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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Pym.
    »Oder man könnte eine Welt erschaffen, in der alle Lebewesen nur eine einzige Aufgabe haben: dem Schöpfer dieser Welt zu dienen. Ich glaube, du begreifst langsam, meine süße Kate, warum die Suche nach den Chroniken vom Anbeginn schon so viele Leben gekostet hat. Es ist das Versprechen von absoluter Macht. Und deshalb«, fuhr sie fort und schob ihr Gesicht ganz nah an das von Kate heran, »seid ihr drei – du und deine Geschwister – von so immenser Bedeutung.«
    Aus dem Augenwinkel sah Kate, dass Dr. Pyms Lider nach unten gesackt waren und sich seine Lippen bewegten.
    »Vor langer, langer Zeit«, flüsterte die Gräfin, »wurde geweissagt, dass eines Tages drei Kinder die Bücher finden und zusammenbringen würden. Ja, drei Kinder! Eins für jedes Buch! Verstehst du? Du, Michael und die kleine Emma, ihr seid die Schlüssel.« Sie legte ihre weiche Hand auf Kates Wange. »Ich fürchte, du hast noch einen weiten Weg vor dir.«
    Kate brauchte keine Bestätigung von Dr. Pym; tief in ihrem Innern wusste sie, dass die Gräfin die Wahrheit sprach. Das würde alles erklären: warum sie in der Lage gewesen war, das Gewölbe unter der toten Stadt zu öffnen – ein von Zwergen geschmiedetes Tor, mit Zaubersprüchen gesichert, das sie, ein gewöhnliches Menschenmädchen, mühelos hatte öffnen können. Wie sollte das möglich sein, es sei denn, die Person, die das Tor versiegelt hatte – nämlich Dr. Pym –, hatte gewusst, dass sie kommen würde? Und woher hätte er das wissen sollen, wenn nicht durch eine Prophezeiung? Und das würde auch erklären,
warum sie von ihren Eltern getrennt worden waren. Jemand, der nach den Büchern suchte – vielleicht sogar der Meister der Gräfin – , hatte vermutlich herausgefunden, wer sie, Michael und Emma waren! Kate konnte sich vorstellen, welche Angst und Sorge ihre Eltern empfunden haben mussten. Natürlich hatten sie ihre Kinder Dr. Pym anvertraut. Kate konnte förmlich hören, wie der Zauberer ihren Eltern versprochen hatte, sie zu verstecken und auf sie aufzupassen. Plötzlich ergab alles einen Sinn.
    »Aber genug davon«, sagte die Gräfin jetzt. »Es ist Zeit, diesen dummen alten Zauberer ins Jenseits zu schicken …«
    Sie drehte sich um und hob die Hand.
    In dem Augenblick fegte ein eisiger Wind durch die Kajüte. Er brachte das Porzellan zum Klappern und ließ den Kronleuchter hin und her schaukeln. Er schnitt durch jeden Fetzen Kleidung, den Kate am Leib trug.
    »Was tun Sie da?« Die Gräfin trat auf Dr. Pym zu. »Aufhören ! Ich befehle es!«
    »Meine Liebe, das bin ich nicht.« Und noch während er sprach, flackerte das Licht und erlosch. Einen Augenblick lang war alles ruhig. Totenstill. Dann hörte Kate durch die Dunkelheit leises Geigenspiel dringen. Das Lied war wunderschön, uralt, entsetzlich – und es wurde lauter.
    »Er kommt«, sagte der Zauberer. »Der grässliche Magnus kommt.«
     
     
    Emma schaute nicht nach oben. Gabriel hatte ihr eine Aufgabe übertragen, und das war alles, was sie wissen musste. Alles andere – die Schreie, das Grunzen, die Kampfgeräusche – klammerte
sie aus, genauso wie die Gewissheit, dass Gabriel schon eine Schlacht hinter sich hatte und erschöpft war. Gabriel hatte ihr eine Aufgabe übertragen und sie würde ihn nicht enttäuschen.
    Die Treppe war in den Fels gehauen, und Emma rannte die Stufen hinunter, immer weiter, bis sie auf einer Höhe mit den sechs grünen Kugeln war, die eine schimmernde gepunktete Linie entlang der Vorderseite des Damms bildeten. An der Holzwand war ein schmaler Laufsteg angebracht, auf den sprang Emma und rannte ihn entlang. Überdeutlich spürte sie die Leere oberhalb und seitlich, und von der anderen Seite drängte sich ein Berg von Wasser gegen das Holz, wollte durchbrechen. Verzweifelt versuchte sie, die Geräusche des Kampfes, der sich über ihr abspielte, zu ignorieren. Genau in der Mitte des Damms blieb sie stehen.
    Aus der Nähe erkannte sie, dass die Minen aus zwei Teilen bestanden. In einem gläsernen Behälter von der Größe einer Grapefruit wirbelte und schimmerte das gelblich grüne Gas, und diese Glaskugel saß auf einem runden Metallsockel, der wiederum mit einer Art grauem Kitt an der Holzwand befestigt war. Emma starrte die erste Mine an und fragte sich, was sie tun sollte. Warum hatte Gabriel ihr nicht wenigstens einen Hinweis gegeben? Woher sollte sie wissen, wie man eine Mine entschärft? Das hatte sie nicht in der Schule gelernt. Dort war es immer nur um so nutzlose

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