtet.«
Die Männer verneigten sich vor ihr.
Fofenda trat vor Rago und drehte den Kopf, sodass er sie im Profil sah. Mit beiden Händen strich sie durch ihre langen blonden Haare, hob sie an und ließ sie sanft auf ihre Schultern fallen. Sie lächelte bezaubernd und fühlte sich bereits wie die neue Herrscherin Maledonias.
»Was führt dich und deine starken Männer zu mir?«
Rago ließ sich nicht von ihrer Anmut bestechen und spulte den Text herunter, den er sich auf dem Weg zu ihr überlegt hatte. »Zwei meiner Leute berichteten von einem Bohaben und einem Unbekannten, die heute Morgen deinen Wald betraten. Wir haben Grund zur Annahme, dass sie sich neues Rosenwasser beschaffen und so die Feen vor dem Untergang retten möchten. Hast du sie gestellt, verhört und ausgeschaltet?«
Fofenda schlug die Augen auf und lächelte. »Mein lieber Rago, mit welchen Worten sprichst du zu mir?« Sie schüttelte heftig den Kopf, die langen Haare wirbelten umher.
»Verhört und ausgeschaltet, das sind deine Methoden. Ich habe mit ihnen nett geplaudert. Der eine ist ein ekliger Bohabe, der andere ein entzückender kleiner Lügner, nennt sich Elwin.« Sie machte eine Pause, sah die Männer an und merkte, dass ihnen der Name bekannt war. »Ihr kennt ihn?«
»Er und sein Freund befreiten Elea aus dem Kerker im Unterdorf«, berichtete Rago. »Er hat gute Ohren, Mut und Selbstvertrauen, aber keinerlei Disziplin und Respekt. Wir müssen ihn als ernsten Gegner einstufen. Später schnappen wir ihn uns und hängen ihn dir als Geschenk in den nächsten
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