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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Dinge wie Mathematik oder Erdkunde gegangen. Während sie noch dastand, schien es ihr, als ob das Gas die Farbe veränderte und langsam einen dunklen orangefarbenen Ton annahm. Das, so sagte sie sich, war gar nicht gut. Sie überlegte kurz, ob sie den Glasbehälter einfach zerschmettern sollte, aber gemessen an der Tatsache, dass
sich darin ein hochexplosiver Stoff befand, schien ihr das keine gute Idee zu sein. Unwillkürlich dachte sie, dass Michael wissen würde, was zu tun war. Er hatte vermutlich alles gelesen, was zum Thema Minenentschärfung jemals geschrieben worden war, und hatte vielleicht sogar eine ausführliche Zeichnung davon in seinem blöden Notizbuch. Sie verschwendete ein paar Momente mit der Vorstellung, wie Michael mit einem zweiten Zwergenorden vor ihr herumstolzierte, bis sie ihren Ärger beiseiteschob und in Ermangelung einer anderen Idee einfach die Hand ausstreckte und sie auf den Glasbehälter legte.
    Er fühlte sich warm an. Das Glas kam ihr hauchdünn vor. Ein bisschen zu viel Druck und es würde zerbrechen. Emma schloss die Augen und zog leicht daran. Der Behälter rührte sich nicht. Sie zog fester, aber das Glas blieb unbeirrt mit dem Metallsockel verbunden, der sich nicht von der Wand wegrührte. Emma holte tief Atem und machte sich bereit, mit ganzer Kraft zu ziehen, als plötzlich etwas geschah: Instinktiv nach einem besseren Griff suchend, verschob sich ihre Hand leicht – und mit ihr der Behälter.
    Vorsichtig drehte Emma das Glas entgegen des Uhrzeigersinns. Es schabte, als das Glas über das Metall rutschte, aber dann sah Emma, dass in den unteren Teil des Behälters Rillen geschnitten waren, und sie drehte schneller. Gleich darauf hielt sie den Behälter in der Hand. Und in dem Moment, in dem sich das Glas von dem Metall löste, kühlte es ab. Das Gas im Inneren wurde erst wieder gelb, dann grün und schließlich klar, ehe es gänzlich verschwand.
    Der Metallsockel heizt die Mine auf, dachte Emma.
    Sie betrachtete die anderen Minen, die jetzt orangerot
pulsierten. Gabriel hatte gesagt, dass sie explodieren würden, wenn sie ganz rot geworden waren. Die Zeit lief ihr davon. Sie legte den Glasbehälter auf den Laufsteg und rannte zur nächsten Mine.
     
     
    In der Zwischenzeit kämpfte Gabriel um sein Leben. Nachdem er Emma weggeschickt hatte, war er auf einen der etwa dreißig Zentimeter breiten Holzbalken gesprungen, die zwischen den Außenwänden des Damms verliefen, hatte mit beiden Händen die Machete gepackt und damit auf die Seite der Kreatur gezielt. Der Schlag hätte einen Mann in zwei Stücke gehauen, aber die Klinge prallte wirkungslos an der Haut der Kreatur ab. Einen Augenblick später flog Gabriel rückwärts, getroffen von einer Kraft, die ihm die Luft aus den Lungen presste. Er prallte von einem Balken ab, fiel drei Meter tief, griff nach einem anderen Balken, verfehlte ihn und packte schließlich einen dritten. Mit einem Blick nach oben erkannte Gabriel, dass die Kreatur ihren Angriff nicht fortsetzte. Sie blieb oben und grinste zu ihm hinunter. Gabriel verstand: Das Untier machte ihm klar, dass es ihn töten konnte, wann immer es Lust dazu hatte. Da wusste Gabriel, dass dies die letzte Schlacht seines Lebens sein würde. So sei es, dachte er. Er musste nur lange genug überleben, damit Emma die Minen entschärfen konnte.
    Die Kreatur flog auf ihn zu, und Gabriel versuchte, auszuweichen, aber die Krallen rissen tiefe Wunden in seine Seite. Das Untier kehrte um und flog mit atemberaubender Geschwindigkeit erneut auf ihn zu, packte ihn und hob ihn hoch. Mit dem Griff der Machete hämmerte Gabriel auf den Kopf und
den Rücken des Monstrums ein, fühlte, wie er nach oben gezerrt wurde, suchte verzweifelt irgendwo Halt und wurde schon im nächsten Moment in die Tiefe geschleudert. Sein Körper durchschlug die dünneren Streben der Innenkonstruktion des Damms, als wären es Streichhölzer, und er dachte schon, er würde bis auf den Grund fallen, als er mit einem knochenbrecherischen Knacken auf einem breiten Balken aufprallte. Mühsam richtete er sich auf. Er spürte, wie seine gebrochenen Rippen aneinanderscheuerten. Die Machete war fort. Er schaute nach unten und sah Emma. Drei Minen hatte sie bereits entschärft. Noch eine kleine Weile.
    Flügelschläge erklangen, und er konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, als das Untier sich von oben auf ihn stürzte. Die Krallen rissen an dem Holzbalken. Als die Kreatur sich wieder in die Höhe schrauben wollte, sprang

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