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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Schreckstarre ab, in die ihn der Knall des Schusses versetzt hatte.
    »Du kannst jetzt aufstehen«, sagte McCann und zwirbelte sich gut gelaunt den Bart.
    Mühsam, so gut es mit gefesselten Händen ging, wechselte David von den Knien auf die Füße, peinlich darauf bedacht, nicht in die Blutlache zu treten, die aus dem Kopf von McCanns niedergeschossenem Bandenmitglied sprudelte.
    »Auf Nimmerwiedersehen, Ears«, sagte McCann, »du selten dummes Arschloch.«
    Er ließ den Blick über seine Männer schweifen. Die Gesichter, die er sah, verrieten ihm, dass seine Botschaft angekommen war.
    »Hat irgendwer irgendwas zu ergänzen?«, fragte er und legte die Hand hinters Ohr.
    Niemand sagte etwas. Ein paar Männer wandten den Blick ab.
    McCann grinste. »Schön, dass ihr mir alle zustimmt.«
    Er winkte David, ihm zu folgen. Als sie außer Hörweite der übrigen Männer waren, bedeutete er ihm, stehen zu bleiben.
    »Ranger?«, fragte er und deutete auf die Tätowierung auf Davids Unterarm.
    »Erstes Bataillon«, antwortete David.
    »Mein Vater war Kompanieführer im Dritten.«
    »Ah, Major McCann. Ich erinnere mich. Exzellenter Soldat.«
    »Aber ein ganz, ganz übler Vater«, ergänzte McCann grimmig. Als er Davids peinlich berührten Gesichtsausdruck sah, begann er schallend zu lachen. »Friede seiner Asche. Immerhin hat er mir immer wieder sehr drastisch beigebracht, dass ein Anführer niemals zulässt, dass er oder seine Entscheidungen infrage gestellt werden.«
    »War das das Problem mit …?«
    McCann nickte. »Ears, genau. Mein Beta-Männchen. Jetzt mein Ex-Beta-Männchen. Er hat die wichtigste Regel für die Rudelführernachfolge nicht beachtet.«
    »Stärker sein als das Alphatier?«
    »Sic!«
    Die beiden grinsten sich an. David bemühte sich, sich seinen Respekt vor der Kampfklasse seines Gegenübers nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Der Mann hatte eben, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Konkurrenten erschossen, nur weil dieser David als seinen Gefangenen beansprucht hatte. In Wahrheit hatte David nicht das geringste Verständnis für einen derartigen Gewaltexzess. Allerdings musste er zugeben, dass Meuterei in seiner Zeit als Anführer einer Einheit ein recht unwahrscheinliches Phänomen gewesen war und die Regeln für McCann sicherlich deutlich rauer waren, als er es je hatte erfahren müssen.
    »Was ist mit dem Bein passiert?«, fragte McCann. »Warst du auf ’nem Barbecue und hast den Schenkel auf den Grill gelegt?«
    »Könnte man so sagen.«
    McCann zog eine längliche Stahlschachtel aus seiner Beintasche und entnahm ihr eine waschechte Zigarre. David gingen die Augen über. So etwas hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
    McCann bemerkte seinen Blick und grinste. »Auch eine? Echte Havanna in perfektem Zustand. Ich bin wahrscheinlich der einzige Mann mit einem funktionierenden Humidor in der ganzen verdammten Stadt.«
    David nickte. »Da sag ich nicht Nein.«
    McCann löste Davids Fesselung.
    »Danke.« David rieb sich die Handgelenke.
    McCann zog einen Spitzenschneider aus der Stahlschachtel, köpfte die Zigarre fachmännisch und reichte sie David, bevor er mit einer zweiten das Gleiche tat. Dann förderte er ein altmodisches Luntenfeuerzeug zutage.
    »Ah …«, sagte David. »Kein Aerosol.«
    »Verdirbt nur den ersten Zug.« McCann grinste. »Und der ist noch immer der beste.«
    Er entzündete Davids Zigarre, dann seine. Schweigend pafften die beiden eine Weile vor sich hin. David spürte, wie sein Kreislauf von der ersten Nikotindosis ins Schlingern geriet und ihm leicht schwindlig wurde. Seine Hände zitterten, und er merkte auch, dass sich auf seiner Stirn ein Schweißfilm bildete. So unauffällig wie möglich vertraute er sein Gewicht dem Baum an, vor dem er stand.
    McCanns Blick ruhte derweil auf einem Spatz, der sich in ihrer Nähe niedergelassen hatte. »Schwäche zu kaschieren ist in unseren Tagen immer eine weise Entscheidung, nicht wahr?«
    McCann grinste, ohne ihm ins Gesicht zu sehen.
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Die Luft in der kleinen Senke, in der sie standen, war muffig und schwer.
    Abermals war es McCann, der das Wort ergriff. »Nur falls es dir nicht aufgefallen ist. In meiner Truppe gibt es neuerdings eine Vakanz.«
    »Ist kaum zu übersehen.«
    »Als Ranger hast du bestimmt ein gutes Nahkampftraining genossen.«
    »Ich war Ausbilder für Close Quarter Combat.«
    McCann pfiff anerkennend durch die Zähne. »Umso besser. Genau, was ich brauche. Unsere Feinde sind harte

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