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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Leben lang verfolgen würde. Der Körper aufrecht an der Wand und zu einem Teil darin versunken, mit schlaff herabhängendem Arm und Bein. In ein paar Monaten würden nur noch ein paar Knochen aus der Wand ragen. Ein Teil von ihr wollte das Mädchen mit irgendetwas zudecken, aber sie konnte sich dem Anblick einfach nicht mehr aussetzen.
    Was war nur mit Brent los? Es war unübersehbar, dass ihn der ständige Teerkonsum verändert hatte. Hatte er nicht gesagt, dass er nichts mehr von dem Zeug übrig hatte? Das hieße aber, dass er auch ohne akuten Rausch fähig war, zu tun, was er mit Monica gemacht hatte.
    Bei der Vorstellung, wie es abgelaufen sein mochte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Was unterschied ihn überhaupt noch von den Monstern, auf die sie Jagd machten? Feinfühligkeit war sicherlich nie seine Stärke gewesen, aber sie war sicher, sich nicht mit einem kaltblütigen Killer angefreundet zu haben. Sie musste zugeben, dass er ihr Angst machte. Vorhin, als er auf ihr gekniet hatte, hatte sie für einen Moment geglaubt, durch ihn hindurch die Öllampe zu sehen, die in seinem Rücken auf dem Tisch gestanden hatte. Konnte sie ihm überhaupt noch vertrauen? Was, wenn er seine Kräfte gegen sie wendete?
    »Lass uns gehen, Coop. Ich habe ein paar Sachen zusammengepackt.«
    Sie zuckte so stark zusammen, dass ihr das Funkgerät entglitt, das sie bis dahin immer noch in der Hand gehalten hatte. Mit einem dumpfen Klappern fiel es auf den Boden.
    »Was ist los? Hab ich dich erschreckt?« Er hatte einen prall gefüllten Stoffbeutel bei sich, den er mit einem Stück Schnur zugebunden hatte und auf dem Rücken trug.
    »Quatsch«, antwortete sie unwillig. »Lass uns endlich verschwinden. Stace macht sich bestimmt schon Sorgen.«
    Sie wandte sich zur Tür, doch Brent ergriff sie am Arm und zog sie herum.
    »Hey, Coop. Du nimmst dir das mit dieser Schlampe doch nicht zu Herzen, oder?« Er suchte ihren Blick, doch sie wich aus und schüttelte den Kopf. »Gut«, sagte er. »Denn wie gesagt, sie hat nur bekommen, was sie verdient hat. Jeder, der versucht, den alten Brent zu verarschen, muss den Preis bezahlen, hörst du?«
    »Lass mich los, du Idiot!« Sie riss ihren Arm los, stapfte zur Tür und hoffte, dass er nicht sehen konnte, wie sehr sie zitterte.
    Das laute Bersten eines Glaskörpers ließ sie abermals herumfahren. »Was machst du da?«
    Doch sie sah die Antwort, bevor er sie geben konnte. Helle Flammen leckten die spanische Wand empor und griffen bereits nach der Holzdecke. Die Öllampe!
    »Warum hast du das getan?«, fragte sie entsetzt.
    Er grinste. Der zuckende Schein der Flammen verwandelte sein Gesicht in eine teuflische Fratze. »Ist besser so. Was wir von dem Zeug dort oben nicht mitnehmen können, soll auch kein anderer kriegen.«
    »Super. Und das brennende Haus wird man meilenweit sehen. Und eventuell setzt du den ganzen Wald in Brand.«
    Brent zuckte mit den Schultern. »Und wennschon. Die sind doch sowieso auf dem Weg hierher, und um ein paar Bäume ist es nicht schade.«
    Cooper seufzte und drehte sich wieder um. Es war nun nicht mehr zu ändern.
    Draußen schien es stockfinster zu sein, doch dann gewöhnten sich ihre Augen allmählich an die Dunkelheit des Waldes. Hinter ihr drängte Brent durch die Tür. Beißender Brandgeruch folgte ihm.
    »Stacy?« Coopers Augen suchten das Unterholz ab. Sie sah die Mulde im Bewuchs, unter der sich die Straße verbarg, über die sie hergekommen waren. Dann entdeckte sie zwei kugelförmige Erhebungen mitten im Blattwerk. Ihre Rucksäcke. Keine Stacy weit und breit.
    »Was zur …?« Brent vollendete den Satz nicht. Stattdessen begann er die Umgebung der Rucksäcke zu untersuchen. »Schau dir das an, Coop.«
    Cooper trat zu ihm und erkannte sofort, was er meinte. Von den Rucksäcken führte eine deutliche Spur niedergewalzter Blätter und zerbrochener Zweige die Straße entlang in jene Richtung, in der sie das Ziel ihres Weges vermuteten.
    »Warum ist sie weggelaufen?«, murmelte Brent ratlos.
    »Entweder hat irgendwas ihr Angst gemacht«, vermutete Cooper, »oder sie wurde gezwungen.«
    »Das Funkgerät?«, fragte Brent mit zweifelndem Blick.
    »Ich weiß nicht. Aber warum hätten sie Stacy mitnehmen sollen, ohne vorher einen Blick ins Haus zu werfen?«
    Still und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch standen sie neben den Rucksäcken, während hoch über ihnen der Wind durch das Blätterdach rauschte und es im Haus hinter ihnen immer vehementer prasselte und

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