Elwin - Rosenwasser (German Edition)
offenem Mund. Elwin packte mit beiden Pfoten den schweren Deckel und schwang ihn auf. Die Wächter stellten sich neben ihn und schauten hinein. In der Kiste lag Elwins schwarzer Umhang, den er auf dem Flug nach Longor getragen hatte. Er nahm ihn heraus, legte ihn um die Schultern, hielt sich mit der rechten Pfote an der Kiste fest und sprang hinein.
»Zu klein«, murrte Gobur.
Elwin jedoch legte sich auf den Bauch. Die Beine konnte er beinahe ganz ausstrecken. Die Kiste war lang genug, aber sie war sehr eng. »Ich habe genug Platz«, schwindelte Elwin. »Schließt die Seitentür, ich verriegele sie von innen.« Groohi drückte die Tür zu, Elwin sicherte sie mit einem kleinen Haken, der in eine Öse fasste.
»Toll, nicht wahr?«, sagte Groohi. »Die Kerle können die Kiste nicht aufbrechen.«
»Nun schließ den Deckel«, sagte Elwin. »Ich muss die Atemlöcher ausprobieren und muss wissen, ob ich durch die Löcher erkennen kann, wo sie mich hintragen.«
Groohi schloss den Deckel. Im Inneren hörte er Elwin arbeiten. »Leise!«, ermahnte er. »Sie könnten dich hören.«
Elwin sah nichts. Die Luft wurde warm und war rasch verbraucht. Er tastete mit einer Pfote nach einem Stopfen, zog ihn heraus und sah durch ein kleines Loch in der Seite das Licht der Fackeln und Kerzen. Hastig suchte er nach weiteren Stopfen. Die Luft würde nicht reichen! Ihm wurde heiß und er konnte kaum noch atmen. Angst ergriff ihn. Er gab die Suche auf und schrie mit letzter Kraft: »Groohi! Mach auf!« Sofort schwang der Deckel auf und frische Luft strömte hinein.
»Elwin!«, rief Groohi entsetzt. »Du siehst ja schrecklich aus. Ich helfe dir hinaus.«
Dankbar nahm Elwin seine Hand, stieg aus der Kiste und atmete tief durch. »Die Stopfen«, keuchte er. »Wir müssen mehr Stopfen herausziehen. In der Kiste ist es pechschwarz und die Luft wird zu schnell knapp.«
»Da seht ihr, was eure Idee taugt«, brummte Gobur.
Unterdessen schauten die anderen Ehrenwächter in die Schatzkiste und begannen, die Stopfen herauszuziehen. Der Holzgraf hatte ein gutes Dutzend eingearbeitet und verschlossen. Jedes offene Loch konnte Elwin verraten, denn die andere Kiste hatte diese Löcher nicht. So hatte der Holzgraf gesagt, Elwin solle selbst ausprobieren, wie viele er benötige.
»Wir haben acht Löcher geöffnet und die Schlüssel hineingelegt. Das sollte reichen«, erklärte ein Mann schließlich.
»Danke«, erwiderte Elwin, drehte plötzlich den Kopf herum, riss die Ohren hoch und lauschte zum Zugang zur Höhle. In dem Moment lief eine Beobachterin in den Eingang und rief: »Macht euch bereit. Vier Männer kommen! Tarons Leute!«
Kaum hatte die Frau die Wächter gewarnt, verfinsterte sich der Eingang, und ein dumpfer Schlag traf die Beobachterin. Sie fiel zu Boden und sank in sich zusammen. Alles geschah blitzschnell. Eine schwarze Masse aus vier kräftigen Männern stand im schmalen Zugang zur Höhle. Sie hatten die Köpfe eingezogen und gingen gebeugt, wie Elwin und Groohi zuvor.
»Versperrt den Eingang!«, befahl Gobur, griff eine Stange, rannte auf die Männer zu und steckte ein Ende in ein Loch im Boden. Ein zweiter Wächter hastete ihm zu Hilfe.
»Steig ein«, drängte Groohi den Freund. »Sie dürfen dich nicht sehen, sonst war alles vergebens.« Elwin sprang in die Kiste und legte sich flach auf den Bauch. »Hermolo!«, rief er. »Wo ist Hermolo?«
Groohi blickte sich um, sah die Kollegen gegen die Eindringlinge kämpfen und sagte: »Zu spät. Er ist nicht da.« Hastig schlug er den Deckel zu. Die anderen Ehrenwächter eilten den Kollegen zu Hilfe. Eine Stange des Gitters hatte Gobur befestigen können. Er lag im Kampf mit dem ersten von Tarons Männern. Zum Glück war der Zugang niedrig und schmal. Wie die Angreifer auch ausholten, ständig schlugen sie gegen die Felsen. Der enge Eingang war ein Vorteil für die innen kämpfenden Wächter; jedoch würden sie die Angreifer nicht lange aufhalten können.
Groohi nahm die Schlösser, hängte sie ein, verschloss die Kiste und klopfte einmal auf das Holz.
»Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
»Ja«, hörte er Elwin dumpf antworten.
»Viel Glück«, flüsterte Groohi. »Wir sehen uns zur Feier wieder«. Er drehte sich um und half den Kollegen, den Eingang zu verteidigen.
Gobur war es inzwischen gelungen, einen zweiten Stab des Gitters zu befestigen, zwei von vieren, die noch leicht zu umgehen waren.
»Habt ihr noch immer nicht genug!«, schrie Groohi einen Angreifer an. Es war
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