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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Augen eines Totenschädels. Sie zuckte zurück, als ob sie sich plötzlich am Rand eines Abgrunds wiedergefunden hätte. Die Musik verstummte.
    Vor ihr stand die Gräfin, jenes grünhaarige, diamantenäugige Wesen, das nicht die Gräfin war – aber auch kein Skelett.
    »Stanislaus, es scheint mir, als ob dein Schützling nicht mit mir tanzen möchte. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, meine Liebe. Wir alle tanzen am Ende. Welche Tapferkeit! Das ist gut. Du wirst sie brauchen. Du bist eins von ihnen, nicht wahr? Eins der Kinder der Prophezeiung. Es steht dir ins Gesicht geschrieben. « Das Wesen streckte die Hand aus und streichelte Kate übers Haar. Sie hörte die Gier in seiner Stimme und fühlte die Hand vor Erregung zittern. »Weißt du, wie lange ich schon auf diesen Moment warte? Ich habe Berge aus dem Ozean aufsteigen sehen. Ich habe erlebt, wie Reiche entstanden und zerfallen sind. Ganze Völker starben aus und gerieten in Vergessenheit, und währenddessen habe ich gewartet. Dein Dr. Pym spricht von Loyalität; ich war loyal, mein Kind. Eine solche Treue wirst du nie wieder erleben. Denn ich wusste, dass wir uns eines Tages begegnen würden.«
    Kate starrte in diese uralten glitzernden Augen und sah es. Sie sah die Jahrhunderte des Wartens. Sie sah, wie die Welt sich um das Wesen verändert und es doch nie sein Ziel aus den Augen verloren hatte. Wie konnte sie sich einer solchen Entschlossenheit widersetzen? Dies war ihr Schicksal. Es gab kein Entrinnen.

    Von der anderen Seite der Kajüte sagte Dr. Pym: »Du kannst nicht hierbleiben.«
    »Hm?«
    »Schau auf deine Hand.«
    Das Wesen, das Dr. Pym den grässlichen Magnus genannt hatte, hielt die Hand der Gräfin in die Höhe. Zu Kates Entsetzen waren die Knöchel dick und knotig geworden; die Adern schoben sich durch die perlweiße Haut nach oben. Der grässliche Magnus schien weder überrascht noch sonderlich besorgt zu sein.
    »Sehr clever, Stanislaus. Du hast mich eingeladen, um meine eigene Dienerin zu vernichten, und wusstest doch die ganze Zeit, dass ich nicht verweilen darf. Du hast nichts verlernt, mein Freund. Aber das spielt keine Rolle.« Er schaute Kate an. »Ich habe gesehen, was ich sehen wollte.«
    Das Wesen drehte sich um und nahm das Buch an sich. Es alterte nun immer rascher, kam in die Jahre, wurde gebeugt und war bald eine Greisin, die durch die Kajüte schlurfte und Kate das Buch reichte. Das einstmals schöne Gesicht verbarg sich hinter einer Landschaft aus Furchen und Kratern, umrahmt von trockenem und schütterem grünen Haar. Es lächelte Kate an und zeigte dabei zwei Reihen zersplitterter gelber Zähne. Seine Worte waren ein raues Krächzen.
    »Das Ende ist nah, mein Kind. Ich werde zu dir kommen. Unser Schicksal ist eins. Ich werde kommen, und wenn ich dich finde, wird die ganze Welt tanzen …«
    Mit diesen Worten verschwand das Wesen. Kate fühlte, wie seine Gegenwart aus dem Raum entwich. Der Körper der Gräfin fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr. Das Buch Emerald lag neben der erschlafften Hand.

    Dr. Pym taumelte.
    »Dr. Pym!«
    »Schon gut, meine Liebe. Aber die Anstrengung … er ist so mächtig …«
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Der grässliche Magnus ist an sein eigenes Land gebunden … er kann es nicht für lange Zeit verlassen … ich werde es dir später erklären … wir müssen uns beeilen … keine Zeit … wir …«
    Er brach zusammen. Kate rannte zu ihm. Sie schüttelte ihn und rief seinen Namen, als sie die Explosion hörte.

KAPITEL 23
Die Kinder von Cambridge Falls
    Emmas Ohren klingelten. Ihr Knöchel pochte und sie war von Kopf bis Fuß klatschnass. Rechts und links von ihr schossen Wasserfontänen waagerecht durch Risse im Damm. Der Lärm war unglaublich. Sie schaute sich um, aber sie konnte das Untier nirgends sehen. War es möglich, dass die Explosion es getötet hatte?
    Der Damm stöhnte und ächzte. Immer mehr Holz knackte und splitterte.
    »Gabriel! Du musst aufwachen! Gabriel!«
    Er schlug die Augen auf; er lebte.
    Danke, dachte Emma, obwohl sie nicht wusste, wem sie da dankte. Danke, danke, danke.
    Gabriel setzte sich auf und umklammerte seinen gebrochenen Arm. »Wie komme ich hierher?«
    »Du hast gegen dieses Monstrum gekämpft, aber das Vieh hat vermutlich unfaire Tricks angewendet. Jedenfalls bist du da
draufgefallen.« Sie deutete auf den Laufsteg über ihnen. Dann dachte sie einen Moment nach und fügte hinzu: »Aber du bist abgerutscht und hier gelandet.« Wenn er sich nicht mehr

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