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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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grummelten und schimpften unterdrückt über das Gestrüpp zu beiden Seiten, das ständig nach ihnen griff. Einer riss sich den Mantel an, ein winziges Stück Stoff blieb an einem Ast hängen.
    Der Wald wurde finster. Insekten umschwärmten die Männer, schlüpften durch die Luftlöcher in die Schatzkiste. Elwin spürte sie auf dem Fell, auf dem Mund. Er spuckte, schüttelte sich und versuchte, die Löcher im Boden mit dem Umhang vor den Biestern zu verschießen. Die Luft in der Kiste roch ekelhaft, aber ihm war es gleichgültig. Er hatte sich an die Enge gewöhnt. »Verfluchte Biester«, hörte er einen Mann schimpfen.
    Die Männer atmeten inzwischen schwer und verlangsamten ihr mörderisches Tempo. Elwin hatte für einen Augenblick Mitleid mit diesen Kerlen, waren sie doch Lebewesen wie er auch und keine Monster, die nie erschöpften. Ein Mann rutschte aus, die Kiste schlug mit einer Seite auf den Pfad. Elwin wurde heftig gegen das Holz gedrückt. Sein Kopf krachte auf eine Planke. Er schloss die Augen und sah in der Dunkelheit weiße Punkte. Einen Augenblick lang wurde ihm schwindelig, dann fühlte er sich wieder besser.
    Die Männer hoben die Kiste an und nahmen ihren gleichmäßigen Schritt wieder auf. Elwin hörte Wasser plätschern. Er fasste neuen Mut, hob den Kopf und schielte durch das Loch hinaus. Sie liefen an einem Bach entlang, der links von ihnen lag. Die Stechmücken waren verschwunden. Von rechts grenzte eine Wiese mit hochgewachsenem Gras an den Bach, unberührte wilde Natur.
    Die Männer verließen den schmalen Pfad und stiegen über die Wiese langsam den steilen Hang hinauf. Elwins Kopf wurde an die seitliche Tür gedrückt. Es knackte. Das Knacken kam aus der Kiste! Ein kurzer Blick und er sah, dass die Tür aufgesprungen war; Licht fiel durch einen schmalen Spalt. Hastig stemmte er sich mit den Armen gegen das Holz zu beiden Seiten, robbte ein paar Zentimeter zurück und starrte auf den Spalt. Wenn die Tür ganz aufsprang, war alles verloren.
    Verdammt! Nun begann die Tür sachte hin und her zu schwingen, der Riegel hatte sich gelöst. Sie waren noch immer auf der Wiese. Verflixt, was sollte er tun? Seine Gedanken rasten. Er vergaß die Übelkeit, die Kopfschmerzen. ›Die Tür! Schließe die Tür!‹, schrie eine innere Stimme. Da entdeckte Elwin einen Stopfen in der Tür, den die Ehrenwächter nicht herausgezogen hatten. Er hob den Kopf, bewegte sich sachte vor, biss in den Stopfen und zog die Tür mit den Zähnen zu. Er wartete, atmete flach und überlegte.
    Auf einmal rutschte er fast auf die Füße, dann lag er waagerecht auf dem Boden. Die Schritte der Männer klangen wieder härter, als liefen sie über einen mit Gras überwachsenen steinigen Weg. Elwin hob den Kopf und spähte durch ein Guckloch hinaus. Er sah einen Teil der steilen Wiese, einen befestigten Weg und einen tiefen Graben. Dann sah er eine Mauer, hoch und wehrhaft. Nun umrundeten sie eine weitere Seite. Offenbar standen sie auf einer kleinen Anhöhe inmitten des Waldes. Wieder wechselte die Blickrichtung. Elwin sah abermals den Graben. Es schien, als wäre er ein Teil einer verfallenen Burg.
    »Abstellen!«, befahl ein Mann, und schon stellten sie die Schatzkiste ins Gras. »Zwei Mann vorne, zwei hinten.«
    Die Männer drehten die Schatzkiste. Elwin erhaschte einen kurzen Blick auf eine Brücke, die über einen tiefen Graben durch ein offenes Tor in den Innenhof führte. Das muss die Landsburg sein, schoss es ihm durch den Kopf. Jetzt wusste er, wo er war! Den Weg zurück nach Longor konnte er nur erahnen. Hatte er beim Umdrehen der Kiste weitere Männer gesehen? Elwin war sich nicht sicher, schloss die Augen und versuchte, sich an den winzigen Moment zu erinnern. Er brauchte nicht weiter darüber nachzudenken.
    »Lasst die Kiste stehen!«, befahl jemand. »Wir übernehmen sie.«
    Mehrere Männer passierten die Brücke. Elwin drehte sich halb auf die linke Schulter. Die Schatzkiste stand noch fest auf der Erde. Er musste die Tür verschließen, bevor die Männer die Kiste untersuchten und womöglich daran zerrten. Elwin zog den rechten Arm vor. Vergebens. Es war zu eng. Also winkelte er den anderen Arm an, schob die Pfote vor, packte den Holzzapfen, zog die Tür fest zu und drückte den Haken an seinen Platz. Die Männer sprachen miteinander. Er hörte ihre Worte, ohne sie in den Kopf zu lassen, ohne ihren Sinn zu erfassen.
    Sie hoben die Kiste schwungvoll an. Die Männer waren ausgeruht, das spürte Elwin sofort. Sie

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