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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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entgegnete McCann.
    Ears, dem der schneidende Unterton keinesfalls entgangen war, lief dunkelrot an. »Wie meinst du das, Boss?«
    »Oh, nichts«, antwortete er, um einen leutseligeren Tonfall bemüht. »Und um auf deine erste Frage zurückzukommen: Jaws ist die Antwort.«
    Ears zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Du meinst unseren Jaws?«, fragte er unsicher.
    »Richtig«, sagte McCann. »Unser Maskottchen. Ihr habt ihn doch sicher dabei, oder? Ich meine, ihn heute schon gehört zu haben.«
    »Klar, Boss«, sagte Ears und rief in die Menge: » ROCCO! Bring Jaws!«
    Daraufhin bahnte sich ein breitschultriger Latino den Weg durch die umstehenden Männer. An einer Leine, die nicht viel mehr als ein faseriger alter Strick war, zerrte er einen riesigen Schäferhund hinter sich her. Jaws war der offizielle »Verhörhund« von McCanns Gang. Auf einen speziellen Pfiff hin verwandelte er sich in eine reißende Bestie, die ihre Opfer glauben machte, die Hundeleine wäre das Letzte, was sie noch vor dem sicheren und sehr grausamen Tod bewahrte. Nur Eingeweihte wussten, dass Jaws friedfertiger war als ein Lämmchen, aber eben ein begnadeter Schauspieler, wenn es drauf ankam. Für McCann war Jaws auf jeden Fall das sympathischste und wahrscheinlich auch das intelligenteste Mitglied seiner ganzen Bande. Er tätschelte den breiten Schädel des Tieres.
    »Ich verstehe nicht, Boss. Wozu brauchst du Jaws? Hier ist doch niemand mehr«, fragte Ears.
    McCann nahm sich vor, diesen kleinen Moment der Genugtuung wenigstens ordentlich auszukosten. Statt eine Antwort zu geben, kniete er sich vor dem Hund hin und kramte in der Brusttasche seiner Army-Weste, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Einen kleinen länglichen Gegenstand, nicht größer als eine Kerze.
    Ein verständiges Raunen ging durch die Reihen der Männer, als er den Gegenstand aus dem blutigen Taschentuch wickelte, in das er eingeschlagen war. Dann hielt er ihn Jaws unter die Nase. Der Hund schnupperte neugierig. Schließlich bellte er zweimal und begann an der Leine zu zerren.
    Grinsend stand McCann auf. Er nahm Rocco den Strick aus der Hand und reichte sie an Ears weiter, der sie verdattert entgegennahm.
    »Sequere canem.« McCann gab ihm einen Klaps auf den Rücken. »Die anderen aufsitzen. Folgt Ears, der dem Hund folgt!«, brüllte er.
    Ears, der endlich begriff, stolperte hinter Jaws her, der ohnehin kaum noch zu halten war.
    Auf dem Weg zu seinem Wagen kam McCann an einem Minivan vorbei. Der Mann, der davor stand, hatte zwei Patronengurte kreuzweise über die Brust gelegt, so wie in einem schlechten Kriegsfilm.
    »Hola, Manolo. Hast du die langen Ladys dabei?«
    »Si, Patrón.«
    Er klopfte dem Mann auf die Schulter. »Gut. Es könnte sein, dass wir sie brauchen.«

    Sie nahm einen tiefen Zug von dem Joint und drückte den Rest in dem Aschenbecher aus, der auf der Holzkiste stand, die ihr als Nachttisch diente. Dann richtete sie sich auf und schlang die Arme um ihre Knie.
    »Wie wär’s mit ’ner zweiten Runde, Stace?« Brent lag neben ihr auf dem Rücken. Nackt. Sein Interesse war auch ohne die Frage klar erkennbar. Aber offenbar war jetzt sie am Zug, erste Schritte zu unternehmen.
    Doch die Wirkung von Big Mamas Salbe ließ nach, und der Schmerz in ihrer Hand pulsierte wieder deutlicher. Auch unter dem Verband, den Big Mama um die Wunde gelegt hatte, war der Stumpf gut zu erahnen. Sie spürte, wie ihr die Augen feucht wurden.
    »Was ist los, Baby? Die Schmerzen?« Er richtete sich auf und legte einen Arm um ihre Schultern.
    Sie schüttelte den Kopf. Tränen liefen ihr über die Wangen und tropften ihr auf die Knie.
    »Komm, sag’s mir.«
    Sie zögerte, aber es wollte aus ihr heraus. »Du hast immer gesagt, du stehst auf meine schlanken Hände. Und jetzt …« Ein Schluchzer erstickte den Rest ihres Satzes.
    Er zuckte mit den Schultern. »Man kann nicht alles haben.«
    Sie stieß seinen Arm weg. »Super. Genau das, was ich hören wollte.«
    »Was denn?« Er rang die Hände. »Ich steh trotzdem auf dich. Ganz bestimmt. Ich mein, hab ich dir doch eben bewiesen. Oder, Baby?«
    Stacy biss sich auf die Unterlippe. Nein, das war ganz bestimmt nicht die Art von Beweis, die sie im Kopf hatte. Big Mama kam ihr in den Sinn und die schlechten Dinge, die sie stets über Brent sagte. Manchmal fiel es ihr wirklich schwer, ihn zu verteidigen. Andererseits war Big Mama wirklich nicht diejenige, die mit Steinen werfen durfte, wenn es um die Partnerwahl ging. Und selbst Cooper

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