Elysion: Roman (German Edition)
überlassen.«
Es klang kalt und abweisend.
Coopers Blick fiel auf Stacy, die wiederum Coopers Vater anstarrte, als wäre er eine Erscheinung.
»Sieh hin, Vater«, sagte sie fast flehentlich. »Das ist Stacy. Die Freundin, von der ich dir erzählt habe. Ich habe sie hier gefunden. Sie …«
Ein schauriger Gedanke trieb ihr eine Gänsehaut über den Rücken und ließ sie mitten im Satz abbrechen.
»Du bist hier durchgekommen. Du musst hier durchgekommen sein«, murmelte sie atemlos.
Das Gesicht ihres Vaters blieb unbewegt.
»Du hast sie gesehen. Du hast sie einfach … einfach liegen gelassen?«
Cooper konnte es nicht glauben. Es musste einfach ein Irrtum sein. Doch da war kein Dementi in seinem Blick zu erkennen. Im Gegenteil. Ihr Herz gefror.
»Warum?«, flüsterte sie.
Sein Blick wanderte von ihr zu Stacy, und nun war darin nichts anderes als Hass zu sehen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in irgendeinem Gesicht so viel tödlichen Hass gesehen zu haben. Es machte sie fassungslos.
Jimmys Worte kamen ihr in den Sinn. Wenn sie noch irgendwelche Zweifel daran gehabt hatte, dass ihr Vater fähig war, die Dinge zu tun, die man ihm vorwarf, so verglühten sie im schwarzen Feuer dieses Blicks. Zurück blieb nur Leere. Noch vor wenigen Minuten hatte sie für diesen hasserfüllten alten Mann ihr Leben gewagt. Jetzt wusste sie nicht mehr, warum sie sich auf die Suche nach ihm gemacht hatte.
»Verschwinde!«, flüsterte sie.
Sein Blick zuckte zu ihr herüber. Kurz flackerte so etwas wie echtes Entsetzen in seinen Augen auf, bevor die Kälte wieder zurückkehrte.
»Du verstehst nicht«, sagte er. »Sie war es, die …«
»Dein Hass und deine Lügen interessieren mich nicht mehr!«, fuhr sie ihm ins Wort. »Lass uns allein!«
Für einen Moment verharrte er wie angewurzelt, blinzelte, schwankte ein wenig. Dann atmete er tief durch und trat einen Schritt zurück. »Verschließt die Tür hinter mir, so fest ihr könnt.« Er zog die Tür zu. »Leb wohl, mein Engel.« Die Tür rastete ein.
Cooper starrte wie gebannt dorthin, wo sie ihren Vater eben noch gesehen hatte. Tränen vermischten sich mit dem Schweiß auf ihrem Gesicht. Sie wischte sich über die Augen.
Ein Kichern.
»Wie rührend.«
Diesmal hatte sie es ganz sicher gehört. Sie fuhr herum.
Die Tür, durch die sie gekommen war, hatte auf einmal ein Gesicht.
Das von Brent.
Sein Körper schälte sich aus dem Stahl.
»O mein Gott«, keuchte Cooper. »Was ist mit dir …?«
Sein Körper verriet sein Geheimnis, bevor sie die Frage ausgesprochen hatte. Ihr wurde schwindlig.
»Wundervoll, nicht wahr?« Er hob einen Arm, drehte und wendete ihn. Wie kleine Würmer bewegten sich die Muskelfasern unter dem Nebelgebilde, das einmal seine Haut gewesen war.
»Wie ist das passiert?«
»Es war, nachdem du mich hast jämmerlich ersaufen lassen.« Der feucht glänzende Muskelring um seine Zähne zog sich in die Breite. »Sagen wir, ich habe mein Schicksal gefunden. Genauso wie du. Herzzerreißender Abschied übrigens. Aber du hättest ihn zu Wort kommen lassen sollen. Er hätte dir einiges erzählen können über den Tag deiner Entführung und …« Er brach kurz ab, räusperte sich wie ein schlechter Schauspieler, der eine dramatische Pause einlegte. »… und welche Rolle Stacy dabei spielte und warum sie auf keinen Fall riskieren konnte, dass du ihn findest«, fuhr er dann fort.
»Nein, Brent«, flehte Stacy schwach. »Bitte, tu das nicht.« Ihre Stimme klang heiser.
Cooper spürte ein seltsames Kribbeln im Bauch.
»Wie meinst du das?«, fragte sie, nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
»Na ja, ich habe Stacy einmal belauscht, als sie mit Big Mama darüber sprach, wie sie dich gerettet haben.« Er betonte das Wort »gerettet« auf seltsame Weise. Sogar ohne Haut sah sein Lächeln schmierig aus. Er genoss den Moment sichtlich. »Wie Klein Stacy dich damals gesehen hat, kurz vor der Entführung, auf dem Nachhauseweg mit deiner Mutter. Klein Cooper kommt von der Schule mit Mami. Du warst so ein niedliches Ding, hat sie erzählt. Sie hat sich gleich in dich verliebt. Sie musste dich haben, hat sie erzählt. Eine kleine Schwester für die kleine Stacy. Also hat sie dem Gangleader, dem Oberjunkie, zu dessen Zoo sie gehörte, diesen Floh ins Ohr gesetzt. Und … nun ja, weil der Typ irgendwie einen Narren an ihr gefressen hatte, hat er gesagt: Was soll’s. Wir holen sie dir, hat er gesagt.«
Seine Zähne blitzten im fahlen Schein der
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