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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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aber wenn ihn das Leben eines gelehrt hatte, dann dass es keinen Krieg ohne unschuldige Opfer gab.
    Nach seiner Niederlage hatte er zunächst gezögert, unsicher, ob und wie er die Schlacht doch noch gewinnen konnte. Schon Sun Tsu hatte erkannt, dass nur ein dummer General in eine ungewisse Schlacht zieht. Doch die Ereignisse der letzten Tage hatten ihn überzeugt, dass der richtige Moment gekommen war. Die Nachricht von der missglückten Exekution und vor allem von der Flucht von zwei Dutzend Kindern hatte sich verbreitet wie ein Lauffeuer und für einige Aufregung unter der Waldbevölkerung gesorgt. Einige Leute begannen hinter vorgehaltener Hand, den Pontifex, seine Herrschaft und vor allem seine Macht über die Malachim infrage zu stellen.
    David sah Matthew mit festem Blick an und lächelte. Er war sein Hauptkontrahent. Mit ihm würde alles stehen und fallen.
    »Danke, dass ihr alle meiner Einladung gefolgt seid«, sagte er, ohne Matthew aus den Augen zu lassen. »Und danke auch an unsere Gastgeber, die ihre Räume für diese Zusammenkunft zur Verfügung gestellt haben.«
    »Spar dir das Süßholzgeraspel, Davey«, fiel ihm Matthew ins Wort. »Dass so ein Treffen hinter seinem Rücken stattfindet, wird dem Pontifex ganz und gar nicht gefallen. Wenn er davon erfährt, wird er jedem Einzelnen von uns das Herz aus der Brust reißen lassen. Ich riskiere meinen Kopf nicht für eitles Geschwafel, also komm zum Punkt!«
    David ließ seinen Blick erneut über die Gesichter der Umstehenden schweifen. Einige waren bei Matthews Erwähnung möglicher Konsequenzen recht blass geworden, soweit er das im Glutschein der Esse beurteilen konnte. »Nun, da du so offene Worte benutzt, Matthew, will ich dahinter nicht zurückstehen. Ein weiser Mann hat einmal gesagt: Die beste Regierungsform ist eine gute Diktatur. Wir leben in einer Diktatur, aber ich habe in den letzten Tagen starke Zweifel bekommen, ob sie auch gut ist.«
    Er machte eine Pause, um zu sehen, wie seine Worte ankamen. Die meisten Teilnehmer mieden seinen Blick, mit Ausnahme von Brigid, Grier und natürlich Terry. Na gut, das war zu erwarten gewesen.
    Matthew zuckte mit den Schultern und spuckte in die Glut. Zischend verdampfte sein Speichel. »Du bist doch derjenige hier, der am Pontifex klebt wie ’ne Schmeißfliege.«
    David lächelte. »Nun, ich habe euch keineswegs zusammengerufen, weil ich mir Sorgen um meine Stellung in der Gemeinde mache.«
    »Sondern?«
    »Ihr alle wart im Tempel und habt gesehen, was dort geschehen ist.«
    »Hmhm. Du hast den Pontifex unterstützt, der den beiden Larson-Jungen an den Kragen wollte.«
    Für einen Moment überlegte David, Matthew das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Aber er würde sich nicht provozieren lassen. Dies war ohne Zweifel ein kritischer Punkt. »Es gab keinen anderen Weg, als die beiden zu opfern.«
    Aufgebrachtes Gemurmel. Sogar Brigid McDermott starrte ihn an.
    »Aber nicht, weil sie gegen die Regeln dieser lächerlichen Phantasiereligion verstoßen haben«, fuhr er schnell fort, bevor die Stimmung kippte, »sondern weil sie die mächtigsten Wesen unserer Welt beleidigt hatten.« Bei der Erwähnung der Malachim wurde es augenblicklich wieder still. »Wir können es uns nicht leisten, sie zu provozieren. Wir alle wissen, wozu sie fähig sind.« Zustimmendes Gemurmel. Er hatte die Situation wieder im Griff. »Ihr alle habt gesehen, was danach geschehen ist. Ihr alle könnt bezeugen, dass sich die Malachim der Kontrolle des Pontifex entzogen haben. Ja, sie haben sich sogar untereinander bekämpft.«
    Matthew verschränkte die Arme. »Ich habe nur einen einzigen gesehen, der zwei andere angegriffen hat.«
    »Was ziemlich bemerkenswert ist, bedenkt man, dass sie eine kollektive Seele haben«, erinnerte David.
    »Und was hat das mit der Führung des Pontifex zu tun?«
    »Die Malachim sind das Fundament, auf dem seine Führung ruht, doch offensichtlich bröckelt dieses Fundament.«
    »Was du da sagst, ist Hochverrat«, stellte Matthew trocken fest. »Das wird dich Kopf und Kragen kosten.«
    »Nein, Matthew, es ist eine Tatsache. Die Malachim entgleiten ihm.«
    »Er ist der Pontifex«, sagte Matthew. »Gott hat die Malachim seinem direkten Befehl unterstellt, um den Menschen endlich den Frieden zu bringen.«
    David schüttelte den Kopf. Er hatte nicht erwartet, dass Matthew diese pseudoreligiöse Propaganda einfach so nachplappern würde. Allmählich wurde ihm doch mulmig. Hatte er seine

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