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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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bin’s. Cooper Kleinschmidt. Meine männerabweisende Wirkung ist stadtbekannt. Kerle wie Brent wollen Arsch, Titten und blonde Haare. Ich hab nichts dergleichen.« Sie stand auf und blinzelte in die Sonne, die mittlerweile den Horizont erreicht hatte. »Big Mama sagt, Brent steht auf mich. Na, auf den Schrecken leg ich mich, glaube ich, erst mal eine Runde hin.«
    Big Mama zwinkerte ihr zu und nickte. »Alles klar. Ich bleib noch ein bisschen hier. Es ist so schön warm hier oben.«
    »Warm?« Cooper schüttelte den Kopf. »Big Mama, es ist schweineheiß.« Sie winkte und trollte sich.
    Big Mama sah ihr nach, bis sie über die Wendeltreppe in der Mitte des Dachs im Gebäude verschwunden war.
    Kleine Cooper, dachte sie, hast keine Ahnung, wie hübsch du eigentlich bist, dunkel und zierlich. Eine Quellnymphe aus einem Renaissance-Gemälde. Nun, ich hoffe, der Kerl, der es zuerst herausfindet, ist es auch wert.

4
    Der Mann bewegte das kleine Kabelende zwischen den Fingern. Dann zeigte er es McCann. »Hier, siehst du? Sie haben versucht, die Batterie zu entfernen. Ich hab doch gesagt, diese kleine Hexe hat Tom und Fenton umgebracht, um sie dann zu bestehlen. Fentons Waffe ist auch weg.«
    Der Mann, den alle anderen nach dem Verlust einer Ohrmuschel durch eine Schussverletzung nur Ears nannten, hatte ganz bewusst so laut gesprochen, dass die fünf Dutzend weiteren Männer um sie herum ihn deutlich hören konnten. Sofort begannen sie herumzugrölen und den Tod der drei zu fordern.
    McCann kochte innerlich. Ihm selbst war völlig klar, was passiert war. Die Spuren sprachen deutlich zu ihm. Es war Fenton gewesen, diese kleine Ratte. Überhaupt kein Zweifel. Der erste Schuss war eindeutig vom Beifahrersitz aus gefallen, und Tom hatte versucht, ihn mit der linken Hand abzuwehren. McCann hatte immer gewusst, dass der Junge Ärger bedeutete. Warum er ihn in die Gang aufgenommen hatte? Er wusste es nicht mehr.
    Doch wer hatte anschließend Fenton erwischt? Er schien völlig unverletzt und war doch mausetot. Aller Wahrscheinlichkeit nach also ein Malach-Überfall. Vielleicht auch jemand mit reichlich Teer intus. Bedachte man, dass Fenton auf dem Bauch lag, der Angreifer ihn also auf offener Straße von hinten überrascht hatte, war es sicherlich keiner der drei Teens gewesen.
    Ein Malach, so tief in der Stadt, dachte er. Interessant.
    »Also, was tun wir, Boss?« Es war wiederum Ears, der die Frage stellte. Allein für das schmutzige Grinsen, mit dem er McCann bedachte, hätte der ihn eigentlich jetzt und hier über den Haufen schießen müssen.
    Leider erfreute sich Ears unter McCanns Männern größter Beliebtheit. Und es war weiß Gott nicht das erste Mal, dass McCann der Verdacht kam, Ears nutze Situationen wie diese, um ihn in die Enge zu treiben und so an seinem Stuhl zu sägen. Eines Tages würde er sich mit dem Mann auf die eine oder andere Art auseinandersetzen müssen, doch dieser Tag war noch nicht gekommen.
    Kurz erwog er die Möglichkeit, wenigstens seine Zweifel an Ears Einschätzung der Lage zu äußern, doch ein Blick auf den tobenden Mob um ihn herum genügte, um festzustellen, dass die Männer ihre Entscheidung bereits gefällt hatten. Jeder Versuch einer Debatte hätte ihn als kinderlieben Schwächling diskreditiert, der seinen Männern die Rache nicht gönnte, seine Stellung geschwächt und Ears unnötigen Auftrieb verschafft. Nein, Cooper mochte sich seinen Respekt verdient haben, aber sie war es keinesfalls wert, die Herrschaft über die Gang zu riskieren. Und wegen des verdammten Teers musste er sich eben etwas einfallen lassen. Immerhin hatte er sich in weiser Voraussicht von Cooper eine Kopie der Spule für seine eigenen Zwecke herstellen lassen, und es gab sicherlich den einen oder anderen Teenager in dieser Stadt, den er mit der geeigneten Motivation dressieren konnte, das Ding zu benutzen.
    Er hob den Arm, und das Gejohle erstarb. Alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf ihn. Fünf Sekunden taktisches Schweigen garantierten die notwendige Dramatik.
    »Rache für Fenton und Tom!«, rief er dann, die Faust in den Abendhimmel gereckt, an dessen Horizont die Sonne gerade hinter den Häusern der Vorstädte verschwand.
    »Rache für Fenton und Tom!«, erscholl es aus Dutzenden von Kehlen wieder und wieder.
    Er rang sich ein Lächeln ab.
    »Und wie finden wir die drei jetzt, Boss«, fragte Ears, als die Sprechchöre erstorben waren.
    »Soso, es gibt also auch noch Dinge, die du nicht weißt«,

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