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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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gegen die Fenster brandete.
    Cooper legte einen Zahn zu, überholte Brent und stürmte die Wendeltreppe zum Dach hinauf. Oben auf dem Dach erwartete sie Big Mama, das Gesicht noch zerfurchter als sonst. Eine warme Brise strich über das Dach, ließ die Blätter der Obstbäume, die schräg hinter ihr einzeln in großen Bottichen standen, sachte rascheln. Die schwache Ahnung eines Gemischs von Abgasen und männlichem Schweiß hing in der Luft.
    Schweigend ergriff Big Mama Coopers Arm und führte sie an den Rand des Daches. Normalerweise hatte Cooper keine Angst vor der Tiefe, aber das Licht, das von unten nach ihr zu greifen schien, machte sie schwindlig. Instinktiv ließ sie sich auf alle viere nieder und krabbelte den letzten Meter nach vorn, bis sie die Straße direkt vor dem Gebäude im Blick hatte. Was sie dort sah, raubte ihr den Atem.
    Es war, als hätte sich ein seltsam buntscheckiger Beerdigungszug entschlossen, die Fabrik zu belagern. Alte SUV s, rostige Minivans, heruntergekommene Pick-ups mit auf der Ladefläche montierten spritbetriebenen Suchscheinwerfern, Chevys, Buicks, Fords … Mitten dazwischen sogar das überflache Chassis eines Chrysler Cyberroadster, wenn auch stark verrostet. Und zwischen all dem Blech Männer mit allen möglichen Arten von Schusswaffen. Wie Ameisen quollen sie aus den Fahrzeugen, wieselten in den Lücken dazwischen herum und bevölkerten die Straße.
    Sie wandte den Kopf, um Brent anzusehen, der mittlerweile schräg neben ihr ebenfalls flach auf den Grassoden lag, die den hiesigen Teil des Dachgartens bildeten. »Wie sieht es auf den anderen Seiten des Gebäudes aus?«
    »Überall genauso«, antwortete er. »Wir sind praktisch umzingelt.«
    Ihr fiel auf, dass sie beide flüsterten, obwohl man sie von dort unten sicherlich nicht hören konnte.
    »Was wollen die nur von uns?«, fragte sie.
    »Tom und Fenton?«, schlug Brent vor.
    Statt etwas zu erwidern, konnte sie nur mit den Schultern zucken. Bestimmt hatte er recht. Es war die einzige Erklärung, die auch nur ansatzweise Sinn ergab. Aber sie war sich so sicher gewesen, dass McCann die wahren Zusammenhänge durchschauen würde. Doch Moment! Wer sagte ihr, dass McCann dort unten mit von der Partie war? Vielleicht hatte es einen Aufstand gegeben.
    Einer der Suchscheinwerfer wurde bewegt, und sein Lichtkegel näherte sich in verdächtiger Zielstrebigkeit ihrem Standort. Hastig robbte sie ein Stück vom Dachrand zurück, gerade noch rechtzeitig, um dem zudringlichen Strahl zu entgehen. Von der Straße her war ein lautes Knacken zu hören. Dann ertönte eine megafonverstärkte Stimme. McCann. Also doch.
    »Hey, Cooper! Wir wissen, dass ihr da oben seid. Verstecken hat überhaupt keinen Zweck!«
    Seine Worte fuhren ihr durch Mark und Bein. Es fühlte sich ein bisschen an wie damals, in einer anderen Welt, als der Lehrer in der Schule sie beim Spicken entdeckt hatte. Nur dass der sie nicht mit der Feuerkraft einer ganzen Kompanie bedroht hatte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Brent hinter ihr.
    »Woher soll ich das wissen?«, blaffte Cooper. »Vielleicht könnten wir ihnen ja einfach einen Kaffee und ’n paar selbst gemachte Muffins anbieten!«
    Hinter ihnen verfiel Stacy in hysterisches Gekicher. Cooper hatte es schon oft genug gehört, um zu wissen, dass das kaum ihrer kleinen Pointe zuzurechnen war.
    Sie bemerkte den Schatten, der an ihr vorbei zur Dachkante strebte. Ihr Herz tat einen Sprung.
    »Big Mama«, flüsterte sie fast hysterisch, »tu das nicht!«
    Doch die Angesprochene erhob sich bereits vorn am Dachrand. »McCann!«
    Ihre Stimme klang erstaunlich ruhig und fest. Fester, als Cooper sie seit Langem gehört hatte. Der Lärm, der von der Straße nach oben drang, legte sich ein wenig.
    »Was willst du?«, rief Big Mama.
    »Oh, hi, Raynelle, altes Haus! Lange nicht gesehen.«
    »Ich gehe nicht mehr so viel aus in diesen Tagen. Nur noch schräges Volk unterwegs auf den Straßen«, erwiderte sie leichthin.
    »Oh, ich weiß genau, was du meinst, Raynelle!«, erscholl es von unten.
    »Was willst du von Cooper?«
    »Schick sie mir runter, und ich sag es ihr selbst, Raynelle. Und sie soll ihre beiden Freunde mitbringen. Ich will sie alle drei hier sehen!«
    »Nun, leider ist keiner von ihnen hier. Ich fürchte also, du bist umsonst hergekommen. Aber ich kann ihnen gern was ausrichten.«
    »Vielen Dank, aber ich denke, ich hab eine Nachricht, die nur persönlich in Empfang genommen werden kann.«
    »Tja …« Big Mama zuckte mit

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