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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Sekretär der Gräfin erkannte, saß Kate.
    Fragen wirbelten durch Emmas Kopf. Wie waren ihre Geschwister hierhergekommen? Waren sie unverletzt? Wie hatte der Sekretär sie gefunden?
    Ein schmerzerfülltes Krächzen durchschnitt die Luft, und ein schwarzer Schemen tauchte aus der Dunkelheit auf und taumelte in das Zimmer, in dem man Kate festhielt. Neben Emma sirrte etwas, und als sie hinschaute, sah sie, dass Gabriel seinen Pfeil abgeschossen hatte. Der Kreischer neben Kate taumelte und fiel zu Boden. Und dann – alles geschah jetzt so schnell – stieß der Sekretär einen erstickten Schrei aus; Gewehrfeuer knatterte auf, Dutzende von Pfeilen flogen durch die Luft; mit leisem Aufprall fanden sie ihr Ziel. Überall herrschten Chaos und Geschrei. Gabriel warf seinen Bogen zur Seite, zog
die Machete von seinem Rücken, stieß ein mächtiges Gebrüll aus und sprang durch die Lücke in der Wand.
    Die Schlacht hatte begonnen.
     
     
    Kate lag auf dem Bauch neben der bewegungslosen Gestalt des Kreischers. Eine dunkle, sirupartige, stinkende Flüssigkeit quoll aus der Wunde.
    »Herzchen!«
    Der Sekretär kauerte hinter dem Schreibtisch. Gleich beim ersten Anzeichen des Angriffs war er dort in Deckung gegangen.
    »Komm her!«
    Sie achtete nicht auf ihn. Auf Knien und Ellbogen robbte sie vorwärts, bis sie das Geschehen auf dem Platz überblicken konnte. Es war ein einziges Gewimmel aus dunklen, miteinander ringenden Gestalten. Schreie und Rufe vermischten sich mit knirschend brechenden Knochen und aufeinanderprallenden Klingen. Und alles wurde übertönt von dem unmenschlichen Geheul der Kreischer. Kate fühlte wieder diese Schwäche in ihren Körper hineinsickern. Sie hatte Mühe zu atmen, aber anstatt einfach aufzugeben, verspürte sie mit einem Mal eine unbändige Wut. Nein, sagte sie sich, das ist alles nicht wirklich ! Ihre Wut verlieh ihren Gedanken Kraft und die Schwäche wich von ihr. Das Kreischen war immer noch entsetzlich anzuhören, aber wenigstens konnte sie wieder atmen. Gabriel hatte recht gehabt!
    Sie starrte hinunter auf den Platz und versuchte, das Chaos mit den Augen zu entwirren. Wer kämpfte gegen wen? Wie schafften sie es, in diesem Gewimmel nicht versehentlich die eigenen Leute zu treffen? Gerade als sie erleichtert erkannte,
dass die Angreifer Menschen waren und keine angsteinflößenden unterirdischen Kreaturen, sah sie Gabriel.
    Er steckte im dichtesten Kampfgetümmel und schlug sich den Weg durch die Kreischer mit einer langen, blitzenden Machete frei. Er sah aus, als ob nichts ihn aufhalten könnte, und sein Anblick verlieh ihr Hoffnung. Aber nur einen Augenblick lang. Dann sah sie, dass immer mehr Morum Cadi auf den Platz strömten. Zu Anfang der Schlacht waren Gabriels Männer den schwarz gekleideten Kriegern der Gräfin zahlenmäßig ebenbürtig gewesen, aber mit jeder Sekunde, die verging, senkte sich die Waagschale zugunsten der Kreischer. Nicht mehr lange und Gabriels Männer wären eingekreist. Und das würde das Ende bedeuten.
    »Kate!«
    Michaels Stimme drang durch das Getöse zu ihr, und sie schaute nach links, zu den Käfigen. Michael und Wallace standen ein wenig abseits von der Gruppe aus Zwergen und Menschen, die sich eng ans Gitter drängte. Michael sprang auf und ab, deutete in Richtung des Kampfes und schrie etwas. Die Worte wurden vom Lärm verschluckt, aber Kate verstand ihn auch so. Er hatte Gabriel erkannt und dachte, dass sie gerettet werden würden. Er konnte nicht sehen, dass Gabriel und seine Leute verloren waren. Es sei denn, sie bekämen Hilfe. Sie brauchten zwei-, dreimal so viele Männer …
    Eine Idee blitzte in Kates Kopf auf. Sie wandte sich zu dem toten Kreischer und tastete unter seinem Gewand herum. Der Leichnam war von einer unnatürlichen, kalten Härte; allein die Berührung verursachte Kate Übelkeit, aber sie zwang ihre Hand zwischen seinen Körper und den Boden, schob sie am Gürtel der Kreatur entlang. Vorhin, als er den Raum betreten hatte, hatte
sie es dort leise klirren hören. Komm schon, dachte sie, komm schon… Dann schloss sich ihre Hand um einen Schlüsselring.
    Etwas fiel wie ein Amboss auf sie nieder.
    »Nein, nein! Böses Herzchen! Böse-böse-böse!«
    Der Sekretär hatte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie geworfen. Feuchte Hände grapschten nach ihren Handgelenken. Er keuchte und sein warmer und saurer Atem streifte ihre Wange. Kate wehrte sich, aber der Mann war viel stärker.
    »Musst bestraft werden. Oh ja! Ungehorsam muss bestraft

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