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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Gabriel ab und landete auf ihrem Rücken. Gemeinsam sackten sie einige Meter ab, ehe sich die Kreatur mit dem zusätzlichen Gewicht zurechtfand. Sie kreischte und griff mit den Armen hinter sich, um ihn zu packen, aber Gabriel zog sein Messer und fing an, in die weiche Haut der Flügel zu schneiden. Und jetzt war das Kreischen des Untiers schmerzerfüllt. Panisch flog es durch das Gitterwerk aus Balken und Streben, buckelte und bockte, um den Mann auf seinem Rücken abzuwerfen. Gabriel prallte mit dem Kopf gegen einen Holzbalken und musste darum kämpfen, bei Bewusstsein zu bleiben, während er durch den Muskel des Flügels schnitt. Die Kreatur verlor das Gleichgewicht und rutschte zur Seite. Wieder stieß Gabriel mit dem Kopf an und diesmal wurde ihm schwarz vor Augen.
Emma hatte gerade die letzte Mine erreicht, als sie etwas durch die Streben über sich donnern hörte. Sie schaute auf und sah einen dunklen Schemen auf sich zustürzen. Einen Moment später krachte ein Körper auf den Steg.
    »Gabriel!«
    Er war über und über mit Blut bedeckt. Sein linker Arm stand in einem merkwürdigen Winkel vom Körper ab und auf seiner Stirn befand sich eine böse Prellung. Aber er lebte. Sie sah, wie sich seine Brust hob und senkte.
    Dann hörte sie ein Kreischen und schaute wieder nach oben. Die Kreatur hopste von Balken zu Balken, von Strebe zu Strebe, immer nach unten – auf sie zu.
    »Gabriel! Wach auf! Gabriel!«
    Der riesige Mann rührte sich nicht.
    Etwa drei Meter unter ihnen befand sich ein weiterer Laufsteg. Emma schob mit ihrer Schulter gegen Gabriels Körper, aber es war, als ob er aus Stein bestünde. Unbeirrt schob sie weiter, fester und fester, wobei sie versuchte, die Geräusche, die das Ungeheuer beim Näherkommen machte, auszublenden. Langsam, ganz langsam, bewegte sich Gabriels Körper. Dann rollte er über die Kante nach unten und landete mit einem Schlag auf dem Laufsteg unter Emma.
    Emma spürte eine Vibration unter ihren Füßen und wirbelte herum. Da stand das Monstrum, das Maul zu einem grotesken Grinsen verzogen. Der eine Flügel hing nur noch an einem dünnen Streifen aus Muskeln und Sehnen. Sie wusste, dass sie Entsetzen verspüren müsste – das wäre die einzig vernünftige Reaktion – , aber statt Angst zu haben, merkte sie, dass sie wütender war als je zuvor in ihrem Leben.
    »Das geschieht dir recht! Weißt du, wie jämmerlich du
aussiehst? Du hättest dich nicht mit Gabriel anlegen dürfen! Du hast Glück, dass er dir nicht den Garaus gemacht hat! Was willst du jetzt mit dem Flügel anstellen, hm?«
    Wie zur Antwort griff das Untier nach hinten, riss den verwundeten Flügel ab und schleuderte ihn in die Tiefe. Dann packte es auch den gesunden Flügel, drehte und drehte ihn unter viel Gekreische und ekelerregendem Knirschen und riss auch ihn ab. Den blutigen Flügel mit einer Faust gepackt, machte das Untier einen Schritt auf Emma zu und stieß einen Schrei aus.
    Emmas Mund öffnete sich erschrocken und jetzt kam auch die Angst. Dieses Monstrum würde sie töten. Sie befahl sich, tapfer zu sein, oder wenigstens so zu tun als ob. Das war sie Gabriel schuldig.
    »Du bist… du bist …«
    Aber sosehr sie es auch versuchte, die Worte wollten nicht kommen. Das Untier machte noch einen Schritt und war jetzt so nah, dass Emma seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte.
    Bloß nicht weinen, ermahnte sie sich. Wage es nicht, zu weinen!
    Dann sah sie die Mine zur Linken der Kreatur, die sich gerade blutrot verfärbte, und ohne nachzudenken, sprang Emma von dem Laufsteg. Der Fall schien ewig zu dauern. Als sie neben Gabriel landete, durchzuckte ein heftiger Schmerz ihren Knöchel, aber ihr Schrei ertrank in dem Getöse, mit dem die Mine explodierte.

    Der Rand des Bootes lag nur wenige Zentimeter oberhalb der Wasserlinie. Michael hatte so viele Kinder wie möglich an Bord gebracht, hauptsächlich die Kleinsten, obwohl er auch drei Jungen seines Alters mitgenommen hatte, die ihm beim Rudern helfen sollten. Es waren immer noch mindestens dreißig Kinder auf dem Schiff der Gräfin, denen er hoch und heilig versprochen hatte zurückzukehren. Von Dr. Pym oder Kate war nichts zu sehen, und Michael hatte überlegt, ob er die Jungen mit dem Boot allein zurückschicken und sich auf die Suche nach seiner Schwester machen sollte.
    Aber er konnte die Kinder nicht im Stich lassen.
    Als das überfüllte Boot langsam über den dunklen See glitt, musste Michael daran denken, wie der Kreischer die Zellentüren

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