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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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ihren Augen verschwamm alles und sie schmeckte das Salz ihrer Tränen. Sie schob den Gedanken an ihre Mutter, das Gefühl, in ihren Armen zu liegen, beiseite. Sie war wieder auf dem Schiff der Gräfin und die Kinder brauchten sie.
    »Lassen Sie … lassen Sie sie frei.«
    »Hm?«
    »Lassen Sie sie frei.«
    »Wen soll ich freilassen?« Die Gräfin hatte das Buch zu einem Tisch auf der anderen Seite der Kajüte gebracht und blätterte durch die Seiten. Auf ihrem Gesicht lag ein gieriger Ausdruck, der sie hässlich machte.
    »Die Kinder! Sie haben es versprochen! Sie …!«

    Die Gräfin wedelte kurz mit der Hand und Kates Körper wurde starr. Sie versuchte, den Mund zu öffnen, aber es war, als hätte man ihn zugeklebt.
    »Man stelle sich vor: Jetzt gehört sie mir, die Chronik der Zeit! Und sie kam zu mir, als ich schon die Hoffnung aufgegeben hatte, als ich mich mit diesen elenden Bälgern ins Vergessen stürzen wollte! Mein Meister toleriert keine Fehlschläge. Ich hätte nicht mit der Nachricht zu ihm zurückkehren können, dass die Männer des Dorfes sich gegen mich aufgelehnt haben. Aber jetzt besitze ich das Buch und jetzt ist alles anders.« Sie liebkoste eine leere Seite und ihre Stimme sank zu einem Flüstern. »Und diese Macht werde ich nicht mehr hergeben. Auch nicht für ihn. Das weiß ich jetzt. Das Buch Emerald ist meine Bestimmung. Es hat mich gefunden.« Sie lächelte Kate an. »Natürlich werden die Kinder sterben. Aber sie kriegen nur das, was sie verdienen. Cambridge Falls ist ein sterbenslangweiliger Ort.«
    Sie hat gelogen, dachte Kate. Sie hatte nie die Absicht, die Kinder gehen zu lassen, und jetzt hat sie auch noch das Buch. Mit einem elenden Gefühl im Herzen verfluchte Kate sich selbst. Warum hatte sie Dr. Pym nichts von ihrer Vision erzählt? Warum dachte sie immer, sie sei für alles verantwortlich?
    Bitte, dachte sie, bitte …
    »Loyalität ist auch nicht mehr das, was es einmal war.«
    Der alte Zauberer stand im Türrahmen, im Tweedanzug und mit leicht schief sitzender Brille. Auf seinem Gesicht lag eine Maske aus stillem Zorn. Er schaute kurz zu Kate und einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Augen. Kate wusste, dass er ihre Beweggründe verstand und dass er ihr verzieh. Die Erleichterung, die sie empfand, war so allumfassend, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.

    Die Gräfin lachte. Es war ein hartes, grelles, freudloses Lachen.
    »Ich wusste gar nicht, dass wir Besuch erwarten. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie der große Dr. Pym sind?«
    »Dr. Stanislaus Pym, zu Diensten.«
    »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Sir.« Sie knickste und ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen?«
    »Ich bin hier, um die Kinder zu befreien und mir das Buch wiederzuholen, das Sie gestohlen haben.«
    »Oh. Oh-oh-oh. Ich fürchte, das wird schwierig sein. Sie müssen wissen, dass die Kinder in wenigen Minuten tot sein werden. Sie können natürlich ihre Leichen aufsammeln, wenn Sie wollen. Ganz wie Sie belieben. Was das Buch Emerald betrifft : Nein, das geht ganz und gar nicht. Darf ich Ihnen stattdessen ein Glas Wein anbieten?«
    »Ich bin nicht gekommen, um Spielchen zu spielen. Ich werde Ihnen eine letzte Chance geben.«
    Die Gräfin kicherte und vollführte einen kleinen Hopser. »Was haben Sie vor? Was haben Sie vor?! Oh bitte, sagen Sie es mir! Was haben Sie vor?!«
    »Ich würde mich gezwungen sehen, Sie zu vernichten.«
    Die Gräfin machte ein entsetztes Gesicht und schlug die Hände vor den Mund.
    »Katherine, hast du das gehört? Hast du gehört, was dieser böse Mann gesagt hat? Nun, Doktor, Sie sind ein harter Brocken. Ich habe vermutlich keine andere Wahl.«
    Die Gräfin hob das Buch mit ihren kleinen Händen hoch und hielt es ihm hin. »Hier, nehmen Sie. Sie böser Mensch!«
    Dr. Pym hob eine Hand und das Buch schob sich auf ihn zu.
Aber da sprangen schattenhafte Krallen aus den dunklen Ecken des Zimmers, umklammerten seine Arme und Beine und hielten ihn so an der Wand fest. Instinktiv wollte Kate weglaufen, aber eine unsichtbare Macht hielt sie wie angewurzelt an der Stelle, an der sie stand. Sie sah, wie Dr. Pym vergeblich versuchte, sich zu wehren.
    »Oh wie schade! War das schon alles? Nach all den Geschichten, die man sich über den großen Zauberer erzählt, von wegen geheimnisvolle Kräfte und das ganze Trallala, muss ich zugeben, dass ich ein bisschen mehr erwartet hätte. Aber ich vermute, dass

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