Elwin - Rosenwasser (German Edition)
einfach mit deinen Worten.«
Elwin berichtete. »Wir wissen nun, wer das Elixier gestohlen hat, wir kennen ihre Absichten, nur von der Schatztruhe fehlt jede Spur«, fasste er zusammen.
»Ich werde sofort noch mehr Leute auf die Suche schicken«, ergänzte Dobin, der auf diese Gelegenheit gewartet hatte. »Wir geben nicht auf«, erklärte er und wiederholte lauter, als spräche er zu sich selbst: »Niemals geben wir auf!«
»Ich danke dir und deinem Volk, Dobin«, antwortete Königin Mala. »Die Sonne berührt bald die Spitzen der Berge, dann ist für uns die Zeit gekommen, zur Lichtung zu ziehen, und im Duft der Rosen mit unserem Ritual zu beginnen. Wir werden auf euch warten und hoffen.« Sie erhob sich. »Lieber Dobin, ich danke dir, dass du mich gerufen und mir die Freude deiner Gastfreundschaft gemacht hast.«
Groohi stand hastig auf und verbeugte sich tief. Elwin tat es ihm gleich.
»Verbeugt euch nicht, meine Freunde. Es ist an mir, mich vor euch zu verbeugen«, sagte die Feenkönigin liebenswürdig, legte die rechte Hand auf ihr Herz und verneigte sich leicht. »Bevor ich gehe, sagt mir, was ich für euch tun kann.«
Groohi blickte zu Dobin. Er war der Chef und hatte die Frage zu beantworten. Der überlegte und sagte: »Alle Leute sind unterwegs. Wir haben getan, was wir können und müssen nun warten und hoffen.«
Königin Mala hatte Elwin beobachtet und sagte: »Du bist enttäuscht, nicht wahr? Du hattest gehofft, wir Feen könnten wahrsagen und den Schatz finden. Leider ist uns das nicht möglich. Aber ich sehe, mein lieber Elwin, du hast einen Wunsch. Mach mir die Freude und lass ihn mich erfüllen.«
»Ich weiß nicht so recht«, stammelte er.
»Sprich, und ich werde sehen, was ich machen kann.«
»Ich möchte zurück nach Longor und helfen. Hier sitzen wir nur untätig herum.«
»Hey!«, rief Groohi, dämpfte aber sogleich die Stimme und sagte: »Ich lasse dich nicht allein gehen. Schließlich habe ich dich hierher gebeten und nicht umgekehrt.«
Dobin setzte zum Sprechen an, Königin Mala unterbrach ihn. »Elwin, ich glaube, Bossi hat dir etwas verraten, was außer ihm niemand weiß.« Sie blickte zu Dobin und sagte: »Ich werde die zwei mit nach Longor nehmen. Bitte sei so gut und sprich mit niemanden über das, was du gleich sehen wirst.«
Dobin riss die Augenbrauen hoch und nickte verwirrt. »Niemals, bei meiner Ehre«, antwortete er schnell.
Königin Mala lächelte und reichte Groohi und Elwin ihre Hände. »Ich bringe euch zur Schutzmauer außerhalb Longors, dort, wo niemand ist. Unser Geheimnis soll auch weiterhin ein Geheimnis bleiben.« Elwin spürte ihre zarte Hand und fühlte sich plötzlich leicht und glücklich wie in einem Traum.
»Seid ihr bereit?«, fragte sie.
Die beiden nickten und schauten die Königin erwartungsvoll an. Elwin fühlte sich großartig, freute sich auf Longor, auf Noel und die tollste Reise seines Lebens. Er schaute zu Groohi und erkannte, dass auch der Freund von Königin Mala überwältigt war.
»Reicht euch bitte die Hände«, sagte sie.
Elwin hob die Pfote, Groohi die Hand, und beide griffen zu.
Im nächsten Augenblick fiel Dobin vor Schreck der Gehstock aus den Händen. Er saß allein im Zimmer.
Pat
»Pat kommt«, trillerte der Beo des Schuhmachers. Der alte Mann blickte zu dem Vogel hinüber und ging gebückt weiter zum Zelt. Sein Gesichtsausdruck war ebenso unbewegt wie am Abend zuvor, als er mit Elwin im Gasthof gesprochen hatte. Vor dem Hotel des Dorfes standen fünf Männer zusammen und unterhielten sich lebhaft. Jeder hatte eine andere Erklärung für das Verschwinden der Schatzkiste und darüber, wo man suchen sollte.
Auch Pat hatte den ganzen Tag darüber nachgedacht und glaubte schließlich selbst nicht mehr so recht an die Geschichte mit dem Riesen. Seine Eltern, Großeltern und viele andere, die schon lange nicht mehr lebten, hatten die Geschichte vom Riesen und dem Nebel erzählt. Sie war ein Bestandteil ihrer Familientradition, wurde von einer Generation zur anderen weitergereicht. Das ist ja letztlich der Sinn von Geschichten, sie zu erzählen und zu bewahren.
Aber er kannte noch eine andere Geschichte, die des Königs der Nordanen, und darüber musste er mit Noel sprechen. Pat trat vor das Zelt. Ein Diener aus dem Hotel hatte soeben Noel eine Platte mit Brot, Wurst und Käse gebracht. Dazu reichte er ihm einen Krug Honigbier. Dieses allein machte nach Groohis Worten schon das Leben in Longor lebenswert.
Noel dankte dem Diener,
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