Elysion: Roman (German Edition)
Strickjacke, waren sichtlich alt, aber weit entfernt von jenen Lumpen, die sie in dem Erdloch getragen hatte. Sie mochte ein paar Jahre älter sein als Cooper, Anfang zwanzig vielleicht, aber sie bewegte sich mit der schlichten Würde einer Dame.
Brent heftete sich an ihre Fersen. Cooper folgte beiden.
Ihr Weg führte die drei über die knarrenden Stufen der Treppe in das höhere Stockwerk. Im hin und her schweifenden Licht von Brents Taschenlampe war es schwer, irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Monica war aus dem Lichtkegel verschwunden, aber Cooper hörte sie irgendwo rascheln.
Auf einmal wurde ein Streichholz entzündet. Im Schein der kleinen Flamme erschienen Monicas Finger. Sie näherte das Streichholz einer alten Öllampe, die auf einem kleinen Tischchen stand. Der Messingkorpus voll filigraner Gravuren. Monica hob das milchige Glas und entzündete mit dem Streichholz den Docht. Erst war es nur ein kleiner Lichtball im Dunkel des großen Raumes, aber als Monica den Docht höher drehte, wurde der Schein kräftiger, und Cooper konnte ihre Umgebung sehen.
Monica führte sie in eines der Zimmer des Hauses. Zu Coopers Überraschung herrschten hier Sauberkeit und Ordnung. So wie damals in einem gut geführten Haushalt, vor dem Bürgerkrieg. Ein hübsches Himmelbett mit Baldachin verlieh dem Raum eine wohlige Gemütlichkeit. In einer Ecke des Zimmers stand ein kleiner runder Ofen aus schwarzem Eisen, neben dem Holz ordentlich gestapelt war. Ein leicht brandiger Geruch verriet, dass der Ofen durchaus benutzt wurde.
An der Wand stand auch ein Schrank, augenscheinlich etwas wurmstichig, aber intakt. Der obere Teil bestand aus offenen Fächern, in denen Geschirr stand. Alles sehr sauber und aufgeräumt, geradezu unwirklich, wie in einem Puppenhaus.
Sie spürte Brents Hand auf ihrer Schulter. Wortlos zog er sie zur anderen Seite des Zimmers. Was sie dort sah, verschlug ihr schier den Atem. Ein Regal, prall gefüllt mit Lebensmitteln. Konserven verschiedensten Inhalts, Dosen und Gläser, Flaschen mit unterschiedlichen Getränken. Da waren auch Plastikboxen mit verheißungsvollen Etiketten. Kaffee stand auf einem, Tabak auf einem anderen. Cooper konnte sich nicht erinnern, in ihrem Leben jemals so viel Begehrenswertes auf einem Fleck gesehen zu haben. Sie konnte es gar nicht erwarten, Stacy diesen Reichtum zu zeigen.
»Leck mich am Arsch«, rief Brent aus. »Das verdammte Schlaraffenland.« Dann sah er wieder das Mädchen an. »Woher hast du das ganze Zeug?« Seine Stimme hatte wieder diesen aggressiven Unterton, den Cooper in letzter Zeit immer häufiger an ihm bemerkte. Und auch wenn er sie im Augenblick einfach herabbaumeln ließ, hielt er doch noch immer die Pistole in der Hand.
Cooper konnte sehen, wie Monica unter der Schärfe seiner Frage kaum merklich zusammenzuckte.
»Ich glaube, du kannst mir das Ding jetzt wiedergeben«, sagte Cooper, um einen beiläufigen Tonfall bemüht. Als er nicht reagierte, ergriff sie die Waffe vorsichtig am Lauf.
Brent zog die Pistole mit einem Ruck an sich und fuhr mit wütendem Blick zu ihr herum. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, er würde sich gleich auf sie stürzen oder sie sogar erschießen. Es war schwer, seinem Blick standzuhalten. Unwillkürlich dachte sie an den Moment am vergangenen Abend zwischen den Klärbecken. Wie anders war er dort gewesen. Als ob es zwei verschiedene Brents gab.
Doch dann schien sich sein Blick plötzlich nach innen zu richten, und er schüttelte den Kopf, als wollte er einen lästigen Gedanken verscheuchen.
Erneut wandte er sich Monica zu. »Wie bist du hierhergekommen? Woher kommt das ganze Zeug?«
Cooper war selbst viel zu gespannt auf die Antwort, als dass sie das Verhör unterbunden hätte, auch wenn sie sich immer noch wie ein Eindringling in einem fremden Königreich vorkam. Die anachronistische Gemütlichkeit des Zimmers schien sie und Brent ausspucken zu wollen wie zwei Fremdkörper. Monica mit ihrem hübschen Puppengesicht, den ordentlich gekämmten Haaren und ihrem Samtkleidchen hingegen passte perfekt in die Umgebung. Cooper erwartete, dass das Mädchen jeden Moment einen Zauberstab hervorholen und sich selbst und das Zimmer verschwinden lassen würde. Doch Monica starrte sie stattdessen nur mit traurigem Blick an.
Dann drehte sie sich um und ging zum Regal. »Ihr mögt bestimmt einen Kaffee.«
Cooper konnte in Brents Gesicht lesen, wie die Versuchung, auf ihr Angebot einzugehen, mit dem Wunsch kämpfte, sie endlich
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