Elwin - Rosenwasser (German Edition)
denen in einem offenen Kamin ein niedriges Feuer brannte.
Ehrfürchtig schritten die Freunde über den roten Teppich, den ein Motiv von Bogolan zierte. Sie wollten sich setzen, als plötzlich der Dobin gegenüberstehende Sessel zur Seite schwang.
Groohi erhaschte nur einen kurzen Blick, sank sofort auf die Knie und verbeugte sich tief. Elwin schaute ihn überrascht an, blickte dann auf den Sessel und verstand. Groohi packte ihn an einer Pfote und bedeutete ihm, niederzuknien. »Königin Mala«, wisperte er.
Hätte Groohi ihm in dem Augenblick einen kleinen Schubs gegeben, wäre Elwin wie eine wackelige Holzfigur einfach umgefallen. Unzählige Male hatte er versucht, sich Königin Mala vorzustellen, hatte Bossi gefragt, doch der Kerl hatte eisern geschwiegen und nur schelmisch geschmunzelt.
Königin Mala erhob sich würdevoll. Sie lächelte und schaute Elwin aus dunkelbraunen Augen gütig an. Ihre schulterlangen braunen Haare schimmerten im Feuerschein sanftrötlich, die Steine ihres Diadems funkelten in reinem Blau, so blau wie ein makelloser Himmel. Sie trug ein langes blaues Kleid, durchwoben mit Silber. Um ihre Schultern lag ein weißer Schal aus schimmernder Seide, der bis auf den Boden reichte.
Elwin wusste, sie musste schon sehr alt sein, aber ihre Haut war so glatt und rein, wie er das noch niemals zuvor gesehen hatte. Ihr herzförmiges Gesicht war sanft und gütig, sie hatte eine kleine Stupsnase wie Elea und Salina und volle rote Lippen.
Dobin räusperte sich. »Königin Mala erweist uns die Ehre ihres Besuchs«, begann er. Die Königin hob kurz die rechte Hand, Dobin verstand und schwieg.
»Bitte erhebe dich, Groohi«, sagte sie mit sanfter Stimme.
Warum kneift mich niemand?, dachte Elwin. Ist das alles wahr, was ich erlebe?
Mala lächelte, Groohi stand unbeholfen auf, packte Elwins Pfote und riss ihn beinahe zu Boden.
»Tschuldigung!«, brabbelte der Freund. Elwin verstand, er schlief nicht, er träumte nicht, er stand leibhaftig der Feenkönigin gegenüber.
»Dobin berichtete mir von eurem Mut und eurer Selbstlosigkeit.« Sie verbeugte sich leicht. »Im Namen aller Feen möchte ich mich für eure Taten bedanken. Wir werden es euch niemals vergessen.« Sie deutete mit einer Hand auf die Sessel und bat mit einem charmanten Lächeln, Platz zu nehmen.
Niemand sagte ein Wort. Dobin hatte seinen Gehstock quer über dem Schoss liegen und drehte ihn ständig in den Händen. Sein Blick ruhte ungeduldig auf Königin Mala. Er wartete nur auf ein Zeichen von ihr, wieder sprechen zu dürfen. Groohi starrte sie fasziniert an, bemerkte sein Fehlverhalten und schaute beschämt auf den Boden.
Elwin war nervös, rollte ständig die Spitzen seiner Ohren ein und aus. Er wollte das quälende Schweigen brechen, doch Königin Mala kam ihm zuvor.
»Ich freue mich, dich kennenzulernen, Elwin. Noel hat mir viel von dir berichtet. Elea spricht immer wieder von dir. Und wie es aussieht, hast du auch in Salina eine gute Freundin gefunden. Hochbohabe Dobin bat mich hierher und berichtete von eurer sicheren Rückkehr. Ich kann euch nicht sagen, wie erleichtert ich bin. Unsere Zeit geht sehr bald zu Ende, die Kräfte lassen nach. Bevor wir uns auf die Mittsommernacht vorbereiten, möchte ich mich bedanken und aus eurem Mund erfahren, was geschehen ist. Deine Stimme habe ich noch nicht gehört, Elwin, ich möchte dich bitten zu beginnen.«
Elwins Herz machte einen Sprung vor Freude. Er war nicht nur der Kleinste in diesem Raum, sondern auch der Unbedeutendste. Er hob die Ohren an, senkte sie auf halber Höhe wieder, rang nach Worten, schön und wohlklingend für eine Königin, und gab sich schließlich einen kleinen Ruck.
»Königin Mala, ich danke vielmals für die Ehre und berichte gerne, aber …«, er zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich von gierigen Halunken und einer schauerlichen Fee vor einer wundervollen Königin sprechen soll?«
Groohi sah ihn überrascht an, grinste, hielt sich eine Hand vor den Mund und schaute angestrengt in den Raum.
Königin Mala lächelte, auch Dobin lag ein Schmunzeln auf den Lippen.
»Mein lieber Elwin«, entgegnete sie, »ich habe nicht gewusst, dass du solch ein charmanter Redner bist. Ich höre, du bist ein Freund der Worte. Der Klang deiner Stimme und das Glänzen in deinen Augen verraten es. Sprich mit mir, wie du mit Salina oder Elea gesprochen hast. Sei unbesorgt, ich kenne auch die Worte der Gasse, die Gier der Leute nach Macht und Reichtum und ihre Selbstsucht. Bitte, erzähl
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