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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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sich vollends zu Boden gleiten und gab jede Gegenwehr auf.
    Nur ein bisschen ausruhen, nur ein kleines bisschen …

9
    Cooper konnte sich nicht erinnern, ob sie aus einer Art Ohnmacht erwacht war oder sich der Nebel um sie herum einfach nur nach und nach gelichtet hatte. Ein bisschen erschien es ihr, als wäre sie die ganze Zeit über bei Bewusstsein gewesen, aber getrennt von allem anderen, in ihrer eigenen Realität, die sie umgab wie ein klebriger Saft, der alles andere dämpfte und ihren Verstand zu ersticken drohte. Noch Stunden später litt sie an einer bleiernen Müdigkeit, die ihr einfach nicht aus den Gliedern weichen wollte.
    »He, Coop.« Brent grinste sie an, aber er sah nicht gerade freundlich aus.
    Sie sah sich um. Das große Zimmer, das Himmelbett, das Regal. Sie lag nur ein paar Schritte entfernt von dem Platz, wo sie mit Brent auf dem Boden gesessen hatte. Dort lagen zwei Kaffeebecher. Einer von ihnen war zersprungen, der Inhalt hatte sich über die Holzdielen verteilt und einen dunklen Fleck aus Kaffeemehl und Flüssigkeit hinterlassen. Selbst in diesem Zustand sah es begehrenswert aus.
    Ihre Augen glitten weiter zu dem Regal. Ein Glas war geborsten, und irgendein zähes Gelee tropfte nach unten, von Abstellbrett zu Abstellbrett. Zwei Reihen tiefer wies ein kleiner Sack Mehl ein großes Loch auf. Auf dem Boden darunter war eine feine Schicht davon über einen großen Kreis verteilt.
    Einschusslöcher.
    Cooper spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. »Du blödes Arschloch. Du hast sie umgebracht, nur wegen ein paar Lebensmitteln.«
    Brent schüttelte mit einem spöttischen Lächeln den Kopf. »Coop, Coop, Coop«, sagte er tadelnd. »Du hast immer noch nicht geblickt, was sie mit uns angestellt hat. Oder besser gesagt, mit dir.«
    Cooper war für einen Moment verwirrt, dann dämmerte es ihr. »Du meinst, da war was im Kaffee?«
    »Hundert Punkte, Coop.« Sein sarkastischer Unterton traf sie hart. Wie hatte sie nur so dämlich sein können?
    »Und du?«, fragte sie kleinlaut.
    »Ich hatte schon so einen Verdacht, deswegen hab ich nur so getan, als würd ich davon trinken. Als du angefangen hast, zu lallen, hatte ich meinen Beweis.«
    Cooper schüttelte den Kopf. Eigentlich hätte es sie nicht überraschen sollen, dennoch hatte Monica sie kalt erwischt. Irgendwie hatte das Mitleid ihr wohl die Sinne vernebelt. Erneut sah sie sich im Raum um, und diesmal wurde ihr klar, dass es sich um eine einzigartige Mausefalle handelte. Sie fröstelte.
    »Was ist mit …?«
    »Monica?«, vollendete Brent ihre Frage.
    Cooper nickte. »Hast du sie erschossen?«
    Brent schüttelte den Kopf. Verwundert bemerkte sie, dass sie aus unerfindlichem Grund innerlich aufatmete.
    »Versuch du mal, jemanden zu erschießen, wenn dir eine zugedröhnte Irre am Arm hängt«, sagte er. »Deinetwegen habe ich die letzten Kugeln vergeudet, die wir noch hatten.«
    »Also ist sie abgehauen?«, fragte sie in stiller Hoffnung.
    Die aber wurde von Brents hämischem Grinsen zerstört.
    »Komm mit«, sagte er.
    Sie zögerte einen Moment, von einer bösen Vorahnung erfüllt, aber dann fügte sie sich. Brent ergriff die Öllampe, und sie stiegen die Treppe nach unten. Im warmen Lichtschein sah der Eingangsbereich des Hauses gar nicht mehr so gruselig aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Brent führte sie zu einer spanischen Wand in einer der hinteren Ecken.
    »Sie hatte die Haustür einen Spalt offen gelassen«, erklärte er ihr, »damit ich dachte, sie wäre raus ins Freie. Aber nicht mit mir.« Er blieb stehen, stellte die Öllampe auf einen kleinen Tisch und bedeutete Cooper, einen Blick hinter die Wand zu werfen. »Hier hatte sie sich versteckt.«
    Cooper fürchtete sich vor dem, was sie zu sehen bekommen würde. Sie trat hinter die Wand und erstarrte vor Schreck. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit dem Anblick, der sich ihr bot. Brent hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
    Monica stand aufrecht. Fast sah es so aus, als würde sie noch leben. Ihre Augen standen offen, weit offen. Doch nur etwa zwei Drittel ihres Körpers waren sichtbar, der Rest war mit der Hauswand … verschmolzen.
    Cooper fiel kein besseres Wort ein. Es sah auf eine grausame Weise selbstverständlich aus. Beginnend mit ihrem linken Ohr abwärts verschwand ihr Körper einfach im Mauerwerk. Es sah aus, als wäre die Wand flüssig gewesen und in dem Moment, als Monica hatte hindurchhuschen wollen, wieder in ihren Normalzustand zurückgekehrt.
    Was immer Monica

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