Elysion: Roman (German Edition)
angemessen eingeschüchtert zu sehen.
»Das wäre toll«, kam sie ihm zuvor, bevor er wieder irgendeinen dummen Entschluss fassen konnte. Sie setzte sich demonstrativ auf den Boden und zog Brent zu sich herunter. Zögerlich ließ er sich nieder, ohne den Blick von Monica zu lösen. Er legte die Pistole in seinen Schoß.
Monica zog zwei Becher und eine prall gefüllte Papiertüte aus dem Regal und ging zum Ofen.
»Sollten wir nicht Stacy holen?«, fragte Cooper.
»Oh, ist das das Mädchen, das unten bei euch war?«, fragte Monica über die Schulter, während sie Wasser aus einem Krug in einen Kessel goss, den sie auf den Ofen stellte. »Ja, holt sie nur herein. Sie würde sich doch bestimmt auch über einen Kaffee freuen.«
Cooper wollte gerade aufstehen, doch Brent legte ihr die Hand auf die Schulter. Überrascht sah sie ihn an. Doch er schüttelte nur wortlos den Kopf und legte den Finger auf die Lippen. Monica, die gerade ein Holzscheit in den Ofen legte und ihnen dabei den Rücken zugekehrt hatte, bekam davon nichts mit.
»Nein«, sagte Brent übertrieben laut, »Stacy steht nicht so auf dunkle Behausungen. Nicht, seit sie mit uns in diesem Erdloch eingesperrt war.«
Monica drehte sich um, das kleine Päckchen in der Hand. »Du meinst, sie leidet seitdem an Klaustrophobie.«
Cooper wusste nicht, was sie mehr überraschte, Brents seltsame Lüge oder dass Monica so ein hochgestochenes Wort benutzte. Sie fragte sich, in welchen Verhältnissen ihre Gastgeberin wohl vor dem Bürgerkrieg gelebt hatte. Auf den zweiten Blick konnte Cooper sie sich gut als Tochter aus besserem Hause vorstellen. Ihre Körperhaltung, ihr höflich-distanzierter Plauderton. In Coopers Schulklasse hatte es auch solch ein Mädchen gegeben, Lilly Corrigan. Der Vater war irgend so ein hohes Tier in der Regierung gewesen. Als alle Kinder in der Klasse von ihren Haustieren erzählen sollten, hatte Lilly ihre zwei Pferde erwähnt. Coopers Vater war ein bekannter Wissenschaftler gewesen, aber sie hatte nur eine Katze gehabt.
»Ja, genau«, hörte sie Brent sagen, »Klausotrobie.« Er bemühte sich, das ihm offenbar völlig unbekannte Wort ebenso gleichgültig auszusprechen wie ihre Gastgeberin.
Falls Monica seinen Fehler bemerkte, ließ sie sich nichts anmerken. »Wie schade«, sagte sie mit großen Augen und verschränkte die Arme. Neben ihr begann das Wasser im Kessel zu dampfen.
»Wie seid ihr aus dem Verlies herausgekommen, du und deine Freundin?«, fragte Cooper.
»Oh.« Monicas Blick fixierte einen imaginären Punkt an der Wand. Hatte sie auf einmal feuchte Augen? Cooper war sich nicht sicher. »Wir haben gewartet, bis sich der Lärm gelegt hat, und sind dann hinausgeklettert.«
»Und was ist mit deiner Freundin passiert?«
»Felicia?« Ein Schatten zog über ihr Gesicht, doch er verschwand so schnell, wie er gekommen war. »Wir haben uns getrennt. Sie wollte bei irgendeinem alten Freund in Lincoln Heights unterkommen.«
Aus irgendeinem Grund hatte Cooper das Gefühl, dass Monica log. Es juckte ihr in den Fingern, weiter nachzuhaken. Aber vielleicht war den beiden Mädchen auch irgendetwas so Schreckliches zugestoßen, dass Monica einfach nicht darüber sprechen konnte. Für einen Moment sah sie Monicas Gesicht wieder in jener anderen Umgebung, dort in dem Loch unter der Erde, den Körper nur von ein paar Fetzen bedeckt. Die Scham, die Cooper empfunden hatte, als sich die kleine Shauna für sie geopfert hatte. Wahrscheinlich war es wirklich besser, nicht zu genau nachzufragen.
Das Wasser brodelte und ließ den Kessel auf der Ofenplatte leise scheppern. Monica füllte etwas Kaffee aus der Papiertüte in die Becher.
Brent zog Cooper am Ärmel zu sich heran. »Wir verpassen ihr eine und reißen uns den ganzen Krempel unter den Nagel.«
»Bist du irre? Niemals!«, zischte Cooper empört.
»Das Zeug ist ein Vermögen wert. Vielleicht ein Dutzend Magazine.«
»Na und? Sie hat es verdient, nach allem, was sie durchgemacht hat.«
»Hier, euer Kaffee.«
Cooper zuckte zusammen. Monica stand plötzlich direkt vor ihr. Sie hielt die zwei dampfenden Tassen in den Händen. Hatte sie irgendetwas von dem Gespräch mitbekommen? Cooper griff schnell nach einer der Tassen.
»Danke«, murmelte sie mit trockenem Mund.
Auch Brent nahm seine Tasse entgegen. Er sah hinein, als könnte ihm der Kaffee irgendeine seiner Fragen beantworten. Dann führte er die Tasse an den Mund. Cooper tat es ihm nach. Vorsichtig nippte sie an dem dampfenden
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