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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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pulverisierten Fabrikgebäudes erschien, musste kurz ihre Panik niederkämpfen. »Alles klar«, sagte sie schließlich. »Wenn alles besprochen ist, lass ich eine weiße Flagge aus dem dritten Stock hängen. Wir kommen dann mit dem Fahrstuhl runter.«
    Statt eine Antwort zu geben, zwinkerte ihr McCann zu. Dann richtete er sich auf und ging in Richtung der Autos davon.
    Cooper gönnte sich den Luxus eines kurzen Durchatmens, bevor sie sich umdrehte und den Blick durch die Halle vor ihr schweifen ließ. Die Finsternis im ersten Stock wurde nur von ein paar fahlen Lichtstrahlen durchbrochen, die sich hier und dort wie Laserstrahlen durch Lücken im Mauerwerk bohrten. Nicht weit hinter sich entdeckte sie die Umrisse dreier Gestalten im Dunkel.
    »Brent, Stacy, Big Mama«, sagte sie halblaut, »seid ihr das?«
    »Ja«, flüsterte es vielstimmig zurück.
    »Okay, folgt mir.«
    »Was hast du vor, Cooper? Willst du dich wirklich ergeben?«, fragte Brent.
    »Halt die Klappe, du kleiner Dummkopf«, zischte Big Mama. »Ist doch klar, was meine kleine Cooper vorhat, oder?«
    Cooper ergriff Big Mamas Arm und zog sie durch die Finsternis der leeren Halle, bis sie in der rechten hinteren Ecke ankamen. Dort tastete sie den Boden ab. Ein rostiger Metallring. Er ächzte in seinem Scharnier, als sie ihn bewegte. Sie zog daran.
    »Brent, hilf mir!«
    Gemeinsam zogen sie die schwere Falltür aus Eisen nach oben. Brent knipste seine Taschenlampe an, in deren Lichtkegel Metallsprossen sichtbar wurden.
    »Ein Tunnel«, staunte er. »Warum hast du uns nie etwas davon erzählt?«
    »Frauen haben eben gern ihre Geheimnisse«, erwiderte Cooper. »Los. Alle hinein. Geht vor, bis der Gang den ersten Knick macht. Das sind etwa hundert Meter. Ich komm in ein paar Minuten nach.«
    »Was hast du vor? Warum kommst du nicht mit uns?«, jammerte Stacy.
    »Muss nur noch was holen. Keine Angst, bin bald wieder bei euch«, versicherte sie. »Und jetzt haut ab.«
    Brent zwängte die sich schwach wehrende Stacy durch die Öffnung und folgte ihr die Sprossen nach unten, dann war Big Mama an der Reihe.
    Big Mama … Wo würden sie nun die Medikamente für sie herbekommen?
    »Pass auf dich auf, Cooper«, flüsterte Big Mama, bevor ihr hageres Gesicht im Boden verschwand.
    Seufzend drehte sich Cooper um und machte sich erneut auf den Weg zur Wendeltreppe, das kurze Ende einer brennenden Zigarre vor dem inneren Auge.

    Wütend starrte der Schöpfer der Malachim auf den riesigen Krater, den sein Schuss in der Wand hinterlassen hatte.
    »Verdammt!«, schrie er. Für einen kurzen Moment erwog er, dem Malach durch die Tür zu folgen, aber er wusste, dass es keinen Zweck hatte. Seine Schöpfungen waren ihm hoffnungslos überlegen. Jedoch hatte er es auch nie für möglich gehalten, dass sie sich eines Tages gegen ihn wenden könnten.
    Das war offensichtlich ein Fehler gewesen. Auch zu glauben, dass sie nicht an ihrem Leben hingen. Dieser zumindest tat es. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun, dass er so etwas wie ein individuelles Bewusstsein entwickelt hatte. Ein Malach, der sich aus dem Kollektiv gelöst hatte, möglicherweise irgendeine obskure Verbindung mit einem Menschenmädchen eingegangen war … Die Gefahr, die aus dieser Entwicklung erwachsen mochte, war nicht zu unterschätzen. Nicht auszudenken, wenn die Menschen im Elysion und anderswo davon erfuhren. Es würde die Autorität der Malachim schwer erschüttern und damit letztlich auch seine eigene.
    Das Kollektiv musste sich dieser Sache annehmen. Er würde einen entsprechenden Befehl erteilen. Wahrscheinlich war es sinnvoll, diesen Befehl auch auf dieses mysteriöse Mädchen zu erstrecken. Falls sie wirklich eine Verbindung mit dem Malach eingegangen war, stellte das die Legende von den Malachim als biblische Engel infrage. Er konnte es sich nicht leisten, dass draußen jemand herumlief, der Zweifel an diesem Mythos säte. Nein, das Mädchen, falls es existierte, musste verschwinden, genauso wie der Malach selbst. Aber das würde für den Moment warten müssen. Eine andere dringliche Angelegenheit bedurfte seiner Aufmerksamkeit.
    Im Elysion hatte es wieder mal einen Fall schwerer Insubordination gegeben. Ein paar Jungs hatten den Tempel geschändet, indem sie abfällige Parolen über die Malachim an die Bäume geschmiert hatten. Die halbe Gemeinde war daran vorbeigelaufen. Die Parolen ließen ihn wie einen Hanswurst erscheinen, weil er nicht einmal in der Lage war, ein paar freche Rotzlöffel im Zaun zu

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