Elysion: Roman (German Edition)
ihrer Panik den Gang im Halbdunkel erkennen konnte. Nichts. Niemand. Nicht ein Schatten …
Ein Kichern hinter ihr.
Sie fuhr herum.
Stacy lag unverändert da. Oder täuschte sie sich? Sie spürte, wie erneut Panik in ihr aufstieg und ihr den Verstand zu rauben drohte. Fest umklammerte sie den Türgriff und zwang sich, ein paarmal tief ein- und auszuatmen. Dann betete sie sich selber ihre Lage vor. Die Tür schien von außen verschlossen. Das war bedrohlich, denn es war so unglaublich heiß hier drinnen, dass ihr der Schweiß mittlerweile in Sturzbächen den Körper hinunterrann. Andererseits musste ihr Vater in der Nähe sein. Oder? Was war, wenn seine Verwundung ihn …?
Die Tür auf der anderen Seite!
Sie sah genauso aus wie diejenige, durch die sie gekommen war. Es war deutlich zu spüren, dass die Quelle der Hitze dahinter lag. Aber vielleicht gab es dahinter auch einen zweiten Ausgang.
Vielleicht.
Hoffentlich.
Wenn nicht, dann …
Sie drängte den furchterregenden Gedanken beiseite. Ruhig atmen. Ganz ruhig. Erst einmal Stacy. Sie zwang sich, nicht mehr an die Tür zu denken. Zumindest für den Moment. Stacy brauchte ihre Hilfe. Sie kniete sich wieder neben sie, schnitt das Ventil am Ende des Schlauches mit einem kleinen Skalpell ab, legte beides zur Seite und führte Stacy das Schlauchende zwischen die eingefallenen Lippen. Vorsichtig presste sie etwas Flüssigkeit aus dem Beutel.
Offensichtlich nicht vorsichtig genug. Plötzlich begann der Körper zu zucken. Die Augen öffneten sich. Riesig. Sie würgte. Bäumte sich auf. Das Würgen ging in einen gewaltigen Hustenanfall über. Cooper versuchte ihre Freundin einigermaßen am Boden festzuhalten. Schließlich ebbte der Hustenanfall ab. Die Augen, die eben noch aus dem Gesicht hatten quellen wollen, irrlichterten durch den Raum, bis ihr Blick an Cooper hängen blieb.
»Stacy, ich bin’s – Coop.«
Sie wartete auf ein Zeichen des Erkennens.
Ein Kichern.
Wieder.
Sie hatte es gehört. Drehte sich in alle Richtungen. Doch da war niemand. Auf einmal erschien ihr die ganze Situation unwirklich und absurd. Der ausgetrocknete Körper auf dem Boden vor ihr. Die zermürbende Hitze. Das grüne Zwielicht. Vielleicht war es ein Albtraum. Vielleicht noch etwas Schlimmeres.
Reiß dich am Riemen, altes Mädchen!
Das Kichern war ganz sicher Einbildung, ein Streich, den ihr ihre überspannten Nerven spielten. Sie kniete sich wieder neben Stacy hin. Der Blick aus zwei dunkel umrandeten Augen folgte ihr ungläubig.
»Cooper?«
Es war kaum mehr als ein Krächzen, aber es war genug, ihr die Tränen in die Augen zu treiben.
»Stace. Ja, ich bin es. Alles wird gut. Ich werde dir helfen. Du musst trinken. Sieh her.« Sie steckte ihr das Schlauchende zwischen die Lippen. Gehorsam begann Stacy zu saugen, von einzelnen Hustern unterbrochen, wobei sie Cooper nicht eine Sekunde aus den Augen ließ.
Schließlich zog Cooper ihr vorsichtig den Schlauch aus dem Mund. »Du darfst nicht alles auf einmal trinken. Nicht, dass du es gleich wieder ausspuckst, weißt du?« Sie strich Stacy über die schweißfeuchten Haare. Sie sah jetzt nicht mehr ganz so jenseitig aus. »Was machst du hier, Stace? Wieso bist du abgehauen?«
Stacys Blick war kaum zu deuten. Ihre Lippen zitterten, aber es drang kein Laut aus ihrem Mund.
»Weißt du, das war mein Vater, der auf uns geschossen hat. Aber es war nur ein Irrtum«, fuhr Cooper fort. »Stell dir vor, Stace – ich habe ihn gefunden. Ich habe ihn wirklich gefunden. Ist das nicht irre?« Nach allem, was sie mittlerweile erfahren hatte, klang ihr freudiger Ton in ihren eigenen Ohren schal, aber jetzt ging es nicht um sie selbst.
Zu ihrer Überraschung brach Stacy das erste Mal seit ihrem Erwachen den Blickkontakt und sah an ihr vorbei.
»Was ist los, Stace? Du bist doch nicht wieder sauer? Hör mal, wir können trotzdem eine Familie sein, du und ich.«
Doch in Stacys Augen lag auf einmal etwas ganz anderes als Zorn. Einer plötzlichen Eingebung folgend, drehte sich Cooper um.
Die zweite Tür war geöffnet worden, und dahinter war eine schmale Gestalt zu sehen. Zwei Augen blitzten im Dämmerlicht.
»Vater?«
»Was tust du hier?« Der Zorn in seiner Stimme war unüberhörbar.
Cooper schluckte ihre Enttäuschung hinunter. So hatte sie sich seine erste Reaktion nicht vorgestellt. Andererseits hatte sie seinen Alleingang durchkreuzt.
»Ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist zu schwach für das hier.«
»Das solltest du schon mir
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