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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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saß. In dessen Mitte befand sich ein kleines Rad mit vier Speichen und an der Seite ein Scharnier.
    »Eine Art Tür«, murmelte Jimmy.
    »Hundert Punkte, würd ich sagen«, feixte Rasim. »Und?«
    »Und was?«
    »Und probieren wir, sie zu öffnen?«
    Jimmy rieb sich das Kinn. Irgendwie war ihm bei dem Gedanken, was sich unter dem Metalldeckel verbergen mochte, mulmig zumute. Andererseits war ihre Lage mehr als verzweifelt. Womöglich würden noch andere Kinder erkranken. Wasser hatten sie schon gar nicht mehr, obwohl ihr Bedarf gerade eine neue Dringlichkeit bekommen hatte. Es ging wirklich kaum noch schlimmer. Er selbst war müde und fühlte sich bleischwer. Am liebsten hätte Jimmy alles stehen und liegen lassen und sich irgendwo schlafen gelegt.
    »Okay«, sagte er stattdessen. »Probieren wir’s.«
    Gemeinsam versuchten sie das Rad zu drehen, doch es saß fest.
    »Los!«, kommandierte Rasim. »Mit Schmackes auf drei!«
    Doch auch damit hatten sie keinen Erfolg.
    »Bist du sicher, dass wir in die richtige Richtung drehen?«, fragte Jimmy.
    »Na hör mal, du kleiner Nerd«, antwortete Rasim in gespielter Empörung. »Rechtsrum fester, linksrum lockerer. Das weiß doch jedes Baby.«
    »Na, wenn ich dich nicht hätte«, gab Jimmy sarkastisch zurück. »Kann es sein, dass das Ding irgendwie verriegelt ist?«
    Rasim zuckte mit den Schultern. »Ich denk eher, seit Jahrhunderten nicht mehr bewegt worden.«
    »Tja, dann ist uns dieser Weg wohl verschlossen«, befürchtete Jimmy.
    »Mal nicht so schnell aufgeben«, gebot Rasim.
    Jimmy sah ihn fragend an.
    »Warte mal kurz«, sagte Rasim.
    »Hast du ein Glück, dass ich sonst gerade nichts vorhabe.«
    Rasim verschwand hinter der Ecke des Gebäudes. Ein paar Augenblicke später kam er mit einem kopfgroßen Stein zurück.
    »Mein Vater war Schlosser«, sagte er grinsend. Staunend sah Jimmy zu, wie Rasim mit dem Felsen ein paarmal seitlich auf das Rad einhieb. »Staucht das Gewinde und löst es dadurch«, kommentierte er keuchend zwischen zwei Schlägen.
    Jimmy betrachtete ihn skeptisch. Schließlich legte Rasim den Stein zur Seite und winkte Jimmy herbei. Beide umfassten sie das Rad und strengten sich erneut an.
    Mit einem leisen Knirschen begann es sich zu drehen. Jimmy war so überrascht, dass er für einen Moment innehielt.
    »Handwerkermagie, Alter«, sagte Rasim, als hätte er seine Gedanken gelesen.
    Er grinste und hob eine Hand zum High Five. Widerwillig schlug Jimmy ein. Dann hoben sie gemeinsam den Deckel an, der sich mit einem Mordskreischen im Scharnier drehte. Jimmy ertappte sich dabei, wie er einen bangen Blick auf die Malachim warf, aber das Geräusch hatte sie nicht aus ihrer seltsamen Starre gerissen.
    Dafür versammelten sich nun die Kinder und Jugendlichen um sie und sahen ihnen neugierig zu.
    »Wow!«, sagte Rasim, als er in das Loch sah, das der Deckel bisher verschlossen hatte.
    »Scheiße«, sagte Jimmy.

    Finsternis.
    Kälte.
    Schmerz.
    Brent konnte kaum atmen, so heftig presste das Wasser ihn gegen das Metallgitter. Oder zumindest vermutete er, dass es das war. Eine Ewigkeit lang hatte das Wasser ihn durch eine undurchdringliche Nacht gespült, bis er kaum noch wusste, wo oben und wo unten war. Als er schon geglaubt hatte, er wäre in seinem persönlichen Orkus angekommen, hatte ihn ein schmerzhafter Aufprall aus seiner Lethargie gerissen. Nun klebte er hier wie im Netz einer riesigen Spinne, nur dass das Netz in seinem Rücken aus Metall war und mit jeder Sekunde tiefer in sein Fleisch zu schneiden schien, während nur noch sein Kopf aus dem Wasser ragte.
    Cooper.
    Noch nie hatte ihn jemand so hängen lassen. Dabei hatte er sie immer haben wollen. Doch er hatte schnell begriffen, dass Cooper nicht der Typ Mädchen war, an den man auf die gleiche Weise herankam wie etwa an Stacy. Deswegen hatte er ihr Zeit gelassen, hatte gewartet, ihr seine Freundschaft und Treue bewiesen, immer und immer wieder.
    Er war dumm und naiv gewesen, aber damit würde jetzt Schluss sein. Fast hätte er bei diesem Gedanken laut aufgelacht, doch seine schmerzenden Rippen ließen das nicht zu. Gott, hätte es nur einen Weg gegeben, hier rauszukommen, dann hätte er Cooper …
    Für ein paar Momente schwelgte sein Geist in den krassesten Gewaltphantasien, die immer mehr ins Sexuelle abglitten, und die Furcht trat in den Hintergrund. Doch die Kälte holte ihn schließlich zurück in die Wirklichkeit, wo nicht er der Herrscher war, sondern der Beherrschte.
    Es war vorbei. Er

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