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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Ihr Anblick ließ Kate erschauern. Wie schrecklich musste dieser grässliche Magnus sein, wenn die Gräfin, der eine Armee von untoten Soldaten zur Verfügung stand und die trotz ihrer Erregung immer noch in der Lage war, mit ihrer Zauberkraft Dr. Pym und Kate in diesem Zustand der Erstarrung zu halten, allein schon bei dem Gedanken an ihn zu zittern begann.
    »Es will mir scheinen«, sagte Dr. Pym freundlich, »dass Sie wohl besser über die ganze Sache hätten nachdenken sollen.«
    »Ich sagte, schweigen Sie, Sie Narr!« Die Gräfin war jetzt ein Raubtier, das man in die Enge getrieben hatte. Verängstigt wie sie war, war sie noch gefährlicher.
    »Ach, bin hier tatsächlich ich der Narr? Immerhin habe ich nicht ein Wesen betrogen, das zehnmal mächtiger ist als ich, und dann noch erwartet, davonzukommen.«
    Die Gräfin wirbelte zu ihm herum. »Sie waren es, nicht wahr? Sie haben es ihm verraten! Sie haben ihm eine Nachricht geschickt! «

    In der Hand der Gräfin glänzte plötzlich ein Messer auf. Kate bemühte sich nach Kräften, sich zu bewegen, aber es hatte keinen Sinn. Die Musik schraubte sich zu einem Crescendo empor, wurde schneller und schneller, lauter und lauter. Die Gräfin kam auf Dr. Pym zu.
    »Wenn ich sterbe«, zischte sie, »dann nicht allein!«
    Kate wollte schreien, wollte Dr. Pym anflehen, doch etwas zu tun, irgendeinen Zauber zu weben, sie wenigstens anzuspucken, wenn gar nichts anderes half …
    Doch dann verstummte die Musik schlagartig.
    Und die Gräfin, den Dolch zum Stoß erhoben, erstarrte. Ihr Gesicht war eine Maske aus Angst und Wut.
    »Meine Liebe«, sagte Dr. Pym, »ich fürchte, Ihr letztes Stündlein hat geschlagen.«
    Wortlos sackte die Gräfin zu Boden.
    Kate fühlte, wie sich die unsichtbaren Fesseln um ihren Körper lösten. Sie wäre beinahe zusammengebrochen, so unvermittelt kam die Befreiung. Auch Dr. Pym befand sich nicht länger in der Gewalt der Gräfin, aber er bedeutete Kate zu bleiben, wo sie war. Er starrte auf den reglosen Körper der Gräfin. Das Buch Emerald lag neben ihr auf dem Boden. Worauf wartete er denn? Das war ihre Chance! Sie mussten das Buch nehmen und fliehen, bevor …
    Der Körper auf dem Boden bewegte sich.
    Langsam kam die Gräfin auf die Füße. Aber etwas hatte sich verändert. Ihr blondes Haar hatte eine dunkelgrüne Farbe angenommen und ihre Augen glitzerten wie Diamanten. Sie war noch schöner, noch zauberhafter als zuvor. Einen kurzen Moment ruhten die glitzernden Augen auf Kate; dann wandte sie sich zu Dr. Pym und lächelte.

    »Stanislaus, wie lange ist das her?«
    Und Kate begriff, dass dies nicht die Gräfin war.
    »Also wollte mich meine entzückende Gräfin betrügen und die Chronik für sich behalten. Ts, ts, Loyalität ist wahrhaftig eine seltene Tugend!«
    Die Kreatur streckte die Arme der Gräfin aus, als wollte sie bewundern, wie lang und schlank sie waren. Es war seltsam, zu sehen, wie jemand seinen eigenen Körper so betrachtete, als würde er ihn zum ersten Mal sehen.
    »Vielleicht liegt der Fehler nicht bei dem Untergebenen«, sagte Dr. Pym, »sondern an der mangelnden Motivationsfähigkeit des Herrschenden.«
    Das grünhaarige Wesen lachte. Verblüfft registrierte Kate, dass dieses Lachen anders war als das schrille und leere Kichern der Gräfin. Es war lässig, fröhlich und echt.
    »Touché, Stanislaus! Du hast zweifellos recht. Wie immer, mein alter Freund. Und diese junge Dame, vermute ich, ist dir treu ergeben?«
    Kate versteifte sich, als sie – er? – sich ihr näherte. Von Nahem sah Kate, dass die Haare nicht grasgrün waren wie eine Sommerwiese, sondern smaragdgrün wie der Dschungel. Die Farbe schien sich zu verändern, zu verdunkeln und hin und her zu zucken, als ob sie lebendig wäre, und in den glitzernden Augen lag ein Hunger, der Kate erschreckte. Wieder hörte sie die Geigenmusik. Anfangs nur schwach, rief sie nach ihr, lud sie zum Tanz ein, verkündete das Ende der Welt und forderte sie auf, zu tanzen, solange noch Zeit dazu war; sie erzählte von brennenden Städten, panischen Menschen, von Dunkelheit, Zerstörung, von Chaos und Verderben – komm , lockte die Musik, tanz mit mir, tanz mit mir . Tief in ihr Inneres drangen
die Klänge, und zu ihrem Entsetzen merkte Kate, dass ein Teil von ihr gehorchte; sie hätte sich am liebsten im Takt der Musik gewiegt und im Kreis gedreht, nur für den Augenblick gelebt, ehe alles zu Ende war. Keine Sorgen, keine Ängste mehr… und dann starrte sie in die glitzernden

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