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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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wieder holen könntet.«
    »Aber es wird verschwinden!«, rief Kate. »Jetzt, während wir sprechen, ist es bereits verschwunden!«
    »Richtig«, sagte der Sekretär mit übertrieben nachdenklicher Miene. »Das Buch existiert nicht mehr, hat sich bereits vor Jahren in Luft aufgelöst!« Er lächelte Kate an und dann tat er etwas ganz besonders Widerwärtiges: Er blinzelte ihr zu. »Aber was wäre, wenn der alte Mann das Mädchen in den Augenblick in der Vergangenheit zurückschickt, nachdem sie ihm das Buch gebracht hat? Hm? Was dann?«
    Endlich begriff Kate. Ja, das Buch war verschwunden. Es hatte sich eine halbe Stunde, nachdem sie es in die Vergangenheit gebracht hatte, aufgelöst. Aber während dieser halben Stunde hatte es existiert, egal wie viele Jahre das her war. Dr. Pym musste einfach nur dafür sorgen, dass sie – später, wenn sie sich hoffentlich in Sicherheit befinden würde – in dieses Zeitfenster zurückkehrte.
    »Aber wie sollte er mich in die Vergangenheit zurückschicken können? Ich verstehe immer noch nicht …«
    Dem Sekretär riss der Geduldsfaden.
    »Bist du taub, meine Hübsche?! Du besitzt jetzt die Macht des Buches! Der Zauberer kann diese Macht heraufbeschwören!«
Er fuhr mit seinem schmutzigen Zeigefinger über den Kopf des kleinen gelben Vogels, den dieser aus der Jacke streckte. »Er hat dich vermutlich mit dem gleichen Zauber am Haken, mit dem er dir die Erinnerung schenkte, hm? Dadurch war es einfacher, dich wieder zurückzuholen. Der alte Zauberer hält sein hübsches Hündchen an der kurzen Leine.«
    Kate tat ihr Bestes, um alle Puzzleteile zusammenzufügen. Im Thronsaal hatte Dr. Pym etwas mit ihr angestellt, einen Zauber gewebt, der das Buch Emerald dazu veranlasste, sie zu einem bestimmten Moment in der Vergangenheit zu schicken. Und irgendwie bewirkte derselbe Zauber auch, dass sie mit dieser Zeit, in der sie sich augenblicklich befand, verbunden blieb. Nachdem sie Dr. Pym das Buch überlassen hatte, wurde sie wieder in diese Zeit zurückgerissen.
    Der Sekretär rieb sich die Hände. »Genial. Einfach genial. Es in der Vergangenheit zu verstecken! Er glaubt wohl, er kann die Gräfin zum Narren halten. Sie soll suchen, so lange sie will, aber die Chronik wird sie nicht finden. Weg! Futsch! Verschwunden! Schade nur für ihn, dass die Gräfin ebenfalls die Macht besitzt, das Mädchen in die Vergangenheit zu schicken. Und das wird sie, mein Herzchen. Oh ja, das wird sie.«
    »Aber …« Kate hasste die Vorstellung, diesen widerlichen Mann irgendetwas zu fragen, aber sie konnte nicht an sich halten. »Warum war meine Mutter dort?«
    »Warum? Warum?! Das ist doch der Trick!«, kreischte er vergnügt. »Ja, ein brillantes Detail – dieser alte Fuchs. Begreifst du denn nicht? Er hat schon vorausgeplant. Er wusste, dass er dich eines Tages das Buch holen schicken muss, und trotz der Macht, die dir jetzt innewohnt, ist es keine einfache Sache, jemanden durch die Zeit reisen zu lassen. Beim ersten Mal konnte er sich
noch auf die zusätzliche Kraft des Buches verlassen. Jetzt bist nur du allein da. Das ist viel schwieriger und verlangt nach einer starken Bindung zu dem Augenblick, in den man eintreten möchte. Eine Bindung, kapiert? Also hat dir der alte Mann eine Erinnerung geschenkt, die alle anderen überragt. Eine, die wie Feuer in deinem Herzen brennt. Er gab dir deine Mutter.«
    Kate wagte nicht, sich zu rühren. Sie hatte sich durch reine Willenskraft aufrecht gehalten, aber jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie zerbrechen müsste.
    Genau in diesem Moment kam etwas Großes, Schwarzes mit einem Aufkreischen von der offenen Seite des Raums hereingeflattert und stürzte zu Boden. Der Kreischer wirbelte mit der Armbrust im Anschlag herum, aber der Sekretär schrie auf: »Nein!«
    Es war ein riesiger schwarzer Vogel. Er war verwundet, hopste im Kreis herum und gab verzweifelte Kreischlaute von sich.
    »Etwas stimmt nicht«, sagte der Sekretär. »Ruf das Heer zusammen. Verstärkt die Wachen an den Eingängen …«
    Sein Befehl wurde durch das unvermittelte dumpfe Geräusch eines Aufpralls jäh abgeschnitten. Aus der Brust des Kreischers ragte mit einem Mal ein dunkler Pfeilschaft. Die Kreatur sank auf die Knie. Ein ekelhaft stinkender Rauch erhob sich zischend aus der Wunde.
    »Angreifer! «, brüllte der Sekretär. »Wir werden angegriffen!«
     
     
    Gabriels Truppe war im Norden in die Stadt eingedrungen, wo die Schatten tiefer waren als sonst und sich niemand aufhielt außer den

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