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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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echte Gefolgschaft, sondern reine Strategie war.
    Paradoxerweise hatte ausgerechnet der Pontifex ihre letzten Zweifel an David ausgeräumt, indem er sich gerade die Schmiede ausgesucht hatte, um David zu demütigen. Denn Terry hatte das Gespräch zwischen David und dem Pontifex belauscht. Sie hatte zwar nicht jedes Wort verstanden, wohl aber die unfreundliche Behandlung registriert, die ihm durch den Pontifex widerfahren war. Und seitdem konnte sie als Davids Unterstützerin gelten. Keine schlechte Bündnispartnerin, denn ihr Mann war der Zunftmeister der Schmiede. In einer Welt, die weitgehend in eine Epoche vor dem Schusswaffengebrauch zurückgefallen war, hatten Schmiede großen Einfluss. Und wie immer Dale selbst über den Pontifex und seine Malachim dachte, er würde sich Terrys Meinung beugen.
    Noch wichtiger für David allerdings war der Mann, der ihm in der Runde direkt gegenüberstand. Klein, gedrungen, die Arme verschränkt und jede Menge Misstrauen im sonnenverbrannten Gesicht. Matthew Whisp, Gerbereibesitzer und Chef der Feuerwehr, die ihre für die Gemeinde existenziell wichtige Funktion bei dem jüngsten Brand im Gemeindesaal erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. Matthew war für seinen Einsatz vom Pontifex ausdrücklich belobigt worden. Unwahrscheinlich genug, dass er sich nun gegen den Pontifex stellen würde.
    Allerdings konnte David kaum auf Matthew verzichten. Wenn es in ihrer Gemeinde etwas gab, das einer Polizei oder Miliz auch nur irgendwie nahe kam, dann waren es Matt und seine Männer, etwa fünf Dutzend handfeste Burschen, die sich mit Krisensituationen auskannten. Solange die Gefahr bestand, dass sie sich gegen David stellten, war sein Plan zum Scheitern verurteilt. Wenn er Matthew schon nicht auf seine Seite ziehen konnte, musste er sich wenigstens seiner Neutralität versichern.
    Matthew wusste natürlich um seine herausgehobene Stellung in der Gemeinde und spielte sie aus, wo er nur konnte. Ohne dass David ihn dazu aufgefordert hätte, hatte er an diesem Abend die Teilnehmer beim Eintreten auf ungebetene Gäste kontrolliert. David war zuerst etwas irritiert über diese Anmaßung gewesen, hatte aber dann beschlossen, es als positives Zeichen zu werten. Es war insofern wahrlich kein Wunder, dass Matthew nun als Erster das Wort ergriff.
    »Nun, Davey, du hast uns gerufen, und wir sind gekommen. Was hast du uns zu sagen?«
    Matthew hatte die Angewohnheit, Menschen, die er nicht leiden konnte, mit erfundenen Spitznamen anzureden. David wusste, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde, ihn zu überzeugen, und am Ende des Tages würde er froh sein können, wenn sein Kopf noch fest auf seinen Schultern saß. Aber wie hatte schon sein Vater Ellroy Tenson III ., seines Zeichens Brigadegeneral bei den Marines, immer gesagt: Gott hat den Männern Eier gegeben, damit sie etwas zu riskieren haben.
    David selbst hatte es zwar nur bis zum Captain gebracht, aber er hatte die Army nicht als Bürohengst und Sesselfurzer verlassen, sondern als hoch dekorierter Ausbilder bei den Special Forces. Dann war er in die Politik gegangen, doch der Bürgerkrieg hatte seine Wahl zum Kongressabgeordneten auf den letzten Metern gestoppt. Und jetzt lebte er mitten in jenem Dschungel, der sich innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt mit rätselhafter Geschwindigkeit über weite Teile Nordamerikas ausgebreitet hatte, regiert von ein paar außerweltlichen Monstern und einem fanatischen Hitler-Verschnitt, der sein Volk in ein krudes Mittelalter zurückgezwungen hatte.
    Mochten die anderen sich wie Schafe in ihr Schicksal fügen, David hatte vom ersten Tag an auf eine Revolte hingeplant.
    Niemand wusste, wie viele Menschen wirklich in diesem Teil des Waldes unter der direkten Herrschaft des Pontifex lebten, aber es mussten einige Hunderttausend sein. Im Gegensatz zu dem, was von den Städten übrig geblieben war, ernährte der Wald seine Bewohner einigermaßen zuverlässig, doch wenn David nachts allein in seiner Hütte im Bett lag, träumte er davon, die Menschen zurück in die Städte zu führen, wo sie endlich das ihnen zustehende Erbe vorangegangener Generationen antreten würden.
    Bis zu jenem Tag in der Schmiede hatte er gehofft, es würde ihm gelingen, den Pontifex auszutricksen. Sein Plan war dahin gegangen, den Mann dazu zu bringen, ihm einen Führungsposten einzuräumen, von dem aus er eine Palastrevolte hätte anzetteln können. David bedauerte die Jungen, die er dafür hatte opfern müssen,

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