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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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erwähnte das Kaminfeuer und das Muster aus roten und braunen Wirbeln auf dem Teppich, Dr. Pyms unordentlichen Schreibtisch und den Schnee, der sanft auf die Welt fiel, und plötzlich war es ihr, als würde sie wieder vor ihrer Mutter stehen, bloß dass diesmal Michael und Emma bei ihr waren. Jetzt war es auch ihre Erinnerung. Kate wusste, dass Emma und Michael mit der Zeit Einzelheiten verändern würden, um das Bild ihren Wünschen anzupassen – was ihre Mutter getragen und was sie gesagt hatte etwa, und aus dem Schnee würde vermutlich ein Sturm werden, aber sie fühlte sich besser, weil ihre Erinnerung jetzt ihnen allen gehörte, und gemeinsam würden sie sie bewahren, würden ihre Mutter
bewahren und sie festhalten, fester, als sie es je alleine vermocht hätte.
    Dann schwiegen sie wieder. Die Luft schien kühler geworden zu sein und durch die Wände drangen die Stimmen der Zwerge und Menschen im Nebenraum. Im Vergleich zu den Wirren der Schlacht, fühlte sich alles ruhig und behaglich an.
    Dann sagte Kate: »Ich hatte eine Vision. Das ist der Grund, warum ich in Ohnmacht fiel. Nicht weil ich hungrig war.«
    Sie erzählte, dass sie in ihrer Vision die Schlacht um die tote Stadt gesehen hatte. Aber alles war anders gewesen. Die Kreischer waren nicht so zahlreich gewesen und es waren weder die Horden der Salmac-Tar noch eine Zwergenarmee aus dem Berg gekommen. Nur Gabriels kleine Truppe. Und sie hatten gesiegt. Sie hatten die Kreischer geschlagen. Dann waren Gabriels Männer und die befreiten Gefangenen gemeinsam nach Cambridge Falls marschiert.
    »Aber so ist es nicht passiert«, sagte Emma. »Du hast da wohl was falsch gesehen.«
    Kate zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls habe ich es so gesehen. «
    »War das alles?«, fragte Michael. »Nein.«
    Kate sagte, dass in ihrer Vision die Gräfin über Gabriel und die anderen Bescheid gewusst und die Kinder auf das Gefangenenschiff in der Mitte des Sees gebracht hatte.
    »Aber warum solltest du etwas sehen, was nicht passiert ist?«, fragte Emma beharrlich. »Das ergibt doch keinen Sinn!«
    »Vielleicht ist es passiert«, sagte Kate. »Vielleicht wird es immer noch passieren. Kurz bevor ich ohnmächtig wurde, haben sich Robbie und Dr. Pym darüber unterhalten, in Cambridge
Falls einzumarschieren. Ich glaube, meine Vision war eine Warnung. «
    »Eine Warnung wovor?«, fragte Emma. »Gabriel hat die Kinder doch gerettet! Das hast du doch auch gesehen, ja?«
    Kate griff in ihre Tasche und zog die beiden Fotos aus der Gesäßtasche ihrer Jeans. Sie waren noch feucht von dem Tauchgang im dunklen See. Da waren das Foto von ihr selbst in ihrem Schlafzimmer – Kate bezeichnete es im Stillen als ihre Rückfahrkarte – und das letzte Foto, das Abraham je gemacht hatte. Sie betrachtete es genau, studierte die dunklen Gestalten, die mit brennenden Fackeln aus dem Wald kamen. Sie drehte es um.
    »Nein. Der Damm brach und das Schiff stürzte über den Wasserfall in die Tiefe. Die Kinder starben. Und mit ihrem letzten Atemzug verfluchte die Gräfin das Land.« Sie reichte Michael das Foto. »Abraham hat es gemacht, als es geschah. Schau dir die Rückseite an.«
    In winziger Schrift waren dort Dutzende Namen aufgelistet. Kate deutete auf einen.
    »Stephen McClattery«, las Michael.
    »Sie werden alle sterben.«
    »Nein!« Emma sprang auf. »So wird es nicht geschehen! Das war die andere Vergangenheit! Diejenige, die du gesehen hast! Bevor wir überhaupt hierherkamen. Du hast selbst gesagt, dass Dr. Pym nicht bei der Schlacht dabei war, und auch nicht die Zwerge! Das muss doch etwas zu bedeuten haben! Sie werden die Hexe aufhalten. Diesmal wird es anders ausgehen! Beim ersten Mal waren wir nicht dabei; wir konnten nicht helfen. Diesmal ist es anders! Es muss anders sein! Wir werden die Kinder retten und dann bringt uns Dr. Pym zu unseren Eltern! Du hast es doch gehört – er hat’s versprochen! Du hast es gehört, Kate!«

    Die Tür wurde aufgerissen und Wallace kam hereinmarschiert.
    »Auf geht’s! Es geht los! Hopp-hopp-hopp! Links, rechts, links, rechts! Macht schon – wir brechen auf!«
    »Geht schon vor«, sagte Kate. »Ich komme gleich.« Michael schob Abrahams Foto in sein Notizbuch und er und Emma verließen mit dem Zwerg das Zimmer. Im letzten Moment rief Kate ihre Schwester zurück. Sie hielt ihr das andere Foto hin, das von sich selbst in ihrem Schlafzimmer. »Ich finde, du solltest das nehmen.«
    »Wirklich? Warum?«
    Damit du ein Bild von mir hast, hätte sie fast

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